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0519 - Schatten des Grauens

0519 - Schatten des Grauens

Titel: 0519 - Schatten des Grauens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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kann Ihr Anwalt die Aussetzung erwirken. Sagen Sie mal, womit haben Sie diesem Odinsson auf die Zehen getreten? Der veranstaltet ja eine regelrechte Jagd auf Sie! Selbst der Oberstaatsanwalt schüttelt nur noch den Kopf, wenn er den Namen Odinsson liest oder hört, aber er kann nicht einfach darüber hinweggehen. Odinsson hat eine derart große Aktensammlung über Ihre merkwürdigen Aktionen angelegt, daß einem schlecht werden kann. Der Mann will Sie vernichten, Zamorra.«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Zamorra. »Wir hatten einmal einen sehr guten Freund. Colonel Balder Odinsson, Exekutivbevollmächtigter des US-Pentagon. Er starb bei einem unserer Abenteuer. Ich vermute, daß der jetzige Odinsson ein Verwandter ist -oder jemand, der seinen Namen angenommen hat. Als Verwandter hätte er immerhin ein Rachemotiv. Allerdings ist mir nichts von Familienangehörigen Balder Odinssons bekannt. Er schien völlig allein in der Welt zu stehen.«
    »Vielleicht nur eine Schutzmaßnahme, um nicht erpreßbar zu sein. Immerhin war er mit seinen Vollmachten der mächtigste Mann nach dem Präsidenten«, fügte Nicole hinzu.
    »Wie dem auch sei, es steht Ärger ins Haus«, sagte Robin. »Ich an Ihrer Stelle würde nur noch im Fastnachtskostüm auf die Straße gehen, hübsch geschminkt oder maskiert, bis der Rummel vorüber ist.«
    »Bekommst du wegen der Warnung keine Schwierigkeiten?« fragte Nicole.
    Robin zuckte mit den Schultern. »Ich bin nicht dienstlich hier, und ich habe mir einen Mietwagen genommen. Aber selbst wenn - sie haben mich von Paris nach Lyon strafversetzt, weil ich zu erfolgreich war, und das Schlimmste, was sie mir noch antun können, ist, daß sie mich zum Sheriff eures Dörfchens machen. Ganz feuern können sie mich nicht, weil ich zu viele Belobigungen und Orden habe.«
    »Sei dir da nicht so sicher. Wenn der Haftbefehl tatsächlich ausgegeben wird und wir dank deiner Warnung vorher untertauchen, ist das Strafvereitelung. Dann kannst du deine Pension vergessen«, warnte Nicole.
    »Vielleicht bewerbe ich mich dann bei euch als Bodyguard«, sagte Robin. »Oder ich mache mich als Privatdetektiv selbständig, wie jeder verkrachte Bulle im Krimi. - Sagen Sie mal, Zamorra… können Sie sich vorstellen, daß ein Taschendieb von einem Schatten zur Strecke gebracht wird?«
    »Von einem Schatten?«
    »Kantinengespräch«, sagte Robin. »Ich hab’ es zufällig gehört. Ein wilder Bursche klaut einer Oma die Handtasche mit ein paar tausend Francs drin, läuft davon, und kein braver Bürger denkt daran, der Frau zu helfen und dem Mistkerl ein Beinchen zu stellen. Plötzlich saust ein herrenloser Schatten durch die Gegend, bringt den schrägen Vogel so zu Fall, daß er mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus muß. Ein Zeuge hat’s so beschrieben. Natürlich nimmt das kein Mensch ernst. Alle anderen behaupten, der Typ sei über seine eigenen Beine gestolpert. Komisch, nicht?«
    »In der Tat«, sagte Zamorra. »Vielleicht war der Zeuge, der den Schatten gesehen haben will, nicht ganz nüchtern. Wir sind in der Karnevalszeit.«
    »Ein Abstinenzler und praktizierender Gesundheitsapostel«, sagte Robin. »Die Kollegen von der Abteilung Diebstahl halten’s für einen glücklichen Zufall und den Zeugen für einen Spinner. Akte zu, ab zum Richter und fertig. Als ich es hörte, dachte ich an Sie, Zamorra. Sie haben doch mit noch viel seltsameren Dingen zu tun.«
    »Na schön, und was soll ich nun tun? Vor allem, wenn ich in Kürze steckbrieflich gesucht werde?«
    Robin zuckte mit den Schultern. »Vielleicht läßt sich ja etwas gegen diesen Haftbefehl tun. Ich habe einen Mitarbeiter auf diese Vampirsache angesetzt. Übrigens habe ich da noch eine offene Akte, die Odinsson garantiert auch Ihnen zuschreiben würde, bekäme er sie in die Finger: ein Mord ohne Mörder.«
    »Und wie sieht das in der Praxis aus?«
    »Es ist schon einige Wochen her. Ein Fotograf mit scheinbar zweifelhaften Moralvorstellungen verläßt die Gehurtstagsparty seiner Schwester, steigt - nüchtern! - in seinen Wagen und zerschellt auf einer Serpentinenstrecke neben der Straße, weil ihm jemand die Bremsleitungen durchgeschnitten hat. Aber: Den Spuren im Schnee zufolge hat sich niemand unter dem Fahrzeug zu schaffen gemacht, und er kann auch nicht mit schon defekten Bremsen zur Party hingefahren sein, weil er dann erst gar nicht lebend dort eingetroffen wäre. Was sagen Sie dazu?«
    »Ich nehme an, das Labor hat bereits alle nur erdenklichen
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