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0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

Titel: 0509 - Ein Gehängter kehrt zurück
Autoren: Jason Dark
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Niederlage einstecken müssen, der Sieg aber würde ihrer sein, das stand fest.
    Und so ging sie weiter.
    Langsamer als nach ihrer plötzlichen Flucht. Sie konnte sich Zeit lassen, die anderen würden das alte Haus sicherlich nicht durchsuchen. Die hatten andere Probleme.
    Um ihren Sohn tat es ihr nicht einmal leid. In dieser Frau steckte etwas anderes, ein gefährlicher, grausamer, böser Keim, der immer mehr aufblühte und vom Teufel persönlich begossen wurde.
    Die breiteren Gänge lagen hinter ihr. Wie ein dunkles Gespenst schlich Eliza jetzt durch einen sehr schmalen Flur, der vor einer ebenso schmalen Tür endete.
    Sie besaß einen Schlüssel. Er drehte sich zweimal nirschend im Schloß, dann war die Tür offen.
    Vor ihr lag eine Wendeltreppe, die in die Tiefe führte. Hier gab es kein Fenster. Die Treppe stach hinab in eine graue und unergründlich wirkende Schwärze.
    Eliza ging vor.
    Sie bewegte sich mit leisen Schritten. Ihre rechte Hand schleifte über ein Geländer. Obwohl sie die Stufen kannte, ließ sie eine gewisse Vorsicht walten.
    Kälte drängte von unten her wie eine Wolke hoch. Manchmal begann Eliza zu frösteln, aber nicht wegen der Temperatur, sie dachte stets an das, was hinter ihr lag.
    Einmal kicherte sie.
    Ein meckerndes Lachen, denn sie glaubte fest daran, all ihre Feinde getäuscht zu haben. Die würden sich wundern, wenn sie die ganze Wahrheit erfuhren.
    Auch im Dunkeln fand sich Eliza auf der Treppe zurecht. Sie ergriff die Klinke und zerrte die Tür nach innen. Ein heftiger Windstoß fuhr in ihr Gesicht. Das Wetter war umgeschlagen. Der Sturm fegte mit einer vehementen Gewalt über Tresco Island. Genau das richtige Wetter für ihr Vorhaben.
    Sturm, wenn er tobte, wenn er wehte, wenn er alles durcheinanderwirbelte, wenn die Geister der Lüfte freikamen und ihre Gewalten über das Land schleuderten.
    Eliza Burton warf die Tür von außen wieder zu. Jetzt stand sie an der Rückseite des Hauses, wo es noch verwilderter war als an der Vorderseite.
    Die Gegend war verwildert und sumpfig. Jeder Schritt hinterließ auf dem weichen Boden einen Abdruck, in den Wasser hineinlief.
    Die Frau hatte es eilig. Sie warf nicht einen Blick zurück. Mit beiden Armen schlug sie sich den Weg frei. Sie brach in das Buschwerk. Dornen zerrten an ihrer Kleidung, hakten sich fest, aber Eliza riß sich los. Vor ihr lag ein anstrengender Weg. Sie mußte hochsteigen und den Gürtel aus verwildertem Gestrüpp und hohen Bäumen hinter sich lassen. Ihr Atem rasselte. Mit jedem Schritt warf sie sich vor, sie kämpfte verbissen weiter. Die Haare hatten sich gelöst, umflatterten ihren Kopf wie ein langes Vlies.
    Wenn Eliza ausrutschte, war sie sofort wieder auf den Beinen und warf sich weiter vor. Sie kämpfte, sie gab nicht auf und ließ diesen dschungelartigen Wald hinter sich.
    Auf der Höhe blieb Eliza stehen, ruhte sich aus, beugte den Oberkörper vor und keuchte laut. Vor ihren Augen drehte sich die Welt, die Anstrengung war zuviel gewesen, aber sie mußte weiter.
    Mit fahrigen Bewegungen wischte sie sich den Schweiß aus dem Gesicht. Ein paarmal holte sie tief Luft, der rasende Herzschlag normalisierte sich. Auch klärte sich der Blick.
    Von dieser Stelle aus besaß sie einen prächtigen Ausblick in die Weite des Himmels hinein.
    Obwohl die Dunkelheit noch nicht über das Land gefallen war, strahlte keine helle Sonne mehr. Ein scharf gezeichnetes Grau aus mächtigen Wolkenbergen bildete ein Muster, das der Wind von einer Sekunde zur anderen veränderte.
    Er heulte über die Insel, peitschte das Meer, war wie ein Tier, ein Vorbote des Winters. Der Monat Oktober war bekannt für seine wilden Stürme.
    Eliza hatte Mühe, seiner Gewalt standzuhalten. Sie duckte sich, doch die Böen packten auch sie und schüttelten sie durch.
    Auf der Höhe führte der Weg weiter. Sie mußte in Richtung Süden laufen, um das Ziel zu erreichen.
    An einer bestimmten Stelle warf sie noch einen Blick zurück. Unter sich sah sie das alte Klosterhaus liegen. Einen kompakten Klotz, eine Heimstatt für das Böse, das auch sie verändert hatte.
    Das Finale würde noch kommen, davon war sie fest überzeugt.
    Der Gehängte war da, zurückgekehrt, um seine Rache zu vollenden.
    Daran gab es nichts zu rütteln.
    Eliza kämpfte sich weiter vor. Sie besaß eine starke Energie, wenn es darauf ankam. Zudem war sie bereit, über Leichen zu gehen, wenn es die Lage erforderte.
    Wind schlug scharf und peitschend in ihr Gesicht. Er trieb ihr die Tränen in
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