Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0519 - Schatten des Grauens

0519 - Schatten des Grauens

Titel: 0519 - Schatten des Grauens
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Zeit!«
    »Verzeihung, aber das ist nicht so einfach. Der Mann ist Polizist.«
    Zamorra und Nicole sahen sich an. Ihre Hochstimmung verflog. »Es geht wieder los«, seufzte Zamorra. »Die ruhigen Wochen sind vorbei.« Er wandte sich in Richtung der Sprechanlage, die alle bewohnbaren Räume von Château Montagne miteinander verband. »Ich komme Raffael. Aber es dauert noch ein paar Minuten.«
    »Danke, Monsieur.« Es knackte. Raffael hatte von seiner Seite aus abgeschaltet das Gerät war wieder passiv. Zamorra erhob sich und begann sich anzukleiden. Nicole setzte sich auf und machte ein verdrießliches Gesicht. »Es ist ungerecht«, murmelte sie. »Wo ich doch überhaupt keine Lust habe, mir was anzuziehen.«
    Zamorra grinste. »Dann bleiben dir nur zwei Möglichkeiten: Entweder wartest du hier auf meine Rückkehr, oder du bietest dem Polizisten und vor allem auch mir einen erbaulichen Anblick. So was Hübsches bekommt der arme Teufel bestimmt auch nicht jeden Tag zu sehen.«
    »Kommt ja gar nicht in Frage!« protestierte Nicole und schnappte Zamorra sein Hemd vor den Fingern weg. »Such dir ein anderes. Das hier brauche ich jetzt.«
    »He!« monierte er kopfschüttelnd. »Du hast überquellende Schränke voller Textilien! Warum mußt es ausgerechnet mein erklärtes Lieblingshemd sein?«
    »Weil es nach dir duftet, cheri«, machte Nicole ihm klar und schlüpfte in das rote Stück, das mal gerade lang genug war, ihre Blößen zu bedecken. Sich bücken oder die Arme hochrecken durfte sie allerdings nicht. »Jugendfrei ist auch was anderes«, brummte Zamorra und entschied sich für einen Pullover…
    Der Polizist entpuppte sich als Chefinspektor Pierre Robin.
    »Was führt denn Sie zu uns, Pierre?« fragte Zamorra erstaunt. Noch erstaunter war er, daß der untersetzte, etwas nachlässig gekleidete Mann Raffaels Angebot angenommen und sich die Wartezeit mit einem Gläschen Wein verkürzt hatte.
    »Ich bin nicht im Dienst«, erklärte Robin, dessen Schnauzbart seinem Gesicht den Ausdruck einer pfiffigen Spitzmaus verlieh. »Sonst dürfte ich nämlich gar nicht hier sein, weil Ihr Kaff ja nicht zu meinem Departement gehört. Aber ich dachte, ich wäre Ihnen den kleinen Tip schuldig.«
    Zamorra ließ sich ihm gegenüber im Sessel nieder. Nicole hockte sich in verwegener Pose auf die Sessellehne und schmiegte sich an Zamorras Schulter. Robin lächelte. »Hübsch siehst du aus, Nicole. Wenn du so in Lyons Straßen auftauchen würdest, müßte ich dich verhaften.«
    Nicole zupfte an ihrem Hemd. »Ich bin in einer akuten Notlage, Pierre«, behauptete sie. »Ich habe nichts anzuziehen, und dieser Geizkragen hält mich hier gefangen, damit ich nicht auf Einkaufstour gehen kann. Er hat mir die Sträflingskette nur abgenommen, weil er dir gegenüber einen guten Eindruck machen will.«
    »Versuch’s doch mal mit Tele-Shopping«, empfahl Robin. »Oder hat er dir auch Telefon und Fax gesperrt?«
    »Bringen Sie sie bloß nicht auch noch auf diese Idee, Pierre!« ächzte Zamorra.
    »Darauf kommt’s wahrscheinlich eh nicht mehr an. Sie kriegen Schwierigkeiten, Zamorra. Ihr spezieller Freund Odinsson ist mal wieder aktiv geworden. Ich darf Ihnen allerdings nicht verraten, daß derzeit über einen Haftbefehl gegen Sie entschieden wird.«
    »Wie bitte?« entfuhr es Zamorra.
    »Sagtest du ›Haftbefehl‹?« stöhnte Nicole auf.
    »Sie haben doch vor etwa zwei Wochen im Rhône-Département einen Vampir eingeäschert, stimmt’s?«
    Zamorra nickte.
    »Könnte sein, daß Ihnen das das Genick brechen wird. Odinsson hat über Interpol Akteneinsicht gefordert und anschließend Strafanzeige erstattet. Man wirft Ihnen Mord vor.«
    »Wieso gibt es in diesem Fall überhaupt eine Akte?« stieß Zamorra hervor. »Außerdem: Was soll der Unsinn? Es war ein Vampir! Vampire ermordet man nicht, man erlöst sie!«
    »In dieser Akte ist von einem Vampir keine Rede, sondern nur von einem Bürger Frankreichs, den Sie auf dem Gewissen haben. Sie hätten kein Feuer legen sollen. Das Haus brannte nieder.«
    »Ich weiß«, brummte Zamorra. »Ich dachte, ich hätte ihn schon erledigt, da kroch er noch mal aus seinem Sarg, den Eichenpflock schon im Herz, und kippte die Petroleumlampe um. Daraufhin fackelte das ganze Haus mit ab.«
    »Das sagen Sie, und das glaube ich Ihnen, weil ich Sie und Ihre Fälle mittlerweile kenne. Aber ich habe darüber nicht zu entscheiden. Vermutlich wird der Richter den Haftantrag positiv beschließen. Ich wollte Sie warnen. Vielleicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher