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0519 - Das Auge von Atlantis

0519 - Das Auge von Atlantis

Titel: 0519 - Das Auge von Atlantis
Autoren: Jason Dark
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zu denken. Dort hatte es mich oft genug auf felsige Flecken dieser Art verschlagen.
    Trotzdem war dieses Eiland anders. Zunächst fiel mir das Rauschen der Wellen auf. Obwohl ich in unmittelbarer Nähe des Strandes stand, hörte es sich anders an als sonst. Viel leiser, eher sanfter, als wäre ein Teil der Geräusche im Strudel der Zeiten verlorengegangen.
    Das Gestein, auf dem ich stand, war ebenfalls anders. Normalerweise sah es dunkel aus. Man konnte es mit dem Glanz einer schwarzen Spiegelfläche vergleichen, doch bei genauerem Hinsehen sah ich die helleren Einschlüsse im Gestein. Wie Adern durchzogen sie es, bildeten Figuren, Netze und auch verzweigte Strecken.
    Von Sandra sah ich nichts. Ich stand allein auf der Höhe, das einer breiten und sehr langen, flachen Tafel glich, die genau dort endete, wo das Ufer steil zum Wasser hin abfiel.
    Auf den Mittelmeerinseln hatte ich ein zerklüftetes Gelände erlebt, auch hin und wieder mit kargen Sträuchern bewachsen. Das war hier wiederum nicht der Fall.
    Meinen Augen präsentierte sich das glatte dunkle Gestein, strauch- und baumlos.
    Eine Ebene in Blau.
    Von der Pupille sah ich nichts, aber ich spürte dennoch das andere, das nicht Erklärbare und Unheimliche, das mich von oben herab traf. Etwas mußte dort vorgehen.
    Ich drehte mich, schaute noch einmal hoch und sah ihn.
    Es war ein bleicher Totenschädel. Er stand innerhalb des Blaus wie ausgeschnitten, als hätte jemand mit einem scharfen Messer Konturen in diesen ungewöhnlichen Himmel hineingefräst.
    Von der Erde her sieht der Mond in sehr klaren Nächten ebenso aus. Nur war es hier der weiße Totenschädel mit den pechschwarzen Augenhöhlen und dem ebenso dunklen Maul.
    Er stand dort als Zeichen, als Beobachter. Er glotzte auf die Insel, ein drohendes Omen, ein Zeichen für den bevorstehenden Untergang möglicherweise.
    Oder als Wächter des Pandämoniums.
    Ich erinnerte mich an Sandras Worte. Sie hatte mir erklärt, daß ich hier das Pandämonium finden könnte, nur wußte ich nicht, wo sich der Eingang zu dieser Welt befand, in der, da war ich mir sicher, noch immer Lady Sarah steckte.
    Es hatte keinen Sinn, wenn ich auf dem Plateau stehenblieb. Ich mußte die Insel erkunden, möglicherweise fand ich Spuren oder Hinweise. Daß man mich hier allein lassen würde, daran konnte ich nicht glauben, nach allem, was geschehen war.
    Ich ging los und fühlte mich überhaupt nicht wohl. Es war das kalte Gefühl im Nacken, das mich begleitete. Woher es kam, lag eigentlich auf der Hand.
    Es mußte mit dem bleichen Totenschädel zusammenhängen, der schräg über mir stand und mich beobachtete.
    Ich schritt, er bewegte sich ebenfalls und schneller, denn ich sah ihn plötzlich an der rechten Seite am Himmel stehen. Er schien innerhalb der großen Pupille zu kreisen.
    Das Rauschen der Brandung begleitete mich. Vergeblich hielt ich nach einem Abstieg Ausschau, ich mußte einfach auf der Hochebene bleiben.
    Je weiter ich ging, um so mehr verstärkte sich in mir das Gefühl, überhaupt nicht von der Stelle zu kommen. Ich kam mir vor, als würde ich auf einem sich langsam voranbewegenden Band laufen.
    Nie kam ich dem Ende näher.
    Nur der Totenkopf wanderte wie ein bleicher, gespenstischer Schatten über den blauen Himmel, glotzte mir zu und behielt mich unter Kontrolle.
    Ich dachte natürlich an das Pandämonium und an die fürchterlichen Gestalten, die es bevölkerten, von ihnen aber war nichts zu sehen. Wo konnten sie stecken? Weshalb hielten sie sich verborgen?
    Frühlingsduft umgab die Insel. Mit langsamen Schritten ging ich weiter, bis ich plötzlich vor mir eine Bewegung sah.
    Ich stoppte und versuchte, die Entfernung zu schätzen. Es gelang mir kaum, denn auf der schwarzen Fläche schmolzen die Distanzen doch ziemlich zusammen.
    Die Bewegung, zuerst nicht mehr als ein schattenhaftes Flattern, verdichtete sich. Etwas schien aus dem Boden hervorzukriechen, hatte die schwarze Tiefe des Gesteins verlassen und war an die Oberfläche gekommen, um mich zu begrüßen.
    Eine Gestalt, ein Mensch…
    Er mußte mich gesehen haben. Wie hätte ich sonst das Heben des rechten Arms verstehen sollen? Es war ein Gruß an mich.
    Auch ich wollte keine Zeit vergeuden und mit dem unbekannten Menschen zusammentreffen. Vielleicht war es Sandra, die auf mich gewartet hatte. Allein würde sie mich nicht auf der Insel lassen. Sie hatte andere Pläne mit mir.
    Bei normal hellem Licht hätte ich die Gestalt schon viel früher erkannt, so dauerte
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