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0506 - Das unheimliche Grab

0506 - Das unheimliche Grab

Titel: 0506 - Das unheimliche Grab
Autoren: Jason Dark
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Tommys Richtung war bereits einen halben Meter von ihm entfernt, und auch das Skelett ging weiter.
    Es ließ sich nicht beirren. Niemand konnte seinen Lauf stoppen.
    Wer ihm jetzt entgegengekommen wäre, der hätte gegen die Sense keine Chance gehabt.
    Auf der Stelle und noch immer kniend, drehte Tommy sich um. Es leuchtete kein Licht in der unmittelbaren Nähe, das seinen Schein hätte über die Schauergestalt werfen können.
    Die Dunkelheit umhüllte den Körper, und nur mehr das Blitzen der Sense war zu sehen.
    Später sah Tommy nichts mehr. Er saß jetzt auf dem Boden, fuhr über sein Gesicht und verschmierte das aus der Nase gelaufene Blut.
    Dabei schüttelte er den Kopf, holte ein Taschentuch hervor und preßte es gegen seine Nase.
    Er wollte eigentlich aufstehen, fand nicht die Kraft, blieb hocken und fing an zu lachen. Er lachte aus vollem Hals und wollte sich nicht beruhigen. Es war kein echtes Gelächter. Zahlreiche Laute endeten in einem hilflosen Schluchzen.
    »Ich habe ihn gesehen!« keuchte er. »Ich habe ihn gesehen. Das war der Tod. Und er hat mich nicht geholt…«
    »Nein, er hat dich nicht geholt, mein Junge!«
    Tommy Cramer versteifte. Es war die Stimme der alten Frau, die er hinter sich hörte. Er hatte Galinka Bachmann nicht kommen hören, deshalb erschrak er auch so.
    Die Frau bewegte sich. Sie umschritt Tommy und blieb vor ihm stehen. So konnte sie auf ihn niederschauen.
    »Du hättest fahren sollen, Junge!«
    Tommy schüttelte den Kopf. »Verdammt, ich konnte doch nicht wissen, daß dieses…«
    »Ich habe dir gesagt, daß der Tod kommen würde. Heute hat er dich nur gestreift, du hast seinen Hauch gespürt, seinen kalten Atem. Eine zweite Begegnung aber wird für dich nicht so glimpflich ablaufen, das kann ich dir versprechen.«
    »Ich werde ihm keine Gelegenheit mehr geben, mich ein zweites Mal zu sehen.« Tommy stand auf. Seine Knochen taten ihm weh.
    Der Aufprall war doch hart gewesen. Schwankend blieb er vor Galinka Bachmann stehen. »Und du hast es gewußt!« keuchte er.
    »Du hast es genau gewußt! Steckst du mit ihm unter einer Decke?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, mein Junge, auch ich mag ihn nicht. Aber ich habe gelernt, ihn zu akzeptieren. Uns hat ein Fluch eingeholt. Die Vergangenheit ist stärker, als wir Menschen es oft annehmen. Glaube es mir, Junge.«
    Tommy wollte mehr wissen. »Wo ist er hergekommen? Wer ist er? Du mußt es wissen!«
    »Es ist der Tod!«
    »Ja, der Tod, aber nur als Sinnbild.« Tommy streckte seinen Arm aus. Er wollte nach der Frau greifen.
    Sie wich schnell zurück. »Laß es sein!« fuhr sie ihn mit einer Stimme an, die Tommy zusammenschrecken ließ. Er blieb stehen und schaute in ihre Augen.
    Noch nie hatte er einen so eisigen Blick gesehen. Das schienen keine menschlichen Augen mehr zu sein. Was da glitzerte, erinnerte ihn schon an Eiskristalle.
    Er bekam Furcht. Diese alte Frau vor ihm lebte zwar, aber sie kam ihm vor, als wäre sie die Mutter des tödlichen Sensemanns.
    Er nickte. »Ja, schon gut, schon gut. Ich mache auch nichts mehr. Keine Sorge.«
    »Das will ich dir auch geraten haben, Junge. Lauf nach Hause! Vergiß ihn! Rede mit niemandem darüber, sonst wird das Unglück noch größer. Was er tun muß, das muß er einfach tun. Er folgt Gesetzen, die wir niemals verstehen werden. Hast du gehört?«
    »Ja.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte sich die Frau um und verschwand im nahen Wald. Sie ließ Tommy stehen, der über seine Augen wischte und sich noch immer fragte, ob er das alles auch erlebt oder nur geträumt hatte.
    Er brauchte nur einen Blick auf das Rad zu werfen. Es war demoliert und nicht mehr fahrtüchtig. Die Sense des Knöchernen hatte ganze Arbeit geleistet.
    Irgendwie hingen die alte Frau und das Skelett zusammen. In Tommy erwachte die Neugierde. Die Frau war im Wald verschwunden, auch das Skelett sah er nicht mehr. Eigentlich bestand für ihn keine Gefahr mehr. Er fühlte sich trotz des Falls auch nicht so schlecht. Deshalb wollte er die Verfolgung der Frau aufnehmen.
    Sie war rechts im Wald verschwunden. Dort lag die Dunkelheit verdammt dicht, aber Tommy ging davon aus, daß er sich schneller bewegen konnte als die Frau.
    Gedacht, getan.
    Mit einem Sprung setzte er über den Graben und stampfte schon bald durch das Unterholz.
    Ein nächtlicher Wald ist nie still. Diese Erfahrung mußte auch Tommy machen. Ihn umgaben Geräusche, die er nicht identifizieren konnte. Sie drangen aus allen Richtungen an seine Ohren. Manchmal hörte
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