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0519 - Das Auge von Atlantis

0519 - Das Auge von Atlantis

Titel: 0519 - Das Auge von Atlantis
Autoren: Jason Dark
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der Seherin, der es gelang, in das Pandämonium zu schauen?«
    »Nein.«
    »Das bin ich.«
    »Und die Kraft des Sehens ist dir allein durch die Existenz des Auges gegeben?«
    »Richtig.«
    Ich schwieg, weil ich mir die Antworten auf meine Fragen zunächst durch den Kopf gehen lassen mußte. Natürlich war nicht alles damit erklärt, vor allen Dingen nicht der Schutz des Mörders Willy und dessen Rückkehr.
    Darauf kam ich zurück.
    »Es gibt noch einen Grund, der uns beide zusammengeführt hat«, sprach ich weiter.
    »Nicht nur Sarah Goldwyn?«
    »Nein, ein Mörder, der eigentlich hätte tot sein müssen. Er ist zurückgekehrt, um Rache zu nehmen.«
    Sie lachte mich an. Ihre Augen waren dabei groß geworden. Sogar in den Pupillen sah ich den goldfarbenen Schimmer. »Ja, es stimmt, du hast dich nicht geirrt. Willy ist ein Mörder. Er ist aber gleichzeitig ein Mensch, der an die Kräfte des alten Kontinents glaubte, das mußt du begreifen, Sinclair. Ich bin nicht erst seit gestern oder vorgestern in dieser Welt. Nein, schon lange Jahre beobachte ich. Hin und wieder erscheine ich, und wer einmal in die Magie des Auges hineingeraten ist, kann ihr nicht mehr entfliehen. Nur wurde es für mich Zeit, daß ich mir einen Stützpunkt suchte, den habe ich auch gefunden.«
    »Mit dieser Videothek?«
    »Ja, ich brauchte eine Anlaufstelle. Ich weiß, was in dieser Zeit gefragt ist. Ich bringe das Besondere, und wer es sehen will, der gerät in meinen Club.«
    »Nicht jeder?«
    »Nein, nur Auserwählte. Ihnen gebe ich die Gelegenheit, Atlantis durch die Kraft des Auges kennenzulernen.«
    »Was süchtig macht!«
    »Das gebe ich zu.«
    »Wie steht es mit mir? Kann auch ich die Kraft des Auges kennenlernen?«
    Sandra oder Sandora legte den Kopf schräg und schaute mich skeptisch an. »Möchtest du es denn?«
    »Sehr gern sogar.«
    »Und du bist dir der Gefahren bewußt, die eventuell, nein, bestimmt sogar auf dich zukommen werden?«
    »Natürlich. Ich sagte dir doch schon. Atlantis ist für mich kein unbeschriebenes Blatt.«
    »Aber das Auge wird es sein.«
    »Ich lasse es darauf ankommen.«
    »Du spielst mit deinem Leben. Du hast einen sehr waghalsigen Vorschlag gemacht, du willst wahrscheinlich einen Blick in das Pandämonium werfen. Ich werde mir überlegen, ob ich es dir gestatte. Nicht jeder darf es.«
    »Aber Lady Sarah…«
    »Sie ist auch meine Gefangene.«
    »Exakt, und ich bin gekommen, um sie aus deinen Klauen zu befreien.«
    Sandra nahm mich nicht ernst. »Wie der Märchenprinz oder der große Held im Liebesroman.«
    »So fühle ich mich nicht.«
    »Hast du Angst?«
    »Auch nicht. Es ist eher eine gewisse Neugierde. Ich habe eben schon zu viel erlebt.«
    Sandra hob die nackten Schultern. »Es ist in Ordnung, Sinclair«, sagte sie. »Es ist alles in Ordnung. Du hast gewonnen.«
    »Wie soll ich das verstehen? Gibst du mir Sarah Goldwyn zurück?«
    »Immer der Reihe nach. Ich werde dir zunächst einen anderen Wunsch erfüllen. Ich habe erlebt, daß du Atlantis positiv gegenüberstehst. Du kennst die Kraft des Auges. Es ist eine Insel, in die du eintauchen kannst. Eine Insel, die Zeiten miteinander verbindet, aber das dürfte dir ja nicht neu sein. Möglicherweise jedoch die Folgen. Deshalb frage ich dich, ob du bereit bist.«
    »Ja, das bin ich!«
    Sie drehte sich um, wandte mir den Rücken zu. Sie vertraute mir also. Sandra starrte gegen die bleiche Leinwand, auf der noch nichts weiter geschah. Erst als die Frau mit den goldenen Haaren ihre Arme vorschob und die Hände dabei spreizte, sah ich, daß sich die Fläche belebte.
    Allerdings entstanden keine Figuren. Wolkenartige Schimmer drangen aus allen Richtungen der Mitte entgegen, wo sie sich vereinigten.
    Das Auge entstand.
    Ich war fasziniert, denn ich sah es jetzt zum drittenmal. Das Auge war ungewöhnlich groß. Es nahm die gesamte Fläche der Leinwand ein. Die Pupille wuchs schneller und füllte bald das ganze Auge aus.
    »Schau in die Pupille!« sagte Sandra. »Blicke hinein in das tiefe dunkle Blau, das mich an ein magisches Meer erinnert!« Sie senkte die Stimme. »Es ist einfach wunderbar. Du kannst erkennen, wie die Zeiten sich verschieben und miteinander verschmelzen. Ich möchte dich auf etwas aufmerksam machen. In der Mitte der Pupille siehst du einen Umriß, der sich wie ein gewaltiger Klotz aus dem hervorhebt, was ihn umgibt. Du siehst den weißen Streifen an der Unterseite. Das ist die ewige Gischt, die gegen die Steilküste der Insel schlug. Eine Gischt wie
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