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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee
Autoren: Karl May
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Brüder mögen schnell nach dem See kommen, sonst sind die Utahs eher dort als wir und nehmen Butler und seine Tochter gefangen.“
    Da diese drei Männer derselben Ansicht waren, verlor der ‚Große Bär‘ etwas von seinem Vertrauen und sprach nicht gegen den sofortigen Aufbruch. Man stieg zu Pferd und ritt den Cañon hinauf, so gut es in der Finsternis gehen mochte. Es dauerte wohl eine Stunde, ehe man den Eingang des Seetals erreichte. Dieser wurde besetzt, und zwar von Weißen, weil nun, da ihr Häuptling abhanden gekommen war, den Timbabatschen nicht mehr ein unbedingtes Vertrauen geschenkt werden konnte.
    Butler befand sich nicht mehr auf der Insel. Er hatte mit seiner Tochter in dem Gebäude gesessen; unter ihnen lagen die Gefangenen, welche miteinander sprachen. Ihre Stimmen drangen dumpf nach oben; es klang so geisterhaft, daß Ellen sich zu fürchten begann, und sie bat ihren Vater, die Insel zu verlassen und mit ihr hinüber an das Ufer zu gehen. Er erfüllte ihre Bitte und ruderte sie hinüber. Als es Nacht geworden war, brannte er ein Feuer an, war aber so vorsichtig, sich nicht an dasselbe zu setzen, vielmehr zog er sich mit Ellen in den Schatten zurück, wo beide den erleuchteten Platz übersehen konnten, ohne selbst bemerkt zu werden. Es war für sie unheimlich, so allein an diesem einsamen und gefährlichen Ort zu sein; darum freuten sie sich, als die Weißen jetzt mit den Timbabatschen zurückkehrten.
    Da die Utahs erst in einer Stunde erwartet werden konnten, genügte es, daß die Hälfte der Rafters vorn am Eingang postiert waren. Die andern Weißen lagerten sich um das Feuer; die Timbabatschen brannten sich ein zweites an, bei welchem sie Platz nahmen, um sich über das Verschwinden ihres Häuptlings zu unterhalten. Sie waren überzeugt, daß er ganz gegen seinen Willen in die Hände der Utahs geraten sei. Daß die Weißen ihn im Verdacht der Verräterei hatten, war ihnen wohlweislich verschwiegen worden.
    Seit der Ankunft am See hatte Watson, der frühere Schichtmeister, keine Gelegenheit gehabt, mit dem ‚Großen Bären‘ zu sprechen, und dieser hatte gar nicht darauf geachtet. Jetzt aber, als sie nahe beieinander am Feuer saßen, meinte der Weiße zu dem Roten: „Mein roter Bruder hat noch nicht mit mir gesprochen. Er mag mich einmal betrachten und mir dann sagen, ob er sich nicht erinnert, mich bereits einmal gesehen zu haben.“
    Der ‚Bär‘ warf einen forschenden Blick auf ihn und antwortete dann: „Mein weißer Bruder trägt jetzt einen längeren Bart als früher; aber ich erkenne ihn doch wieder.“
    „Nun, wer bin ich?“
    „Einer von den beiden Bleichgesichtern, welche hier oben einen ganzen Winter zubrachten. Damals lebte Ikhatschi-tatli noch, der große Vater, welcher krank war, und von ihnen gepflegt wurde, bis er starb.“
    „Ja, wir pflegten ihn, und er war uns dankbar dafür. Er gab uns ein Geschenk, dessen sich der ‚Große Bär‘ vielleicht erinnern wird.“
    „Ich weiß es“, nickte der Rote, aber in einer Weise, als ob er sich nur ungern an diesen Umstand erinnern lasse.
    „Es war ein Geheimnis, welches er uns anvertraute, ein Geheimnis von einem Schatz, welcher hier verborgen liegt.“
    „Ja; aber der große Vater hatte sehr unrecht, als er von diesem Geheimnis sprach. Er war alt und schwach geworden, und die Dankbarkeit verhinderte ihn, sich zu erinnern, daß er ewiges Schweigen gelobt hatte. Er durfte von diesem Geheimnis, welches sich auf die Nachkommen zu vererben hat, nur zu seinem Sohn und Enkel sprechen. Die Gegenstände, um welche es sich handelt, waren nicht sein Eigentum; er durfte nicht das Geringste verschenken. Ganz besonders aber war es seine Pflicht, gegen Bleichgesichter zu schweigen.“
    „So meinst du, daß ich nicht das Recht habe, von dieser Sache zu sprechen?“
    „Ich kann es dir nicht verbieten.“
    „Wir hatten eine Zeichnung darüber.“
    „Die nützt dir nichts, denn wenn du dich nach derselben richtest, wirst du nichts finden. Ich habe den aufbewahrten Gegenständen einen andern Platz gegeben.“
    „Und den darf ich nicht erfahren?“
    „Nein.“
    „So bist du weniger dankbar als dein Vater!“
    „Ich tue meine Pflicht, werde es dir aber nicht vergessen, daß du bei seinem Tod zugegen gewesen bist. Auf die Ausnutzung des Geheimnisses mußt du verzichten; jeden andern Wunsch aber werde ich dir mit Freuden erfüllen.“
    „Ist das dein Ernst?“ fragte da Old Firehand schnell.
    „Ja. Meine Worte sind stets so gemeint, wie
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