Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0517 - Zitadelle des Todes

0517 - Zitadelle des Todes

Titel: 0517 - Zitadelle des Todes
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
einem Zauber, mit dem er sich befreien konnte. Aber ihm wollte nichts einfallen.
    Magie ist schließlich eine recht komplizierte Angelegenheit…
    ***
    Während die Berittenen Zamorra und Cristofero mit sich schleiften, wurde Zamorra einiges klar: Sie befanden sich im Jahr 1636, also über dreieinhalb Jahrzehnte zu früh für Don Cristofero, der, wenn sie diese Sache überlebten und es keine weitere Zeitversetzung mehr geben sollte, weil sie mittlerweile »zu nahe am Zielpunkt dran« waren, achtgeben mußte, nicht sich selbst zu begegnen - immerhin gab es ihn in dieser Zeit bereits als elfjährigen Jungen!
    In Europa tobte der Dreißigjährige Krieg, der am 23. 5. 1618 mit dem »Prager Fenstersturz« begonnen hatte und am 24. 10. 1648 mit dem Westfälischen Frieden zu Münster enden würde - was nicht bedeutete, daß es schon vorher und auch danach keine kriegerischen Auseinandersetzungen gegeben hatte; auch nach 1648 waren noch marodierende Söldnerhorden, jetzt ohne Auftrag, räubernd und plündernd umhergezogen. Auch der Name des Krieges an sich war recht irreführend; nirgendwo hatte es fortwährend dreißig Jahre lang ununterbrochen Krieg gegeben. Die Schlachten hatten mal hier, mal dort stattgefunden, und zwischen dem Durchmarsch der Heere hatte es oft viele Jahre der Ruhe gegeben. Die Spanne von 30 Jahren war eigentlich nur von den Daten Prag und Münster fixiert und auf den gesamten Kontinent bezogen, wobei der eigentliche Krieg im Bereich des heutigen Deutschland stattgefunden hatte. Frankreich war so gut wie gar nicht in die Kriegshandlungen eingebunden gewesen, und erst 1635 hatte Kardinal Richelieu beschlossen, einzugreifen und Geld an Bernhard von Weimar und Truppen an die Schweden geschickt. Die Landsknechte, an die Zamorra geraten war, waren offenbar Werber, die durch das Land zogen und auf ihre rauhe und unherzliche Art Söldner verpflichteten. Deshalb hegte Zamorra immer noch die Hoffnung, daß das Aufhängen nur eine leere Drohung war, um Cristofero und ihn gefügig zu machen. Auch ohne das großspurige Auftreten des Spaniers wäre es zum Eklat gekommen - nur vielleicht etwas später.
    Er hoffte, daß Nicole es schaffte, ihren beiden Häschern davonzureiten. Solange sie sich frei bewegen konnte, war Hilfe möglich.
    Die Gruppe erreichte den Waldrand. Der Waibel, den Cristofero vom Pferd geholt hatte, betrachtete prüfend die Äste der Bäume. »Für den Dicken brauchen wir einen besonders starken Ast«, verkündete er. »Wir wollen doch nicht, daß er abbricht und ihn dadurch vom Sterben abhält, oder?«
    Der Knabe hatte ja ein ganz besonders sonniges Gemüt, fand Zamorra. Aber Cristofero blieb ihm nichts schuldig. »Er kann ja zwei oder drei von Seinen fiesen Spießgesellen probehängen lassen«, schlug er vor. »Wenn der Ast diese Spitzbuben zusammen aushält, wird er auch mein Gewicht tragen können.«
    »Du machst mir Spaß, Freundchen«, sagte der Anführer der buntgekleideten Söldner-Anwerber. »Schade, daß dir die Luft für deine lustigen Sprüche ausgehen wird, wenn du erst mal baumelst.«
    Er wies nacheinander auf drei seiner Leute. »Der Vorschlag war gar nicht so dumm - hängt euch doch mal zu dritt an jenen Ast dort drüben. Aber brecht ihn mir nicht ab! Und seid vorsichtig dabei, ich brauche euch noch!«
    Die Männer taten Cristofero natürlich nicht den Gefallen, sich selbst aufzuhängen. Statt dessen machten sie Klimmzüge. Der Ast hielt stand. »Da können wir auch den anderen noch aufhängen, ohne daß der Ast bricht«, bemerkte einer von ihnen heiter.
    Der Waibel trat zu Zamorra und nahm ihm das Amulett ab. »Das brauchst du ja als Rabenfutter nicht mehr, denke ich. Was ist denn das für ein Material?«
    Er betastete die Silberscheibe überrascht. Sie fühlte sich nach wie vor seltsam weich an, gerade so, als befände sich nur ein Teil von ihr hier in der Vergangenheit. Zamorra hatte es im Moment der Zeitversetzung noch mit einem raschen magischen Befehl zu sich gerufen, aber dabei schien etwas schiefgegangen zu sein. Es war zwar in seiner Hand materialisiert, aber es funktionierte nicht mehr, und es fühlte sich weich und schwammig an.
    Der Waibel sah ihn durchdringend an und zuckte schließlich mit den Schultern. »Na schön, wenn du mir nicht antworten willst, läßt du’s eben. Los, Kameraden. Hängt die Kerle auf.«
    Zwei Männer warfen ein Seil über den Ast, nachdem sie mit flinker Hand an beiden Enden eine Henkersschlinge geknotet hatten - man sparte Material und nahm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher