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0506 - Das unheimliche Grab

0506 - Das unheimliche Grab

Titel: 0506 - Das unheimliche Grab
Autoren: Jason Dark
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das Fenster auf seiner Seite geöffnet. Ab und zu drang sogar der Geruch von frisch geschnittenem Gras in das Führerhaus.
    Eine Abfahrt erschien. Wir mußten an ihr vorbei. – Dimitrou schluckte. »Hier ist es passiert.«
    »Heute wird nichts…«
    »Doch, damit rechne ich aber«, unterbrach mich Dimitrou.
    »Was macht Sie so sicher?«
    »Mein Gefühl. Man hat es einfach auf uns abgesehen. Dabei weiß ich nicht, wer es getan haben könnte.«
    »Ja, das ist die Frage.«
    In den folgenden Sekunden versiegte unser Gespräch. Ich schaute auf die Uhr. Noch ungefähr zwei Stunden bis Mitternacht. Von Will wußte ich, daß sich das Ereignis nie an eine genaue Zeit gehalten hatte. Wenn ein Wagen aus Rumänien vorbeikam, schlug das Grauen zu. Zeitlich war es nicht einzugrenzen.
    Auch meine Kehle war trocken geworden. Ich hätte gern einen Schluck getrunken. Leider hatte ich es versäumt, eine Flasche Mineralwasser zu kaufen.
    Der Hinweis auf einen Rastplatz erschien. Auch Dimitrou hatte ihn gesehen. Er hielt das Lenkrad nur mehr mit der Linken, um ein Kreuzzeichen schlagen zu können. »Gleich kommt es!« flüsterte er und redete dann in seiner Heimatsprache weiter. Wahrscheinlich betete er.
    Ich konzentrierte mich auf die Fahrbahn und auch auf dessen Rand. Wir rollten auf dem rechten Streifen dahin.
    Noch 300 Meter bis zur Einmündung des Rastplatzes. Es tat sich nichts.
    200 Meter!
    Links huschte ein schneller BMW vorbei. Er zischte über die Bahn wie eine Rakete. Seine Rückleuchten schienen uns auszulachen.
    Jetzt nur noch 100 Meter!
    Dimitrou schaute noch einmal zu mir. Er stöhnte auf, als er ausatmete.
    Ich beruhigte ihn durch ein Nicken, blickte nach rechts. Dort war der Wald dunkel.
    Bis auf einen hellen Fleck, eine huschende Bewegung, und dann stand die Gestalt vor uns.
    Das Scheinwerferlicht erfaßte einen Knochenschädel, aber auch das glänzende, scharfe Blatt einer gewaltigen Sense, die wie ein Spiegel wirkte, als die Gestalt plötzlich zuschlug.
    Dimitrou verlor die Nerven. Er schrie laut auf, nahm die Hände vom Lenkrad und schlug sie vor sein Gesicht…
    ***
    Timmy Cramer wußte genau, daß man früher den Tod als Knöchernen mit einer Sense dargestellt hatte. Er hatte nie daran glauben wollen; in dieser unheimlichen und einsamen Nacht jedoch sah er die grauenhafte Horror-Gestalt vor sich.
    Ein Skelett, größer als ein Mensch. Der knochige Körper wurde von einer dunklen Kutte umweht. Aus den Ärmellöchern schauten die bleichen Klauen hervor, die den Schaft der Sense festhielten.
    Tommy kniete auf dem Boden. Er zitterte. Daß Blut aus seiner Nase rann, kümmerte ihn nicht. Er sah nur dieses gewaltige Monstrum mit seiner mörderischen Waffe.
    Sicher bewegte es sich auf seinen Knochenbeinen vorbei. Dabei schwang die Kutte von einer Seite zur anderen, und in diesem Rhythmus bewegte es auch die Sense.
    Von rechts nach links schleuderte das Wesen die Waffe. Sie war an beiden Seiten scharf und jagte jeweils nur eine Fingerbreite über den Straßenbelag hinweg.
    Nichts konnte das Skelett aufhalten. Es herrschte, ihm gehörte die Straße, und es jagte seine Waffe im nächsten Moment dem umgekippten Fahrrad entgegen.
    Das Rad wurde erfaßt, sogar in die Höhe gehoben und wuchtig zur Seite bis in den Straßengraben geschleudert.
    Tommy konnte sich noch immer nicht bewegen. Ein Alptraum war Wirklichkeit geworden. Der Tod lebte, er hatte Gestalt angenommen, die auf ihn zukam.
    Der knöcherne Schädel bewegte sich nicht. Hätte er Augen besessen, wäre der Blick des Knöchernen nach vorn und über den knienden Tommy hinweggestreift.
    Angst hatte der Junge vor der Sense.
    Sie schwang noch immer hin und her. Jedes Hindernis würde sie aus dem Weg räumen.
    Tommy war ebenfalls ein Hindernis! Das Skelett hatte sich ihm bereits soweit genähert, daß er schon das Pfeifen hörten konnte, als die Waffe die Luft zerschnitt.
    Für ihn war es ein schreckliches Geräusch. Es vereinigte all seine Angstgefühle. Noch nie zuvor war sein Herzschlag so gerast wie in diesen Augenblicken.
    Jeden Tritt vernahm er. Immer wenn ein Fuß des Unheimlichen den Boden berührte, erklang ein Geräusch, das sich anhörte, als würde eine Totenglocke läuten.
    Und wieder pfiff die Sense heran.
    Tommy sah sie schwingen, sie wuchs vor ihm hoch, wurde größer, und der Siebzehnjährige rechnete damit, erwischt zu werden. Den Luftzug spürte er noch, so dicht wischte das Blatt an seiner Stirn vorbei.
    Das Skelett passierte ihn. Der nächste Schlag in
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