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051 - Duell mit den Ratten

051 - Duell mit den Ratten

Titel: 051 - Duell mit den Ratten
Autoren: Paul Wolf
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sprühten vor Leidenschaft Funken.
    »Meine geliebte Judy!« rief er. »Endlich habe ich dich gefunden! Ich vergehe vor Sehnsucht nach dir. Diesmal lasse ich dich nicht mehr fort. Ich begehre deinen Körper, und wenn du ihn mir verweigerst, dann nehme ich ihn mir mit Gewalt.«
     

     

In einem Korridor des Obergeschosses spielte sich eine unheimliche Szene ab. Cäcilia Whitley, die den magischen Kreis verlassen hatte, um sich aus ihrem Zimmer Kleider zu beschaffen, war nach zwei Schritten sofort wieder ein willenloses Werkzeug der Dämonen geworden. Sie kam in den Korridor, wo Theophil Crump, Mortimer Wisdom, Benjamin Flindt und Miß Doyle einen Reigen bildeten. Flindt schwang eine Peitsche, die auf die Leiber seiner Kollegen niedersauste, während sie ihre Glieder in seltsamen Verrenkungen miteinander verschlangen. Nur vor Theophil Crump zuckte die Peitsche zurück, als würde ihn ein unsichtbarer Schild schützen.
    Cäcilia Whitley erkannte, daß er der Zeremonienmeister war, und sie warf sich ihm an den Hals, als sei es die selbstverständlichste Sache von der Welt.
    Zur gleichen Zeit gelangte Prosper Fludd mit den drei anderen Dämonenkindern in den Keller, wo er ihnen seinen Gefangenen, den Puppenmann Donald Chapman, vorführte, während sich in Irene Reuchlins Zimmer die Zeugung des Dämons zu vollziehen schien.
    Irene Reuchlin war bereit. Der Fürst der Finsternis fand die Schicksalskonstellation der beteiligten Medien für den Zeugungsakt als beinahe ideal.
    Über fünfundvierzig Meilen vom Schloß entfernt fuhr Dorian Hunter mit dem Hermaphroditen Phillip Hayward durch die Londoner City. Dem Hermaphrodit waren über Nacht wieder Brüste gewachsen, so daß Dorian nichts anderes übriggeblieben war, als ihm Mädchenkleider anzuziehen.
    »Gib mir ein Zeichen, Phillip!« verlangte Dorian drängend. »Halte nach Dirk Ausschau! Siehst du es nicht, fühlst du es nicht mit jeder Faser deines Körpers, wie er sich gerade an dem Porträt der Hexe vergreift? Zeige mir, wo ich diesen Zerstörer finden kann!«
    Und Phillip gab ein Zeichen. Aber bis zu Dirk Rainers Unterschlupf war es noch ein weiter Weg. Die Kreise, die Dorian mit dem Wagen fuhr, wurden jedoch langsam immer enger; und im Mittelpunkt stand Dirk Rainers Atelier.
     

     
    Der Übermalungskünstler entlud gerade all seine angestauten Emotionen, indem er mit dem rotgefärbten Pinsel im Zick-Zack über das verhaßte Porträt fuhr. Und fünfundvierzig Meilen von ihm entfernt zuckte der Fürst vor Irene Reuchlin zurück, als sich urplötzlich eine tiefe, rote Wunde quer vom Hals bis zu den Lenden über ihren Körper zog.
    In ihren Schmerzensschrei hinein sagte er: »Und wir werden den Dämon zeugen, meine Hexe Irene!«
     

     
    Coco hielt den Sessel mit den Dämonenbannern wie eine Raubtierbändigerin Mike entgegen. Er kam gebückt ins Büro und trieb Coco hinter dem Tisch hervor und auf den Korridor hinaus.
    »Ich lasse dich nie wieder weg, Judy«, sagte er immer wieder und mußte sich den Geifer von der Unterlippe wischen.
    Coco war erschüttert, welche Wandlung mit ihm vorgegangen war. Sie wußte natürlich, daß er ein Opfer der Dämonen war, dennoch zeigte sich, daß das Böse in der menschlichen Seele fest verankert zu sein schien, denn sonst hätten es die Dämonen nicht wecken können.
    Coco wich bis an die Korridorwand zurück und sprang dann, geschickt zur Seite, als Mike sich auf sie stürzen wollte. Er prallte mit voller Wucht gegen die Mauer und war für einen Moment benommen. Sie stieß mit dem Sessel nach ihm, so daß er zwischen die Beine eingeklemmt und gegen die Wand gedrückt wurde. Er benahm sich wie ein in die Enge getriebenes Raubtier. Doch der Zustand dauerte nicht lange. Die Dämonenbanner auf der Unterseite der Sitzfläche begannen zu wirken. Mikes Blick wurde klar. Er starrte verwirrt auf die Stuhlbeine und dann auf Coco. Langsam schien er zu begreifen, was er getan hatte.
    Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
    »Verzeihen Sie!« murmelte er. »Das war eben nicht ich, der Sie bedrängte, Claudia. Ich würde es nie wagen Sie …«
    »Ich weiß, Mike«, sagte sie, ohne jedoch den Sessel zu senken. »Sie handelten gegen Ihren Willen. Ich trage Ihnen nichts nach.«
    Er schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Ich habe mich wie ein Tier benommen«, sagte er fassungslos. »Was ist nur in mich gefahren? Ich schäme mich so, obwohl ich weiß, daß ich mich nicht so benommen hätte, wenn ich klar bei Verstand gewesen wäre. Lassen Sie
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