Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0517 - Zitadelle des Todes

0517 - Zitadelle des Todes

Titel: 0517 - Zitadelle des Todes
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
sein - vom Château Montagne an der Loire waren sie ein paar Dutzend Kilometer weiter nach Süden geschleudert worden, und von dort aus hinauf nach Verdun. Bei früheren Zeitreisen mit Hilfe von Merlins Vergangenheitsring hatte Zamorra andere Erfahrungen gemacht; man blieb praktisch am Ort und wechselte nur die Zeit. Hier schien aber der Ort ebenfalls gewechselt zu werden. Das bedeutete, daß sie sich nach der erneuten Versetzung irgendwo in Frankreich oder sogar außerhalb der französischen Grenzen befinden mochten.
    Aber das »wo« war zweitrangig. Wesentlich wichtiger war eine Antwort auf die Frage: »Wann sind wir?«
    ***
    Das graue Nebelfeld hatte auch den Gnom eingehüllt und wieder ausgespien. Verwirrt sah er sich um. Jetzt brauchte er sich keine Sorgen mehr darum zu machen, ob er in die richtige Richtung gelaufen war. Von diesem Augenblick an war ohnehin alles wieder völlig anders. Er begann, wie schon zweimal zuvor, wieder am Punkt Null. Und er fragte sich, warum er jedesmal von seinem Gebieter getrennt wurde oder blieb. Warum konnte jene Macht, die immer wieder zu den Zeitsprüngen führte, nicht auch dafür sorgen, daß sie beieinander blieben?
    Aber weit und breit war nichts von Don Cristofero und den beiden anderen zu sehen. Sie waren wie vom Erdboden verschluckt.
    Dafür gab es einen schmalen Fluß und ein Dorf. Zwischen bestellten Feldern zeigten sich ein paar lichte Haine. Es gab Wiesen, hier und da auch ein paar Kühe oder Schafe. Aber mit Fleischzucht schien hier niemand sein Geld verdienen zu wollen.
    Das Dorf war nicht sonderlich groß. Der Gnom schätzte, daß es sich um höchstens drei Dutzend kleine Häuser handelte. Sie standen in lockeren Abständen, umgeben von Stallungen und Scheunen. Hier und da waren kleinere Gärten zu sehen. Etwas außerhalb des Dorfes, auf einem Hügel, erhob sich eine kleine, weißgekalkte Kapelle mit Glockentürmchen. Ein breiter, ausgetretener Weg führte hinauf und zeugte davon, daß die Bewohner des Dorfes diese Kapelle rege besuchten.
    Eine wesentlich breitere Straße führte durch die Landschaft und durch das Dorf hindurch. An den Rändern wucherte Unkraut, und tiefe Furchen waren Zeichen, daß dieser Weg stark befahren wurde. Immerhin mußten die Bauern ja auch zu ihren Feldern kommen. Ein von einem Ochsen gezogener Holzwagen rumpelte gerade aus dem Dorf heraus und in die Richtung des Gnoms. Ein älterer Mann schritt neben dem Ochsen her und trieb ihn hin und wieder per Zuruf oder Gertenstreich an. Auf dem Wagen hockten drei barfüßige Kinder. Die Kleidung der Leute bestand aus erdfarbenem, grobem Stoff und war vielfach geflickt.
    Der Gnom schritt ihnen entgegen. Die Leute konnten ihm sicher verraten, wo er diesmal gestrandet war, und vor allem: in welcher Zeit. Die einfache Kleidung des Bauern oder Knechtes erinnerte ihn zwar sehr an seine Epoche, aber er wagte nicht zu hoffen, daß es diesmal endlich funktioniert hatte. Denn wenn, dann hätten sein Gebieter und er sich doch eher dort befinden sollen, wo seinerzeit die Odyssee durch Raum und Zeit begonnen hatte, nämlich im Château Montagne, oder Castillo Montego, wie Don Cristofero es zu nennen pflegte.
    Plötzlich wurde der Ochsentreiber des Gnoms ansichtig. Er zuckte zusammen, sah genauer hin - und bekreuzigte sich dann. »Der Teufel«, hörte der Gnom ihn erschrocken seufzen. »Das ist der Teufel! Bei Gott und allen Heiligen und der Muttergottes -bleibe fern von mir, Satanas! Weiche zurück!« Er ließ die Gerte fallen, scheuchte die Kinder vom Wagen und begann mit ihnen zu laufen, zurück zum Dorf. Und dabei fuchtelte er wild mit den Armen und zeterte immer wieder lautstark, er habe den Teufel gesehen, und der Leibhaftige komme direkt auf das Dorf zu, um die Sünder zu holen…
    Plötzlich hielt der Gnom es nicht mehr für eine gute Idee, in diesem Dorf nach Weg und Zeit zu fragen.
    ***
    »Das sieht ihm wieder einmal ähnlich!« brummte Don Cristofero. »Statt hier zu sein und mir zur Hand zu gehen, wie’s ihm geziemt, hat er sich gewiß wieder einmal in irgendeiner Speisekammer verkrochen und nascht an fremden Honigtöpfen. Wäre er nicht ohnehin schon verunstaltet, würde ich ihm die Ohren langziehen, diesem Nichtsnutz!« Cristofero zupfte an seiner Samtjacke, prüfte, ob sein Degen noch vorhanden war, rückte seinen mit einem Federbusch geschmückten Hut zurecht und schob dann den Ärmel hoch, um auf seine Digitaluhr zu schauen. »Zeit wird’s, daß man uns ein so schmackhaftes wie opulentes Mahl
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher