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05

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Titel: 05
Autoren: Nur über meine Leiche
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geworden. „Na gut, dann gehe ich eben in die Ecke."
    „Ich liebe mein Leben", murmelte Betsy und stapfte zu der Laterne.
    Antonia gähnte und versuchte, nicht auf das Stöhnen und Schlürfen zu hören.
    Nachdem die Königin fertig war, ging sie wieder zu ihr. „Gehen wir?"

    Die Königin sah aus, als würde sie sich schämen. Merkwürdig. „Tut mir leid, dass du das mit ansehen musstest."
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    „Du hast mich in die Ecke geschickt", erinnerte sie sie. „Ich habe nur zugehört."
    „Ja, aber es ist so . . ekelig. Ganz furchtbar ekelig." Sie neigte kurz den Kopf, dann blickte sie wieder auf. „Außer .. "
    „Wenn es Sinclair ist", mutmaßte Antonia.
    „Ja, genau! Woher weißt du das?"
    Antonia tippte sich an die Nase.
    „Ihh! Ich meine, toll! Moment mal, ich dachte, du könntest uns nicht riechen."
    „Ich kann nur dein Blut riechen, ganz schwach. Und das habe ich gestern Abend an ihm gerochen. Keine Sorge, mir macht das nichts aus. Schließlich seid ihr Vampire, warum solltet ihr kein Blut trinken?"
    „Ich will nicht darüber reden", verkündete Betsy und klapperte in ihren blödsinnigen Schuhen die Straße hinunter.
    Antonia eilte ihr nach. „Das muss dir nicht peinlich sein. Das liegt in deiner Natur. Ich meine, ich mag meine Steaks blutig und entschuldige mich auch nicht dafür."
    „Das ist etwas anderes."
    „Das ist total dasselbe."
    „Du bist schon zu lange mit mir zusammen. Du hast total gesagt!"
    „Das ist total falsch." Antonia streckte die Hand aus und berührte Betsys Kinn.
    „Du hast da was übersehen."
    Betsy zuckte erst zurück, verstand dann aber und sagte: „Danke."
    Schweigend gingen sie eine Weile nebeneinander. Dann fragte Betsy: „Du fandest es nicht ekelig?"
    „Machst du Witze? Meine Abschlussfeier an der Highschool war blutiger."
    Belustigt stellte Antonia fest, dass Betsy selbst in High Heels ' hüpfen konnte.
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    Zwei Stunden vor Sonnenaufgang waren sie zurück. Gerade holte Jessica einen großen Beutel mit Wolle hervor.
    „Den kann ich runterbringen", bot Antonia an.
    „Nicht nötig, das mache ich."
    Antonia riss Jessica den Beutel aus der Hand, so heftig, dass die kleinere Frau fast gefallen wäre. „Ich bestehe darauf. Außerdem kann ich mir so auch Kost und Logis verdienen."
    „Na klar, wenn du meinst", meckerte Jessica und rieb sich den Ellbogen. „Ich hoffe, du stolperst auf der Treppe und brichst dir den Hals."
    „Vielen Dank auch."
    Das Komische war: Sie hatte es so eilig, zu Garrett zu kommen, dass sie tatsächlich fast gestolpert wäre.

    Und das auch noch umsonst. Denn er war gar nicht da.
    Sie suchte überall, horchte, so angestrengt sie konnte, frustriert, weil ihr Geruchssinn ihr nicht weiterhalf. Der Keller war groß - er hatte zahllose Räume, Ecken und Winkel - und es dauerte eine Weile, bis sie ihn durchsucht hatte. Schließlich gab sie auf, ließ den Beutel auf einem Tisch zurück und trottete zurück in ihr Zimmer.
    Dort fand sie Garrett, der wie ein Geier auf ihrem Schreibtisch hockte, die Zehen über der Tischkante, im perfekten Gleichgewicht, die Arme um die Knie geschlungen, den Blick fest auf die Tür geheftet.
    „Da", sagte er ruhig, als sie die Tür schloss und versuchte, sich nicht vor Überraschung in die Hose zu machen.
    „Ich habe überall nach dir gesucht, Blödmann! Wenn die wüssten, dass du aus deiner kleinen Kellerzelle entwischt bist, würden die ausflippen, verstanden?"
    „Verstanden", sagte er und schoss in die Höhe, um sich auf sie zu werfen. Sie wich aus und er knallte gegen die Tür und glitt zu Boden.

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    „Ha!", rief sie triumphierend, schlüpfte aus ihrem Mantel und tanzte vor ihm hin und her. „So ein Mädchen bin ich nicht. Das geschieht dir recht."
    Geschmeidig sprang er auf die Füße und stürzte sich wieder auf sie. Sie kreischte vor Lachen und ließ sich von ihm auf das Bett drücken. „Ach, warum auch nicht?", sagte sie und legte ihre Arme um ihn. „Ich bin eben doch so ein Mädchen."
    Er schnüffelte an ihrem Hals, und obwohl sie es erwartet hatte, war sie doch überrascht, als er sie biss. Und es überraschte sie, wie fantastisch es sich anfühlte. Bisher hatte sie immer nur Verachtung für Beute, für Opfer empfunden. Aber jetzt ließ sie sich nehmen, gab ihm das, was er brauchte, und es war auf eine ganz andere Art und Weise aufregend. Bisher war sie immer der Wolf gewesen, jetzt war sie das Kaninchen, und das war gut so.
    Sie grub die Finger in sein langes Haar, staunte, wie seidig es sich anfühlte,
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