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0511 - Der Fluch der Baba Yaga

0511 - Der Fluch der Baba Yaga

Titel: 0511 - Der Fluch der Baba Yaga
Autoren: Werner Kurt Giesa
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das Gesicht. Die Hände, die Zügel und Peitsche hielten, waren in den weiten, wehenden Ärmeln der Kutte verborgen.
    Die Kutschentüren waren verschlossen, die Fenster verhängt, so daß kein Lichtstrahl nach drinnen gelangte.
    Denn dort schlief die Lamia…
    ***
    Derweil war Stygia in die Schwefelklüfte zurückgekehrt, um sich dort, in den sicheren Tiefen der Hölle, von den Anstrengungen der diversen Erweckungen zu erholen, um die Winkelzüge ihres Plans noch einmal genau zu überprüfen und gegebenenfalls zu aktualisieren und sich auf ihre nächste Aktion sorgfältig vorzubereiten.
    Sie verzichtete darauf, ihrem Thronsaal einen Besuch abzustatten und auf dem doch recht unbequemen Knochenthron vorübergehend Platz zu nehmen; in den sieben Kreisen der Hölle lief alles in den gewohnten Bahnen, wie sie wußte. Stygia versetzte sich also unmittelbar in ihre ureigensten, privaten Gemächer, wo sie die lästige Kleidung sofort auflöste, die sie tragen mußte, um nicht aufzufallen, wenn sie sich auf der Erde zwischen den Menschen bewegte. Hier konnte sie ihre eigentliche Dämonengestalt annehmen; erneut wuchsen die leicht gebogenen Hörner aus ihrer Stirn, und aus ihrem Rücken entfalteten sich fledermausartige Schwingen.
    Es wurde Zeit, sich der nächsten Phase ihres Planes zu widmen!
    ***
    Der Lachende Tod hielt inne. Vor ihm und seinem alten Reisebegleiter tauchte der kleine Ort Pierrefittesur-Aire auf. Der alte Mann konnte nicht schnell gehen; daher waren sie nur langsam vorangekommen. Sein Körper besaß nicht mehr die Reserven, die es ihm gestatteten, solche Anstrengungen auf sich zu nehmen.
    Was scherte es den Lachenden Tod? Er konnte sich jederzeit andere Begleiter wählen. Es mußte nicht dieser sein.
    Er gestattete dem Alten, sich zur Ruhe zu begeben. Augenblicklich sank der Tote am Straßenrand in sich zusammen, vor den ersten kleinen Häusern von Pierrefittesur-Aire, um sich niemals wieder zu erheben.
    Ein junges Mädchen auf einem Fahrrad kam die Straße entlang, sah den Lachenden Tod und erschrak. Sie stürzte fast vom Rad, konnte sich gerade noch fangen. Sie starrte den Lachenden Tod entgeistert an. Den alten Mann am Wegesrand registrierte sie dabei kaum.
    »Ah, ich gefalle dir, wie?« lachte der Unheimliche. »Willst du nicht meine Begleiterin auf der Wanderschaft werden?«
    »Nein«, keuchte das Mädchen entsetzt.
    »Aber es ist mein Wunsch«, sagte der Lachende Tod und deutete mit dem Finger auf ihre Stirn.
    Sie starb, ließ ihr Fahrrad einfach lallen und folgte ihm. Vergnügt vor sich hin summend, schritt der Lachende Tod weiter aus und warf dabei ab und zu sein Herz in die Luft, um es dann geschickt wieder aufzufangen.
    Nach wie vor führte sein Weg nach Norden. Und der Lachende Tod erfreute sich am Anblick seiner jugendfrischen Begleiterin, deren Körper einer langen Wanderung viel leichter gewachsen war als der des alten Mannes.
    ***
    Die uralte Hexe mied Cernigov, obgleich die Stadt auf ihrem Weg lag. Kleinere Orte waren ihr lieber. Dort konnte sie weitaus mehr Angst und Schrecken verbreiten, Gehöfte niederreiten und zerstören, einfach alles, was ihr und dem Ofen in den Weg kam. Immer noch brannte das Feuer in ihm, quoll Rauch aus dem langen Ofenrohr. Und das Haus auf Hühnerbeinen stakste gehorsam hinter seiner Besitzerin her und vollendete das Zerstörungswerk.
    Die Uralte wußte, daß sie Aufmerksamkeit erregen mußte. Und das wäre ihr in einer großen Stadt wie Cernigov sicher hervorragend gelungen. Nur… dort waren die Menschen schon zu modern.
    Aber ihr Weg führte nahe an der Stadt vorbei. Es war ein Pfad der Zerstörung, der schließlich jedem auffallen mußte - und es konnte nicht mehr lange dauern, bis die ersten Meldereiter nach Sankt Petersburg geschickt wurden, um den Zaren zu informieren - falls es ihn noch gab.
    Bis dahin zerstörte und tötete die Hexe weiter. Was interessierten sie die Schicksale sterblicher Menschen? Mochten sie sterben! Die Uralte interessierte nur ihr Auftrag - und ihre Freiheit, die ihr nach Ablauf der Frist zugestanden worden war.
    Was danach kam, war eine ganz andere Sache.
    ***
    Aristide Dimitrios wunderte sich über das eigenartige Gefährt, das über die kaum beleuchtete Dorfstraße rasselte. Eine rundum geschlossene Pferdekutsche mit verhängten Fenstern…? Nun gut, hier auf dem Land ging alles noch ein bißchen ruhiger zu als in den Großstädten. Von Hektik und Smog einer Stadt wie Athen waren die Menschen hier noch hundert Jahre entfernt, so
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