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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee
Autoren: Karl May
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eenes feinen Gewehrs bin.“
    Er legte an. Da erhob sich einer der Indianer, um den freien Raum schnell zu überspringen. Er war im Licht des Mondes deutlich zu erkennen. Der Schuß Franks krachte, und der Indianer fiel, in die Brust getroffen, nieder. Seine beiden Kameraden sprangen zu ihm hin, um ihn in Sicherheit zu bringen; ein Rafter schoß auf sie, traf aber nicht; sie verschwanden mit dem Toten.
    Es verging einige Zeit, ohne daß man ferner etwas hörte oder sah. Das war auffällig. Darum kroch Winnetou vorwärts, um den vorn liegenden Raum vorsichtig abzusuchen. Nach ungefähr einer Viertelstunde kehrte er nach der Stelle zurück, an welcher er sich mit Old Firehand, Shatterhand und dem ‚Großen Bären‘ befunden hatte, und meldete: „Die Krieger der Utahs haben sich geteilt. Die eine Hälfte von ihnen hält mit allen Pferden dort links, wo der Weg aus dem Felsenkessel mündet; die andern sind rechts am Beginn des Cañons; dort haben sie ein Loch geöffnet, in welchem sie verschwinden.“
    „Ein Loch?“ fragte der ‚Bär‘ erschrocken. „So kennen sie den unterirdischen Gang, und mein Geheimnis ist verraten. Das kann kein andrer als das ‚Lange Ohr‘ getan haben. Wie hat er das erfahren können? Kommt mit mir! Ich muß sehen, ob es wahr ist.“
    Er eilte fort, auf der Höhe des Dammes hin, und die drei folgten ihm. Bald sahen sie, unter den Bäumen versteckt, den Anfang des Cañons hell unter sich liegen. Der Steinhaufen war entfernt, und beim Schein des Mondes erkannte man die Utahs, welche in den Gang eindrangen.
    „Ja, sie kennen mein Geheimnis“, meinte der ‚Große Bär‘. „Sie wollen nach der Insel, um uns in den Rücken zu kommen, und sie wollen meine Schätze haben. Aber das soll ihnen nicht gelingen. Ich muß rasch auf die Insel. Old Firehand und Old Shatterhand mögen mich begleiten; Winnetou aber mag hierbleiben; ich muß ihm etwas zeigen.“
    Er führte den Apachen einige Schritte vorwärts nach einer Stelle, an welcher der Damm senkrecht in den See fiel. Dort lag ein großes, viele Zentner schweres Felsstück auf einer Unterlage von kleineren Steinen, welche eigentümlich geordnet waren. Der ‚Große Bär‘ deutete auf einen dieser Steine und sagte: „Sobald Winnetou von hier aus sieht, daß ich auf der Insel ein Feuer anbrenne, mag er an diesen Stein stoßen, worauf dieser Felsen hinab in das Wasser rollen wird. Mein roter Bruder mag aber schnell zurückspringen und nicht erschrecken, wenn er ein großes Krachen hört.“
    „Warum soll der Felsen in das Wasser?“ fragte Winnetou.
    „Das wirst du später sehen. Jetzt ist keine Zeit zum Erklären; ich muß fort. Schnell!“
    Er rannte davon, und die beiden Jäger folgten ihm. An dem Feuer angekommen, riß er einen Brand aus demselben und stieg in eins der Boote. Während er sich bemühen mußte, die Flamme zu erhalten, nahmen Firehand und Shatterhand das Ruder; sie stießen ab und hielten auf die Insel zu. Drüben sprang der ‚Große Bär‘ schnell heraus und eilte in das Gebäude. Auf dem Herd lag dürres Holzwerk; er schaffte es heraus und steckte es in Brand.
    „Meine Brüder mögen horchen!“ sagte er dann, mit der Hand nach der Gegend deutend, in welcher Winnetou zurückgeblieben war.
    Drüben war ein kurzes, hohles Rollen zu hören, dann das Zischen des unter dem stürzenden Felsen aufbrausenden Wassers, und nun erfolgte ein Krachen, ein Getöse, als ob ein Haus einstürze. „Es ist gelungen!“ rief der ‚Große Bär‘, tief aufatmend. „Die Utahs sind verloren. Kommt mit herein!“
    Er ging wieder in das Gebäude, in die Abteilung, in welcher sich der Herd befand. Dieser stand, wie die beiden Jäger jetzt sahen, auf einer beweglichen Unterlage, denn der Rote schob ihn ohne alle Anstrengungen zur Seite. Es wurde eine Öffnung sichtbar, in welche der ‚Bär‘ hinablauschte.
    „Sie sind drin; sie sind unten; ich höre sie kommen“, sagte er. „Nun aber schnell das Wasser hinein!“ Er sprang hinaus, hinter das Gebäude; was er dort machte, konnten die beiden nicht sehen; aber als er zurückkehrte, deutete er auf eine nahe Stelle des Sees und erklärte: „Seht ihr, daß sich dort das Wasser bewegt? Es bildet einen Strudel, einen Trichter; es wird nach unten gezogen, denn es fließt in den Gang, den ich geöffnet habe.“
    „Mein Himmel! So müssen die Utahs ja elend ertrinken!“ rief Shatterhand.
    „Ja alle, alle! Kein einziger entkommt.“
    „Gräßlich! War das nicht zu umgehen?“
    „Nein. Es soll
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