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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml
Autoren: Tom Clancy
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gerne gefahren - und Roter Oktober hatte ihm das Leben gerettet.
    Und das von Ryan. Jack fuhr sich über die haarfeine Narbe auf der Stirn und fragte sich, ob sein Blut jemals von der Konsole des Rudergängers gewischt worden war. «Es überrascht mich, daß Sie das Boot nicht selbst hinaussteuern wollten», bemerkte er, zu Ramius gewandt.
«Nein.» Marko schüttelte den Kopf. «Ich wollte mich nur von ihm verabschieden. Roter Oktober war ein gutes Schiff.»
    «Das kann man wohl sagen», stimmte Jack leise zu. Er betrachtete sich das zur Hälfte reparierte Loch, das der Torpedo in die Backbordseite gerissen hatte, und schüttelte stumm den Kopf. Die beiden Männer sahen schweigend zu und standen abseits der Matrosen und Marines, die die Anlage seit dem vergangenen Dezember bewachten.
    Schmutziges Wasser aus dem Elizabeth River strömte in den Betonkasten; das Trockendock wurde geflutet. Heute nacht sollte Roter Oktober auslaufen. Sechs amerikanische Jagd-U-Boote «desinfizierten» gerade den Ozean östlich des Marinestützpunktes Norfolk, angeblich Teil einer Übung, an der auch einige Überwasserschiffe teilnahmen. Es war neun Uhr an einem mondlosen Abend. Noch eine Stunde, dann war das Trockendock geflutet. Die dreißigköpfige Besatzung war bereits an Bord. Sie sollte die Dieselmaschinen starten und das Boot zu seiner zweiten und letzten Fahrt auslaufen lassen. Ziel: der tiefe Ozeangraben nördlich von Puerto Rico, wo Roter Oktober in achttausend Meter Tiefe versenkt werden sollte.
    Ryan und Ramius sahen zu, wie das Wasser über die den Rumpf stützenden Holzblöcke stieg und zum ersten Mal seit fast einem Jahr den Kiel des Unterseebootes benetzte. Nun flutete es rascher herein, kroch an den an Bug und Heck aufgemalten Tiefgangsmarken hoch.
    An Deck des U-Bootes ging eine Handvoll Matrosen in orangefarbenen Schwimmwesten auf und ab, bereit, die vierzehn schweren Trossen loszuwerfen.
    Das Boot selbst blieb stumm, hieß das Wasser mit keinem Anzeichen willkommen. Vielleicht weiß Roter Oktober, welches Schicksal es erwartet, sagte sich Ryan. Ein unsinniger Gedanke - aber er wußte auch, daß Seeleute schon seit Jahrtausenden ihren Schiffen eine Persönlichkeit zuschreiben.
    Endlich hob das Wasser den Rumpf von den Holzblöcken; er kam mit dumpfen, eher spür- als hörbaren Schlägen leicht schaukelnd frei.
Wenige Minuten später sprang grummelnd der Diesel an; die Trossen wurden eingeholt. Gleichzeitig nahm man die Persenning, die die seewärtige Öffnung des Trockendocks verschlossen hatte, herunter; nun sahen alle den Nebel, der draußen überm Wasser hing. Das Wetter war perfekt für das Unternehmen und mußte auch so sein: Sechs Wochen hatte die Navy auf eine mondlose Nacht und den dicken Nebel gewartet, der sich um diese Jahreszeit oft über die Chesapeake Bay senkte. Als die letzte Trosse losgeworfen war, ließ ein Offizier oben auf dem Turm ein tragbares Preßlufthorn ertönen.
Die Matrosen auf dem Bug holten die Flagge ein und entfernten den Flaggenstock. Zum ersten Mal fiel Ryan auf, daß es die Flagge der Sowjetunion war. Nette Geste, dachte er und lächelte. Am achterlichen Ende des Turms setzte ein Seemann die sowjetische Seekriegsflagge mit dem roten Stern und dem Wappenschild der Rotbannerflotte. Die amerikanische Navy, wie immer traditionsbewußt, ehrte den Mann, der neben ihm stand.
Ryan und Ramius schauten zu, wie sich das U-Boot mit eigener Kraft rückwärts zu bewegen begann, sacht von den beiden Bronzeschrauben hinaus auf den Fluß getrieben. Ein Schlepper bugsierte es herum, bis sein Bug nach Norden wies, und binnen weniger Minuten war es außer Sicht. Nur das Pochen des Diesels klang noch eine Weile über das ölige Wasser des Kriegshafens.
Ramius schneuzte sich und blinzelte mehrere Male. Doch als er sich vom Wasser abwandte, klang seine Stimme fest.
«Nun, Ryan, hat man Sie eigens hierfür aus England eingeflogen?»
«Nein, ich habe einen neuen Job.»
«Können Sie mir verraten, was Sie machen?» fragte Marko.
«Es geht um Rüstungskontrolle. Ich soll die nachrichtendienstliche Gruppe unseres Verhandlungsteams koordinieren. Im Januar fliegen wir.»
«Nach Moskau?»
«Ja, zu Vorverhandlungen. Und was tun Sie?»
«Ich arbeite auf den Bahamas bei AUTEC.
Viel Sonne und Sand. Bin ich nicht schön braun?»
Ramius grinste. «Alle zwei, drei Monate fliege ich nach Washington. Wir arbeiten an einem neuen Geräuschdämpfungsprojekt.» Wieder ein Lächeln. «Streng geheim.»
«Großartig! Dann müssen
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