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0499 - Die Hexe von Stonehenge

0499 - Die Hexe von Stonehenge

Titel: 0499 - Die Hexe von Stonehenge
Autoren: Werner Kurt Giesa
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liegen, daß Rothaarige fast immer einen blassen Teint hatten und eher Sonnenbrand als Sonnenbräune bekamen. Das kurzgeschnittene Haar der Frau war allerdings so unwahrscheinlich rot, daß es gefärbt sein mußte. Vielleicht, überlegte Marsha, war das ein Show-Effekt, der zur Imagepflege gehörte. Druidin, Zauberin, Hexe - und Hexen hatten gefälligst rothaarig zu sein, wie es das Vorurteil verlangte. Und wenn schon nicht rothaarig, dann wenigstens uralt, runzlig und furchtbar häßlich und von Haß erfüllt.
    Diese letzten Eigenschaften trafen auf Shyreena allerdings nicht zu. Sie lächelte Marsha an. »Owen hat Sie also überreden können?« fragte sie mit einer angenehmen, weichen Stimme. Marsha sah Owen an. »Ja«, sagte sie dann. »Er hat mich dazu überredet, mitzuverfolgen, wie Ihre Sonnenwendzeremonie an der Polizei scheitert.«
    Shyreena lachte hell auf. »Ich glaube kaum, daß er Ihnen das in dieser Form gesagt hat, Miss Bellows - oder darf ich Sie Marsha nennen?«
    Sie durfte.
    Sie nahmen Platz. Shyreena bot Getränke und Knabbereien an. Eine schwarze Katze mit roten Augen strich durch das Wohnzimmer und maß Marsha mit einem hungrigen Blick. Owen, der Katzen eigentlich nicht mochte, schenkte sie kaum Beachtung; sie schien ihn zu kennen, oder er war ihr gleichgültig. Die Katze sprang auf Shyreenas Schoß und ließ sich streicheln. Sie schnurrte leise. Jedesmal, wenn Marsha den Katzenblick auf sich gerichtet sah, fühlte sie sich wie eine Maus.
    Und die Katze besaß rote Augen!
    Waren Katzenaugen nicht grün, oder gelb? Marsha hatte noch nie eine Katze mit roten Augen gesehen.
    »Marsha, die Polizei wird nichts davon bemerken, daß wir inmitten des Steinkreises auf den Sonnenaufgang warten und darauf, daß der Lichtstrahl die Sonnenwende anzeigt«, sagte Shyreena. »Kein Außenstehender wird uns sehen können.«
    »Und warum nicht?«
    Shyreena, die Druidin, lächelte und vergaß dabei nicht die schnurrende, rabenschwarze Katze zu streicheln. »Wenn Sie nicht an Übersinnliches glauben, werden Sie mich auslachen, sobald ich Ihnen die Wahrheit erzähle. Aber ich sehe in Ihnen, daß sie sich sehr lange und sehr intensiv mit den alten Druiden befaßt haben. Ich habe es ebenfalls getan, aber nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis, an die Sie nicht glauben wollen. Ich beherrsche all das, was vor Jahrhunderten und Jahrtausenden auch die Druiden konnten.«
    »Aber es hat nie weibliche Druiden gegeben!« widersprach Marsha. »Druiden waren immer nur Männer, die strikt darauf bedacht waren, ihr Wissen nur an Jünglinge weiterzugeben. Nur mündlich wurde das Druiden-Wissen weitergegeben, und immer nur von Mann zu Mann!«
    »Aber das liegt mehr als tausend Jahre zurück, Marsha«, versetzte Shyreena. »Die Zeiten haben sich geändert. Können Sie sich nicht vorstellen, daß die Emanzipation auch vor den Druiden nicht haltmachte? Das ist doch nur natürlich. Wir leben in Einklang mit der Natur, mit der ganzen Welt, und auch der letzte männliche Druide unter uns hat inzwischen eingesehen, daß dieses fantastische Wissen und all unsere Fähigkeiten und unser Können nicht allein in der Hand eines einzigen Geschlechtes bleiben kann. Marsha, Männer sind traditionell die besseren Druiden, weil wir Frauen uns mit der in Jahrtausenden auf Männer-Körper und Männer-Aura abgestimmten Druiden-Magie erst arrangieren müssen, aber wir arbeiten daran, und es wird sich in den nächsten fünfzig oder hundert Jahren ändern. Dann wird sich niemand mehr darüber wundern, daß auch Frauen Druiden-Zauber anwenden können!«
    Marsha seufzte und wechselte einen Blick mit Owen, dessen Augen funkelten. Plötzlich fragte Marsha sich, ob diese Shyreena ihren Owen becirct hatte. Eine Frau brauchte keine Zauberei, um einen Mann wie Owen Briggs in ihren Bann zu schlagen. Dazu reichten einfachere Dinge. Shyreenas einziger Nachteil war ihr durch das kurzgeschnittene Haar etwas streng wirkende Gesicht, aber sie besaß eine einschmeichelnde, erotische Stimme und eine Figur, auf die Marsha nur neidisch sein konnte. Wenn Marsha sich vorstellte, sie wie eine Hexe splitternackt auf dem Besen durch die Luft reiten zu sehen, dann konnte sie sich auch sehr gut vorstellen, daß Owen ihr mit hechelnder Zunge auf dem Boden hinterherlief. Er war ein netter, attraktiver Kerl und so überaus liebevoll und zärtlich, daß Marsha von keinem anderen Mann als von ihm berührt werden wollte und hoffte, mit ihm zusammen alt werden zu können, ganz
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