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0509 - Die Drachenfrau

0509 - Die Drachenfrau

Titel: 0509 - Die Drachenfrau
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kinos gelockt haben sollte - Nicole hätte nie geglaubt, daß es so viele Menschen mit schlechtem Geschmack gab.
    Sie suchte den kleinen Toilettenraum auf. Noch während sie vor dem Spiegel stand, gab es einen heftigen Ruck. Das Flugzeug mußte in eines der sogenannten »Luftlöcher« geraten sein. Im nächsten Moment bat eine Lautsprecherdurchsage die Passagiere, ihre Plätze wieder einzunehmen, das Rauchen einzustellen und sich anzuschnallen. Man durchfliege die Randausläufer einer Schlechtwetterfront über dem Atlantik, und es sei vorübergehend mit ein paar Turbulenzen zu rechnen. Aber es bestehe keinerlei Gefahr.
    Kaum war die in drei Sprachen abgefaßte Durchsage beendet, als die 747 erzitterte. Das Vibrieren war sehr stark und langanhaltend; Vielfliegerin Nicole hatte so etwas schon lange nicht mehr erlebt. Das waren nicht nur Randausläufer. Sie steckten gerantiert mitten in der Schlechtwetterzone drin.
    Dabei hatte Zamorra und sie vor dem Abflug noch die Wetterprognosen abgehört - und zwar den See-Wetterbericht, weil die landgebundenen Vorhersagen ihnen ja über dem Atlantik nichts nützten. In den Meldungen war von dieser Schlechtwetterzone nichts erwähnt worden!
    Wetterzonen änderten sich aber selten dermaßen spontan. Da stimmte etwas nicht.
    Nicole wollte der Lautsprecheraufforderung folgen und zu ihrem Platz zurückkehren. Außerdem mußte der schlafende Zamorra angeschnallt werden. Vielleicht kümmerte sich ja die Stewardeß darum, aber darauf wollte Nicole sich lieber nicht verlassen -nicht ausgerechnet jetzt.
    Die Türverriegelung klemmte. Sie konnte den Toilettenraum nicht verlassen!
    ***
    Zamorra hob den Kopf und öffnete die Augen. Irritiert blinzelte er. Wo war Nicole? Wo waren die anderen Fluggäste? Überhaupt - wieso befand er sich nicht mehr im Flugzeug? Er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, daß sie bereits gelandet und ausgestiegen waren.
    Er befand sich zwar noch in einem Sessel - einem Flugzeugsessel, wie er bemerkte. Aber rings um ihn herum war nur Schwärze. Unwillkürlich tastete er zu seiner Brust. Aber die drei Amulette hingen noch unter seinem Hemd. Er hatte sie vorsichtshalber mit in die Flugzeugkabine genommen; er wollte nicht, daß sie vielleicht durch einen dummen Zufall mit dem Gepäck abhanden kamen. Sein eigenes Amulett konnte er jederzeit mit einem Gedankenbefehl wieder zu sich rufen, aber seines Wissens gab es diese Möglichkeit bei den anderen Zauberscheiben nicht. Sie konnte er auf diese Weise nicht vor Verlust schützen.
    Bei der Kontrolle hatten die Metalldetektoren natürlich angesprochen. Aber es war kein Problem gewesen, den Wachbeamten klar zu machen, daß es sich bei den drei Amuletten um »Schmuckstücke« und nicht um Waffen handelte. Was das Flughafenpersonal darüber dachte, warum ein Mann wie er sich mit solch auffälligem Schmuck behängte, das war nicht sein Problem .
    Um ihn herum war Schwärze!
    Aus dieser Schwärze traten plötzlich zwei Gestalten hervor. Er kannte sie. Sie waren Brüder.
    Merlin, der Zauberer. Und Asmodis, der Fürst der Finsternis.
    Nein, das war es ja schon lange nicht mehr. Zamorra fragte sich verwirrt, weshalb er bei Sid Amos’ Anblick diese Gedankenassoziation entwickelt hatte. Sid Amos/Asmodis hatte der Hölle längst den Rücken gekehrt.
    Die beiden ungleichen Brüder traten auf Zamorra zu und blieben dicht vor ihm stehen.
    »Ich warnte Lucifuge Rofocale vor der Benutzung eines Amulettes«, sagte Merlin. Seine Stimme klang hohl und hallend. »Ich dachte nicht, daß ich dich auch hätte warnen müssen. Warum hast du es benutzt?«
    Ich verstehe nicht, was du meinst, wollte Zamorra sagen, aber er brachte keinen Ton hervor.
    »Gib mir mein Amulett zurück!« forderte Asmodis - Sid Amos! - und streckte herrisch die Hand aus. Die Fingernägel wuchsen zu langen, gebogenen Krallen, die auf Zamorras Augen zielten. »Gib dem Fürsten, was des Fürsten ist.«
    Zamorra stöhnte auf.
    »Ich warnte Lucifuge Rofocale vor der Benutzung seines Amulettes. Ich dachte nicht, daß ich auch dich hätte warnen müssen. Warum hast du es benutzt?« wiederholte Merlin. »Gib mir mein Amulett zurück! Gib dem Fürsten, was des Fürsten ist!« dröhnte Amos. »Ich warnte Lucifuge Rofocale…«, begann Merlin erneut. Sie wiederholten ihre Worte in einem endlosen Kreislauf, immer schneller, immer hektischer. Zamorra stöhnte auf. Er wollte sich die Ohren zuhalten. Er wollte aufspringen und vor den beiden davonlaufen, aber er brachte es
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