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051 - Im Orbit

051 - Im Orbit

Titel: 051 - Im Orbit
Autoren: Jo Zybell
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bringst mich ständig aus dem Konzept.
    In seinen Schläfen meldete sich der verdammte Kopfschmerz. Irgendetwas hatte er der Barbarin sagen wollen. Vergessen, einfach vergessen.
    »Stell dir einen Höhlengang auf der Erde vor, Aruula!« Schon wieder Matthew Drax' Stimme im Helmfunk. Sanft und beruhigend klang sie. »Der einzige Unterschied ist, dass man hier nicht weiß, wo oben und unten ist. Und dass man schwebt anstatt zu kriechen. Trotzdem ist es nicht viel anders als ein ganz normaler Höhlengang. Geh jetzt einfach durch! Du kannst es, glaub mir!«
    Sie nickte, schloss diesmal die Augen dabei, als wäre sie entschlossen, ihr Leben aufs Spiel zu setzen… und wieder rührte sie sich nicht.
    Hollyday seufzte innerlich. Fast zwei Wochen lang hatten sie alle mit dem Si- mulations-Programm trainiert, das er entwickelt hatte. Vergebliche Liebesmüh…
    Mit meinem Programm, sagte Mac in seinem Schädel.
    Du bist ein verdammter Klugscheißer, Mac. Dein Programm, mein Programm -
    wo ist der Unterschied? Er hätte sich gern die Fäuste gegen Stirn und Schläfen gedrückt. Aber da war ja der Helm.
    Wo der Unterschied ist? Bei allen Heiligen! Ich schätze, das ist dein Problem, raunte Mac.
    Jemand schob ihn beiseite. Captain Me- lanie Chambers. Durch den Druck ihrer Arme angestoßen, schwebte er an Aruula vorbei und musste sich am Wandgriff festhalten, um nicht gegen die Laborschränke der Queen Victoria zu prallen. »Ich gehe zuerst«, sagte Melanie. Sie tippte Aruula auf die Brust. »Du hältst dich an meinen Stiefeln fest und lässt dich einfach durch den Tunnel ziehen, klar?«
    »Klar.«
    »Und mach die Augen zu dabei.« Die Barbarin nickte ergeben. Hollyday verschlug es erneut die Sprache: Diesen Zug kannte er nicht an Drax' Gefährtin.
    Ergebenheit? Eigentlich unvorstellbar an dieser wilden Person. Sie musste die Hosen gestrichen voll haben.
    Wahrscheinlich eine Art Klaustrophobie.
    Er blickte wieder in den Schleusentunnel-Eingang über ihm.
    Diesmal schimmerte Licht an seinem Ende. Jemand beugte sich mit eingeschaltetem Brustscheinwerfer in die Röhre; vermutlich Commander Drax.
    Melanie nickte ihm zu. Er sah ihr rötliches Haar, ihre köstliche weiße Haut und ihre glühenden Kohlenaugen. Bei allen Sumpfgöttern - was für eine herrliche Frau! Und das Herrlichste: Sie liebte ihn…
    Sie schaltete die Elektromagneten in ihren Stiefelsohlen aus, stieß sich ab und glitt langsam an Aruula vorbei. Am Schleusenrand hielt sie sich fest. »Los jetzt! Greif meine Stiefel!«
    Die Barbarin fasste sie bei den Knöcheln. Captain Chambers zog sich mit einem Ruck weiter in den Tunnel hinein und Aruula folgte, die Lider fest zusammen gekniffen.
    Sie liebt dich?, höhnte Mac in Holly- days Kopf. Wenn ich es richtig verstanden habe, liebt sie einen gewissen Professor Dr. David McKenzie.
    Warum hörst du nicht mit dieser kalten Kacke auf, Mac!? Bei allen Sumpfgöttern, warum nicht? Auch Hollyday schaltete das EM-Feld seiner Stiefel aus. Hinter Aruula her schwebte er zur Schleuse hinauf.
    Das Schwert der Barbarin pendelte von Tunnelwand zu Tunnelwand, aber wenn es irgendwelche Geräusche verursachte, konnte er sie im luftleeren Raum nicht hören. Sie hatten das Luftgemisch aus dem Schleusenraum abgepumpt, um es nicht zu verschwenden. Wenn es da drüben keine Vorräte mehr gab - was wahrscheinlich war - würden sie jedes Quentchen Sauerstoff brauchen können.
    Hollyday war übel. Vielleicht eine Auswirkung der Schwerelosigkeit, vielleicht auch der Scheißkerl in seinem Kopf. Hat sie mit dir geschlafen oder mit
    mir?, blaffte er Mac in Gedanken an.
    Tja, wenn man das mal wüsste. Alle Achtung, du hast schon wesentlich dämlichere Fragen gestellt…
    Stechender Schmerz durchfuhr sein Hirn. Im Helmfunk klang Drax'
    erleichterte Stimme. Die Barbarin hatte es geschafft.
    Sie hat mit mir geschlafen, mit mir…
    Die Wut packte Hollyday.
    Hände griffen nach seinen Armen und zogen ihn aus dem flexiblen Tunnel nach oben in die Schleuse der ISS. Er sah in Melanie Chambers' Gesicht.
    Augenblicklich verrauchte seine Wut.
    Mit dir also, raunte Mac. Und warum rief sie dabei ständig meinen Namen? Erklär mir das, du lächerlicher Barbar…
    »Es wird ernst.« Die heisere Stimme des Commanders drang in Hollydays Verwirrung. »Wir öffnen jetzt das Schott. Seid auf alles gefasst; ich hab keine Ahnung, was uns erwartet.«
    Drax' Miene hatte etwas Kantiges und zu allem Entschlossenes. Seine schmalen Lippen und Augen verrieten seine innere
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