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0509 - Die Banditen von Terrania

Titel: 0509 - Die Banditen von Terrania
Autoren: Unbekannt
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Befehl und wollte die Geschwindigkeit weiter steigern - aber meine Finger, die den Regler bedienten, gehorchten mir nicht.
    Halte ein!
    Der Befehl verstärkte sich. Der Zwang, die Bremse zu betätigen, wurde so stark, daß ich mich ergeben mußte. Ich unternahm noch einen letzten Versuch, mich gegen die innere Stimme aufzulehnen. Ich versuchte, nur an Neiko Garnishs Tod zu denken, ich rief mir die Dinge ins Gedächtnis, die er Memo und mir angetan hatte. Aber das half nichts.
    Mein Wille konnte sich nicht durchsetzen. Die innere Stimme, die mich dirigierte, war stärker.
    Ich bremste die Wagengarnitur abrupt ab.
    Einen Meter vor dem regungslos dastehenden Neiko Garnish kam der Zug zum Stehen. Im Licht des Scheinwerfers wirkte sein Gesicht totenblaß. Aber trotz der Grelle waren seine Augen groß und unbewegt geradeaus gerichtet.
    Ihr dürft nicht gegeneinander arbeiten, sondern müßt zusammenhalten, meldete sich meine innere Stimme.
    Vereint seid ihr stark genug, um den gemeinsamen Gegner zu schlagen.
    Ihr könnt euch Kriege untereinander nicht leisten.
    Ich stieg aus dem Zug und ging zu Neiko.
    In mir suchte der angestaute Haß nach einem Ventil.
    Ich hatte das Bedürfnis, mich auf Neiko zu stürzen. Aber ich tat es nicht.
    Ich ging zu ihm und schüttelte ihm die Hand.
    Gegen meinen Willen sagte ich: „Ganz in der Nähe gibt es eine Energiestation, die von Geretteten betrieben wird. Ich habe die Pläne darüber im Kopf, ich kenne die Station in allen Einzelheiten.
    Es wird ein leichtes sein, sie zu zerstören. Willst du dich daran beteiligen, Neiko?"
    Ich machte dieses Angebot ganz gegen meinen Willen.
    Neiko reagierte nicht gleich. Als er den Kopf ein wenig schief hielt, so als lausche er einer lautlosen Stimme, da wußte ich, daß er von dem gleichen unheimlichen Zwang befallen war wie ich.
    „Nein, ich habe mit meinen Leuten etwas anderes vor", sagte Neiko.
    Wir trennten uns in Freundschaft. Aber in mir suchte der unstillbare Haß immer noch nach einem Ventil, 4.
    Meinen Spitznamen, Dada, hatte ich Memos philosophischer Ader zu verdanken. Während der Gründerzeit meiner Bande hatte er sich oft über die Sinnlosigkeit der gegenwärtigen Situation Gedanken gemacht und sie mir gegenüber ausgesprochen.
    „Im Jahre 1916, während des ersten Weltkrieges, hatten sich einige Dichter, Maler und Musiker zusammengefunden", hatte er erzählt. „Das sinnlose Massensterben hatte bei den empfindsamen, künstlerischen Naturen tiefe seelische Depressionen zur Folge. Sie brachten, in Auflehnung gegen den Krieg, eine Reihe von Publikationen unter dem Namen Dada heraus. Der Maler Walter Grosz, der zur Berliner Dadagruppe gehörte, erklärte dazu: ,Wir verhöhnten einfach alles, wir spuckten auf alles, und das war Dada. Wir waren der komplette, pure Nihilismus, und unser Symbol war das Nichts, das Vakuum, das Loch. In einer ähnlichen Situation müssen Künstler heute sein - wenn sie nicht zu den Verdummten gehören. Heute sind die Voraussetzungen für den Dadaismus gegeben, wie damals vor fünfzehnhundert Jahren. Die Zerstörung aller Werte, die Verdummung des menschlichen Geistes - das alles ist so sinnlos. Und wir, die wir resignieren vor der Sinnlosigkeit, die wir durch Destruktion aller verbliebenen Werte diese Sinnlosigkeit anprangern - wir sind die modernen Dadaisten."
    Ich hörte es gerne, daß Memo meine Plünderungen auf so philosophische Art und Weise entschuldigte. Und daran mußte ich auch denken, als wir die Energiestation umzingelten. Aber bei aller Nachsicht mit meinem Tun, ich konnte den von Memo erbrachten Vergleich nicht mehr anwenden. Ich konnte mich nicht mehr als Revolutionär ansehen, der den Grundstein für eine neue Weltordnung legte, indem er die alten Fundamente niederriß.
    Ich plünderte nicht, um zu leben, sondern aus Freude an der Gesetzlosigkeit. Ich zerstörte nicht, weil ich neu aufbauen wollte, sondern um der Zerstörung willen.
    Meine einzige Entschuldigung war, daß ich nicht aus eigener Initiative handelte, sondern unter einem unheimlichen Zwang. Ich war eine willenlose Marionette. Mir lag persönlich überhaupt nichts an der Zerstörung der Energiestation.
    Trotzdem würde ich sie vernichten, dessen war ich sicher. Die Macht, die irgendwo hier in Terrania-City saß und mich mit ihrem Bann belegte, verlangte es von mir.
    Zerstöre!
    Und ich gehorchte.
    Auf mein Zeichen hin warfen die an den Entlüftungsschächten postierten Männer die Bomben mit dem Nervengas in die Schächte der
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