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0501 - In der Betonwüste

Titel: 0501 - In der Betonwüste
Autoren: Unbekannt
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seltsam, daß man als Blinder ein Gespür für diese Dinge entwickelte.
    Seine tastenden Hände fanden einen Türeingang. Der Verdummte stolperte in den Torbogen, um sich einen Augenblick auszuruhen. Er zitterte am ganzen Körper. Immer, wenn ihn die Schwäche zu übermannen drohte, dachte er an Dr. Fingal, der ihm bestimmt helfen würde.
    Der halbtote Simon hörte, daß draußen jemand vorbeiging.
    Er preßte sich eng gegen die Wand, um nicht gesehen zu werden.
    Die Schritte verklangen, die Gefahr ging vorüber. Der halbtote Simon hörte sich aufatmen. Es wurde Zeit, daß er etwas zu essen bekam. Seinen Durst hatte er im Regen löschen können.
    Als der halbtote Simon Sich bewegte, hörte er ein drohendes Knurren hinter sich.
    Er blieb wie angewurzelt stehen.
    Ein Hund! dacht er.
    War es ein großer oder ein kleiner Hund?
    Simon preßte sich mit dem Rücken gegen die Wand und lauschte. Er konnte das Tier schnuppern hören, wahrscheinlich kauerte es nur ein paar Schritte von ihm entfernt am Boden. Der halbtote Simon vermutete, daß der Hund vor dem Unwetter hierher geflohen war und geschlafen hatte. Der Blinde hatte das Tier geweckt.
    Wieder knurrte der Hund.
    „Ruhig!" sagte der halbtote Simon mit rauher Stimme. „Ganz ruhig."
    Mit dem Rücken zur Wand bewegte er sich langsam auf den Ausgang zu.
    Dann spürte er, daß der Hund springen würde. Es war ein Geräusch wie das Knacken einer sich entspannenden Feder. Der halbtote Simon riß instinktiv beide Arme vor sein Gesicht.
    Als das Tier gegen ihn prallte und ihn gegen die Wand warf, wußte der halbtote Simon, daß es ein sehr großer und schwerer Hund war. Seine Kinnbacken hatten sich über Simons linkem Handgelenk geschlossen. Ein stechender Schmerz fuhr durch den Arm des Verdummten.
    Simon verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Der Hund war über ihm, ein dumpfes Grollen kam aus seiner Brust.
    Der Blinde umklammerte mit beiden Händen den Hals des Hundes. In seiner linken Hand war kaum noch Kraft, aber es gelang Simon, den Kopf des Tieres nach unten zu ziehen und den Hals mit dem rechten Arm zu umspannen.
    Mann und Hund wälzten sich über den Boden. Das Tier hatte Simons Handgelenk zerbissen. Jetzt ließ es los und versuchte, an Simons Hals zu gelangen.
    Der Torbogen war vom Lärm des Kampfes erfüllt. Simon wußte, daß er den Hund töten mußte, wenn er nicht selbst getötet werden wollte. Er drückte fester, aber der Hund war kräftig und kam immer wieder frei. Er biß in Simons Schulter und zerrte daran. Simons nasse und zerfetzte Jacke bot kaum Schutz.
    „Verschwinde!" rief der halbtote Simon keuchend. „Du elendes Biest!"
    Seine Stimme schien das Tier verrückt zu machen, denn es verstärkte seine Anstrengungen an den Hals des Mannes heranzukommen. Simon überlegte, ob es der Blutgeruch sein konnte, der das Tier so angriffslustig machte.
    Der Hund hatte aufgehört zu knurren. Er konzentrierte sich jetzt vollkommen auf seinen Gegner. Der Kampf wurde immer verbissener. Der Mann spürte, daß seine Chancen mit zunehmender Dauer des Kampfes immer geringer wurden. Er mußte eine Entscheidung herbeiführen, oder er war verloren.
    Sie rollten über den Boden. Simon stieß sich mit den Füßen an der Wand ab und kam über dem Hund zu liegen. Der heiße Atem strich über Simons Gesicht. Er drückte fester. Der Hund zappelte und versuchte sich aus der Umklammerung zu befreien. Dabei schnappte er nach Simons Hals.
    Nach einer Weile merkte der halbtote Simon, daß die Anstrengungen des Tieres nachließen, aber er ließ nicht los. Es fiel ihm jetzt leichter, den Hund festzuhalten.
    Dann starb das Tier.
    Der Blinde rollte sich zur Seite. Er fühlte, daß seine Sinne schwanden, Kälte und Schmerzen weckten ihn' zwei Stunden später. Er wußte nicht, daß es draußen inzwischen hell geworden war. Der Wind blies in den Torbogen. Simon streckte die Hand aus und berührte den toten Hund, der sich jetzt ganz kalt anfühlte.
    Simons Wunden hatten aufgehört zu bluten, aber sie schmerzten stark. Der Blinde ächzte, als er nach mehreren Anstrengungen auf die Beine kam.
    Dr. Fingal! hämmerten seine Gedanken. Ich muß zu ihm.
    Er schleppte sich ins Freie. Es war kälter geworden, die vom Sturm getriebenen Regentropfen stachen wie Nadeln auf Simons Haut. In einiger Entfernung fiel etwas von einem Dach oder aus einem Fenster und zerplatzte mit explosionsartigem Knall auf der Straße. Simon schlug die Richtung zu Dr. Fingals Praxis ein.
    Sein Glaube an die Fähigkeiten
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