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0514 - Der Schädeltempel

0514 - Der Schädeltempel

Titel: 0514 - Der Schädeltempel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kneipe.
    Butler William war nicht in Sicht.
    »Was ist denn im Dorf passiert, daß Raffael so schnell hinunter mußte?« wollte die schottische Lady wissen, die mit ihrem Baby derzeit Wohnrecht im Château Montagne hatte. Zamorra schüttelte die Gartenzwerge ab und trat langsam auf den Bärtigen zu. »Das würde ich gern von diesem Märchenerzähler wissen«, sagte er. »Hallo, mein Bester. Wo stecken denn der Großonkel und der Gavvroval?«
    »Ihr kennt euch?« wunderte sich Nadine Lafitte.
    »Kennen ist übertrieben«, sagte der Fremde mit seiner Baßstimme. Er dachte gar nicht daran, sich zur Begrüßung höflich zu erheben. »Nun, Sklave, hast du wieder alles in Ordnung gebracht? Keinen Ärger mehr mit feuerspeienden Drachen?«
    Zamorra blieb dicht vor ihm stehen.
    »Wer bist du?« fragte er.
    »Du wiederholst dich, Sklave«, bemerkte der Bärtige trocken. »Das ist langweilig. Ich sagte dir schon, daß ich ein Sucher bin. Reicht das nicht?«
    »Woher kennt ihr euch?« fragte Nadine derweil.
    Zamorra beschloß, auch ein Quäntchen Unhöflichkeit zu zeigen. »Raus aus meinem Sessel«, sagte er leise. »Steh auf, wenn du mit mir redest, und stell dich mit deinem Namen vor!«
    »Ach, wie schlecht steht es doch mit der Gastfreundschaft in diesem Land«, klagte der Bärtige. »Mein Neffe dritten Grades hat einen Schwiegerenkel, der mal neben einem gesessen hat, der jemanden kannte, der auch so unhöflich gewesen sein soll und…«
    »Aufstehen!« wiederholte Zamorra. »Sofort.«
    Die beiden Frauen sahen ihn verwundert an. »Zamorra, du…« setzte Patricia an.
    »Das hier«, sagte Zamorra, »ist mein Château. Diese Gestalt, die es nicht für nötig hält, ihren Namen zu nennen, fläzt sich in meinem Mobiliar. Und ich werde den Burschen höchstpersönlich hinaus werfen, wenn er nicht allmählich damit beginnt, sich wie ein vernünftiger Mensch zu benehmen.«
    In den Augen des Bärtigen blitzte es auf. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und hob dabei die Hand. Aber Zamorra kam ihm zuvor.
    »Solltest du auf die abartige Idee kommen, mich ein zweites Mal zu verzaubern, vergiß es lieber«, warnte er. »Und denke auch nicht daran, deine Fähigkeiten an den anderen Anwesenden oder an toter Materie zu erproben. Es bekäme dir gar nicht gut, Namenloser.«
    Der Bärtige zuckte leicht zusammen und erhob sich langsam. »Du drohst mir?«
    »Ich warne dich nur. In der Gastwirtschaft hast du mich überrumpelt. Das machst du kein zweites Mal - laß die Hände unten. Übrigens interessiert es mich auch, wohin die beiden Männer verschwunden sind.«
    »Zwei?« Der Bärtige schien ehrlich erstaunt. Aber Zamorra war nicht gewillt, ihm jetzt nachzugeben. »Wohin?« drängte er.
    »Verschwunden?« mischte sich Patricia wieder ein.
    Zamorra verzichtete erst einmal auf eine Antwort, weil er sich jetzt nicht verzetteln wollte, und außerdem hätte ihm dabei unbeabsichtigt herausrutschen können, daß einer der Verschwundenen Pascal Lafitte war. Damit wollte er Nadine aber keinesfalls beunruhigen. Nicht, ehe er die Fakten kannte…
    Der bärtige Hüne stand hochaufgerichtet vor Zamorra. Eingehend musterte er den Parapsychologen.
    »Ich sagte dir schon einmal, daß du dir etwas Besseres einfallen lassen mußt« sagte er. »Eigentlich müßtest du in der Lage sein, von selbst zu erkennen, mit wem du es zu tun hast. Aber vielleicht habe ich mich auch in dir geirrt, und du bist nicht der Mann, den ich in dir zu sehen hoffe, Sklave.«
    Im nächsten Moment wandte er sich ab, ging auf die Wand zu und schritt durch sie hindurch.
    ***
    Drei von ihnen tauchten aus der Toröffnung des Riesenschädels auf. Sie hoben den zusammengebrochenen Mann vom Boden auf. »Hat er dir seinen Namen genannt?« wollte einer von ihnen wissen.
    Das Mädchen schüttelte nur den Kopf. »Nehmt ihn mit und verschwindet. Schnell, ihr könnt ihn ja im Tempel befragen, wenn er wieder aufwacht.«
    Sie trugen ihn fort, hinein in die Dunkelheit des Schädels. Das Mädchen sah wieder zum glutroten, heißen Himmel empor. Sie konnte den Drachen nirgends erkennen. Er war vielleicht weiter fort, als sie dachte. Wann endlich kam er zurück? Wann fand er, was er suchte?
    Es schmerzte, immer wieder Fehlschläge zu erleben.
    Und jene, die die Falschen waren, stärkten das andere.
    ***
    Lady Patricia lachte auf. »He, der Junge ist richtig gut«, meinte sie. »Wie macht er das bloß?«
    »Er wendet Magie an«, stellte Zamorra trocken fest. »Und wir können alle heilfroh sein, daß es
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