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0517 - Zitadelle des Todes

0517 - Zitadelle des Todes

Titel: 0517 - Zitadelle des Todes
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Augenblick waren Cristofero und der Gnom aufgetaucht. Aber sie allein hätten die Hinrichtung auch nicht verhindern können. Das hatte ein anderes Wesen geschafft: der Lachende Tod. Ein dämonisches Geschöpf, ein teilweise mit verwesenden Fleischresten bedecktes Skelett, das den Eindruck ständiger Heiterkeit erweckte und mit seinem eigenen Herzen jonglierte. Der Lachende Tod schritt durch die Welt und über die Schlachtfelder und sammelte Begleiter. Wenn er auf einen Menschen deutete und diesen zum Mitkommen aufforderte, gab es keine Rettung. Das Opfer starb und ging als Untoter mit dem Lachenden Tod, bis jener seiner überdrüssig wurde, was nach längerer Zeit oder auch schon nach wenigen Augenblicken der Fall sein konnte, wie es in diesem Fall geschehen war - der Lachende Tod hatte sich zuerst den Ewigen Leclerc erwählt, ihn aber sofort wieder fallengelassen, als er Don Cristoferos und des Gnoms ansichtig wurde. Der Körper Leclercs war zum Erstaunen und Entsetzen der Soldaten verglüht, als der Ewige hinüberging - so zumindest nannten die Ewigen das Ereignis, das von Menschen als Sterben bezeichnet wurde. Ob es wirklich dasselbe war, konnte kein Mensch sagen.
    Als der Lachende Tod Don Cristofero als seinen Begleiter erwählen wollte, weil er ihm seinen Worten nach besser gefiel als der Soldat, hatte sich der Gnom dazwischengeworfen und seinen Herrn mit einem Zauber geschützt - mit dem Resultat, daß der Lachende Tod, darüber höchst amüsiert, nun ihn auswählte und Don Cristofero auf einen späteren Zeitpunkt »vertröstete«. Mit dem Schwarzhäutigen im Gefolge war er davongeschritten.
    Interessanterweise konnte ihn niemand sehen außer den Betroffenen oder Personen, die über magische Fähigkeiten verfügten. Teri Rheken und Sid Amos hatten ihn im Jahr 1993 gesehen, und hier sah ihn außer Leclerc, Cristofero und dem Gnom auch Zamorra, aber den Blicken der französischen und belgischen Soldaten, die hier gemeinsam Front gegen die Armee des Deutschen Reiches machten, hatte er sich erfolgreich entzogen. Sie wußten nicht, was geschah. Und als Zamorras Warnruf »Giftgas!« kam, waren sie in ihre Schützengräben geflüchtet. Warum sollten sie die Exekution noch durchführen, wenn das Gas ihnen die Arbeit abnahm? Und gerochen hatten sie es vermutlich ebenso wie Zamorra, denn sonst wären sie auf seinen Alarm ruf hin nicht einfach kopflos davongelaufen. [1]
    Zamorra fragte sich, was nun werden sollte. Selbst wenn sie Verdun überlebten, saßen sie in der falschen Zeit fest. Sie brauchten den Gnom und seine Zauberkunst. Aber der Gnom begleitete jetzt den Lachenden Tod. Und daß ihnen jemand mit Merlins Zeitringen aus dem Jahr 1993 zu Hilfe kam, damit konnte niemand rechnen -es wußte ja in der Gegenwart niemand, daß sie nicht im Jahr 1673 gelandet waren. Dort würde man Zamorra und Nicole suchen, nirgendwann sonst.
    Für Zamorra und Nicole war das nicht einmal ganz so furchtbar tragisch. Sie waren jetzt ihrer Zeit immerhin entschieden näher als zur Zeit der römischen Eroberungskriege. Sie waren beide sehr langlebig und nur durch Gewaltanwendung zu töten, seit sie vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken hatten. [2] Theoretisch konnten sie also einfach weiterleben und abwarten, bis sie »ihre« Zeit auf »natürlichem« Weg wieder erreichten -mußten dann aber vom Zeitpunkt ihrer jeweiligen Geburt an aufpassen, daß sie sich nicht selbst begegneten. Und Schlagzeilen machen durften sie in der Öffentlichkeit auch nicht. Es würde zu einem Zeitparadoxon ungeahnten Ausmaßes führen, das möglicherweise die gesamte Raum-Zeitstruktur zerstören würde.
    Aber eine gute Lösung war das keinesfalls. Es würde zuviel Zeit vergehen. Fast 80 Jahre, in denen sie praktisch nichts unternehmen dürften, um die Geschichte der Menschheit nicht umzuschreiben - selbst wenn es sich nur um scheinbar unwichtige Details handelte.
    Wesentlich schlimmer war Don Cristofero dran. Er würde in einer Zukunftswelt leben müssen, in der er auf Dauer nicht zurechtkam. So wie er in den 90er Jahren seine Probleme mit der Realität gehabt hatte, würde er sie auch in den 10ern und später haben. Der einzige Unterschied bestand praktisch in den Regierungsformen, der Kriegshäufigkeit und der Technik. Aber auch das Jahr 1916 unterschied sich von 1673 wie der Tag von der Nacht. Es war nicht Cristoferos Welt; er würde bis zu seinem Lebensende ein Fremdkörper bleiben, selbst wenn er versuchte, sich anzupassen.
    Daß der Lachende Tod den Gnom
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