Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0511 - Der Fluch der Baba Yaga

0511 - Der Fluch der Baba Yaga

Titel: 0511 - Der Fluch der Baba Yaga
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Gestank, der in Zamorra den Verdacht aufkommen ließ, Saranow verwende statt Tabak die Schweifhaare sibirischer Wölfe. Saranow rückte sich zurecht. »Ich finde es außerordentlich nett, daß Sie uns so tatkräftig unterstützen wollen, Genosse Spion«, sagte er.
    Kapitän Maximin warf ihm via Rückspiegel einen bitterbösen Drohblick zu. »Ich bin weder ein Spion noch ein Genosse, gospodin Saranow«, protestierte er. »Diese Zeiten sind längst vorbei.«
    »Das walte Jelzin«, brummte der Parapsychologe. »Aber daß Sie uns überwachen sollen, werden Sie doch nicht leugnen, Genosse Spion?«
    Maximin ignorierte die Frage verbissen. Auf dem Beifahrersitz seufzte Zamorra auf. Er drehte sich nach hinten. » Towarischtsch, du hast ein unnachahmliches Talent, andere Menschen zu verärgern. Vielleicht solltest du dir diesen Quatsch endlich mal abgewöhnen. Außerdem stinkt dein Nasenkocher wie eine ganze Kompanie ungewaschener Hilfsteufel. Kannst du das Ding nicht aus dem Fenster werfen?«
    »Das wäre Umweltverschmutzung«, stellte Saranow fest und sog wieder an seiner Pfeife. Maximin kurbelte sein Fenster auf; Zamorra hustete. Das Innere des Wagens nebelte sich trotz des Fahrtwindes allmählich ein.
    Der Russe beugte sich zu Zamorra vor. »Wie willst du eigentlich Vorgehen, Brüderchen? Hast du schon einen Plan?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Und solange du in deiner Pfeife Wolfskot verbrennst, kommen mir auch keine guten Gedanken.«
    »Man gönnt mir ja sonst nichts«, brummte Saranow. »Es wäre jedenfalls dumm, uns einfach in die Verwüstungslinie der Baba Yaga zu stellen und abzuwarten, bis sie auftaucht. Sie wird uns einfach niedertrampeln, wie sie es bei etlichen anderen Menschen auch schon gemacht hat.«
    »Ich habe ein paar handliche Sprengsätze im Gepäck«, verriet Maximin, dessen Teint eine Farbe zwischen Fahlgrün und Speigelb angenommen hatte, derweil Saranow munter weiterpaffte. »Wenn sie oder ihr Ofen oder ihr Haus drauftritt, zerreißt es sie.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Rechnen Sie lieber nicht damit, Kapitän.«
    Maximin hob die Brauen. »War nur ein Vorschlag. Wissen Sie, daß ich die Baba Yaga beneide? Um ihr wandelndes Haus. Wenn ich so was hätte, würde ich damit sofort aus wandern.«
    »Das ist aber gar nicht patriotisch, Genosse Spion«, grinste Saranow zwischen Gestankwolken hervor.
    »Wenn Sie, Professor, so schlecht bezahlt würden wie ich, würden Sie auch aus wandern«, knurrte Maximin. »Aber andere Jobs gibt’s für mich nicht. Einmal in dieser Branche, immer in dieser Branche. Die Mafia sucht zwar dringend Geheimdienstoffiziere, aber zumindest ich gebe mich dafür nicht her.«
    »Das klingt, als würden die Gangstersyndikate regelrechte Stellenangebote in der Zeitung inserieren«, sagte Zamorra.
    »Sie sind ein Mann aus dem Westen. Sie können die weinende Seele eines Landes nicht verstehen, dessen in jahrhundertelangen Diktaturen erstarrte Menschen sich nicht rasch genug an die rasenden Umwälzungen anpassen können. Es geht zu schnell, aber gleichzeitig auch noch viel zu langsam. Das verkraften die wenigsten. Zur Verarmung der Massen kommt die Haltlosigkeit. Verdammt, glauben Sie, es macht mir Spaß, diesen Job zu machen? Aber es bleibt mir nichts anderes.«
    »Ich habe Ihnen nichts vorgeworfen.«
    »Aber dieser Räucherofen auf Beinen«, knurrte Maximin und deutete über seine Schulter auf Saranow. »Meinetwegen kann die Baba Yaga ihn zu Hühnerfrikassee verarbeiten. Dann bleibt mir auf der Rückfahrt wenigstens dieser bestialische Gestank erspart. - Vielleicht werde ich ihn auch erschießen und im Bericht vermerken, die Yaga habe meine Schußhand mit ihrem Zauber gelenkt.«
    »Sie sind sehr undiplomatisch, Genosse Spion«, kritisierte Saranow.
    Zamorra spürte plötzlich fremde Gedankenimpulse in seinem Bewußtsein. Merlins Stern machte sich wieder einmal bemerkbar, sein Amulett, in dem sich eine Art künstliches Bewußtsein zu entwickeln schien, das immer weiter heranreifte. Hühnerfrikassee, griff es Maximins Bemerkung auf. Beachte, womit du es zu tun hast!
    »Mit Hühnerfrikassee bestimmt nicht«, murmelte Zamorra, der mit dem sibyllinischen Hinweis des Amuletts herzlich wenig anzufangen wußte. Die beiden Russen sahen ihn verwundert an. Aber Zamorra verzichtete auf eine Erklärung.
    Er versuchte eine Verbindung zu knüpfen. Hühnerfrikassee. Ein Haus und ein Ofen auf Hühnerbeinen. Das Huhn nach Moskowiter Art, scheinbar symbolisch für diese
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher