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051 - Duell mit den Ratten

051 - Duell mit den Ratten

Titel: 051 - Duell mit den Ratten
Autoren: Paul Wolf
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zu ihrem Zimmer kletterte. Aber es war bereits zu dunkel geworden. Sie konnte keine Einzelheiten erkennen. Kein Geräusch drang von unten herauf. Nur über ihr war das Gurren der Tauben zu hören, die sich unter dem Dach eingenistet hatten.
    Sie wollte sich schon vom Fenster zurückziehen, als sie im Park eine leuchtende Gestalt erblickte.
    Im ersten Moment dachte sie, daß es sich um Irene Reuchlin handelte, die mit dem Mann ohne Gesicht ihr neckisches Spiel trieb, doch dann trat die nackte Gestalt vollends aus den Büschen, und Coco stellte fest, daß ihr ganzer Körper mit bunten Leuchtfarben bemalt war.
    Judith Skeates!
    Coco verließ ihren Platz am Fenster und rannte in den Korridor hinaus. Sie sah, wie Miß Doyle im Zimmer von Theophil Crump verschwand.
    Jetzt war es ihr klar, daß die Mächte des Bösen von den Bewohnern des Schlosses endgültig Besitz ergriffen hatten. Die Dämonen hatten ihnen ihren eigenen Willen genommen und sie zu Marionetten gemacht, die sie nach Belieben handhaben konnten.
    Die lange Nacht der endlosen Schrecken war angebrochen.
     

     
    Cäcilia Whitley hatte es im Speisesaal nicht mehr ausgehalten. Es war dort so schwül, die Luft zum Schneiden dick. Sie mußte unbedingt aus ihren Kleidern.
    Ohne sich bei den anderen zu entschuldigen, hatte sie sich erhoben und war in den Westflügel gegangen, wo ihr Zimmer lag.
    Als sie den Korridor erreichte, wußte sie für einen Moment nicht mehr, welche der Türen die ihre war. Das war ihr noch nie passiert. Sie erstarrte vor Schreck, als ihr der Gedanke kam, daß sie sich in der Tür irren konnte und das Zimmer einer ihrer männlichen Kollegen betrat. Welch schrecklicher Gedanke! Es war ihr nicht entgangen, daß Theophil Crump sie heute besonders anzüglich betrachtet hatte. Seltsamerweise hatte sie das aber nicht abgestoßen, sondern eher erregt.
    Endlich hatte sie ihr Zimmer ausfindig gemacht.
    Sie betrat es, schloß hinter sich ab und schlüpfte schnell aus ihren Kleidern. Erst als sie splitternackt war, fühlte sie sich wohler. »Was war das?«
    Miß Whitley zuckte zusammen, als sie Mr. Lundsdales Stimme erkannte. Sie klang so laut, als stünde er hinter ihr. Als sie jedoch herumwirbelte, sah sie niemanden.
    »Ein Gespenst vermutlich«, antwortete die Stimme von Mr. Flindt.
    »Aber nein!« widersprach Mr. Lundsdale erregt. »Das war ein Wesen aus Fleisch und Blut. Ein Mensch mit einem Clownkostüm und einer Clownmaske. Ich muß der Sache auf den Grund gehen.« Miß Whitley hörte sich rasch entfernende Laufschritte, dann wurde es wieder still im Zimmer.
    Sie atmete erleichtert auf. Es war nur auf die eigenwillige Akustik dieses Bauwerks zurückzuführen, daß sie die Stimmen aus dem Speisesaal so deutlich gehört hatte.
    Sie legte sich seufzend aufs Bett und preßte die Schenkel fest gegeneinander. Ob Theophil Crump stark genug war, ihr Gewalt antun zu können? Aber warum denn? Das war doch gar nicht nötig. Sie würde sich überhaupt nicht wehren.
    Was für ein Gedanke! Sie fuhr im Bett hoch. Worauf wartete sie eigentlich? Warum hatte sie sich so schnell entkleidet, wenn nicht, um für ihren Liebhaber bereit zu sein? Ein Schauer durchrieselte sie. Was waren das nur für schreckliche Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen? Sie und Mr. Crump? Unvorstellbar! Aber warum erwartete sie ihn dann nackt in seinem Zimmer?
    Sie sprang entsetzt hoch und blickte sich um. Zum ersten mal, seit sie das Zimmer betreten hatte, betrachtete sie die Einrichtungsgegenstände genauer. Das war nicht ihr Zimmer. Wie hatte sie das nur annehmen können? Das war das Zimmer eines Mannes.
    Mit einem hysterischen Schrei stürzte sie auf den Korridor hinaus, nackt wie sie war. Sie rannte so lange, bis sie Miß Swanson in unnatürlich steifer Haltung an eine Wand gedrückt stehen sah. Hilfesuchend warf sie sich auf sie. Und als sie Miß Swanson berührte, fiel der Bann endgültig von ihr ab. Sie sah wieder klar.
     

     
    Coco hatte in einem Kreis der weißen Magie Zuflucht gesucht, als sie in zu große Bedrängnis geraten war. Diese Zufluchtstätte, die Dorian bei seinem Besuch auf einem Treppenabsatz für sie geschaffen hatte, war ihre letzte Rettung gewesen. Sie hatte sich dem geistigen Zugriff der Dämonen einfach nicht mehr aus eigener Kraft erwehren können.
    In diesem Moment war Miß Whitley nackt und hysterisch schreiend wie eine Furie die Treppe herunter gerast und hatte sich an sie geklammert. Erst als sie den magischen Kreis überschritten hatte, war sie
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