Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
052 - Roboter des Grauens

052 - Roboter des Grauens

Titel: 052 - Roboter des Grauens
Autoren: John P. Vanda
Vom Netzwerk:
Sie als …“
    „Nein, bitte nicht!“ Ein wenig Auflehnung lag in Marys Stimme. „Gebrauchen Sie nicht wieder dieses häßliche Wort.“
    Sie schwieg, und John wußte im Moment nichts zu sagen. Im Raum, in dem sie die einzigen Gäste waren, war es still.
    „Sie haben kein Vertrauen zu mir?“ fragte John endlich. „Ich muß das akzeptieren. So etwas kann man nicht erzwingen.“
    Das schwarzhaarige Mädchen mit den tiefen dunklen Augen schluckte. „Vielleicht später einmal.“
    John lächelte, hob sein Glas und stieß mit Mary an. Sie trank nachdenklich den Rest des Weines. Sie machte einen seltsam gehetzten Eindruck. „Wollen Sie mich jetzt bitte nach Hause bringen, John?“ bat sie zaghaft.
    „Wenn Sie möchten, natürlich.“
    Der junge Mann stand auf.
    „Ich freue mich darauf, mit Ihnen auf dem Weg noch ein wenig zu plaudern“, sagte er, während er dem geheimnisvollen Mädchen das leichte Cape reichte.
     

     

„Paß auf die Belichtung auf!“ Philip, der Fotofachmann der Studentengruppe, nahm Lucy die Polaroidkamera aus der Hand und kontrollierte die Einstellung. „Wenn du die Helligkeit nicht ganz genau triffst, bekommst du grauenhafte Bilder. Ich hätte ja lieber normale Dias angefertigt, aber Professor Melton will so schnell wie möglich die ersten Ergebnisse unserer Arbeit sehen. Da er so viel zu tun hat und nicht herkommen kann, müssen wir wohl so provisorisch arbeiten.“
    John gesellte sich zu Lucy und Philip. Die beiden anderen Studenten arbeiteten an einer entfernten Stelle des Rittersaals.
    „Na, geht’s vorwärts bei euch?“
    „Der Alte wird Augen machen“, sagte Lucy begeistert. „Das Fresko ist wirklich eindrucksvoll. Als ich es gestern zum erstenmal vollständig sah, hätte es mich beinahe umgehauen. Solch eine Intensität des Ausdrucks!“
    „Ja, da hast du recht“, antwortete John. Er trat einige Schritte zurück und betrachtete zum hundertsten mal das Gemälde, das sich vier Meter breit und zwei Meter hoch auf der Südwand des Rittersaals von Round-Wall-Castle abzeichnete.
    Und wie immer, wenn er die Malereien sah, rieselte ihm ein leiser Schauer über den Rücken. In Lebensgröße erhob sich genau im Zentrum des Freskos eine silbrig glänzende Rittergestalt. Jede Einzelheit des Panzers war auf das genaueste herausgearbeitet. Das Gesicht des Ritters schien vor Leben zu sprühen. In dem gebräunten Antlitz des Mannes blitzten grünliche Augen. Ein schwarzer Vollbart umgab einen sinnlichen Mund. Der Ritter trug ein schweres Schlachtbeil in der einen und einen wappenverzierten Schild in der anderen Hand.
    Wie eine makabre und grauenvolle Girlande zog sich ein seltsames Stilleben um die Figur des Recken. Es war ein Gewirr von nackten gepeinigten Leibern, dazwischen Totenschädel, denen man die verschiedensten Stadien der Verwesung ansah. Körper wurden geschunden und gefoltert, aber auch die Folterknechte selbst trugen schreckliche Wunden am Körper, wurden von teuflischen Instrumenten gepeinigt; alle Grausamkeiten, die der menschliche Geist sich nur denken kann, waren hier verewigt.
    Und über der ganzen Szene glänzte blutrot die Sonne; sie hatte etwa einen Meter Durchmesser und war von sprühenden goldenen und silbernen Strahlen umgeben.
    Die Sonne. Sie war das größte Rätsel dieses Freskos. Sie war nämlich nicht gemalt, sondern bestand aus einer geschliffenen Glasplatte, die in die Wand eingelassen war. Die Studenten hatten sich schon am Tag zuvor gehörig den Kopf über dieses Phänomen zerbrochen, konnten sich jedoch auch nicht erklären, was das bedeuten sollte.
    Ein Beleuchtungskörper für den Rittersaal?
    Eine Art Fenster?
    Lösungen gab es viele, aber keine schien einleuchtend. Man hatte Professor Melton verständigt und gehofft, daß er eine Erklärung finden würde.
    Eherne Glockenschläge, die gedämpft vom Dorf her durch den Wald drangen, brachten John Ashley in die Wirklichkeit zurück. Er hatte bei seinen Betrachtungen Lucy und Philip vollständig vergessen. Er schaute auf seine Armbanduhr. Zwölf Uhr, Zeit, eine Pause zu machen.
    Mit Gewalt löste er sich vom Anblick des Freskos und wollte sich eben umdrehen, als er plötzlich wie erstarrt stehenblieb.
    „Philip, Lucy, schaut mal!“
    Sein ausgestreckter Zeigefinger deutete zitternd auf das Bild. Sein Gesicht war plötzlich bleich geworden.
    „Was ist denn los?“ hörte er Philip aufgeregt fragen.
    „Da!“
    Und jetzt sahen es auch seine Kommilitonen: Die Sonne auf dem Fresko hatte sich verfärbt und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher