Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0497 - Die Fledermenschen

0497 - Die Fledermenschen

Titel: 0497 - Die Fledermenschen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
ballten sich die Unwetterwolken immer dichter. Die Luft knisterte vor Elektrizität. Im nächsten Moment setzte der Fledermensch seine menschliche Last vor den Regenbogenblüten ab. Don Cristofero fing die zusammenbrechende Patricia auf. Der Fledermensch erhob sich wieder in die Luft, beachtete nicht einmal seinen verletzten Artgenossen, jagte steil nach oben, faltete dann seine Flügel zusammen und stürzte wie ein Stein in die Tiefe.
    »Nein!« schrie Zamorra auf, als er erkannte, daß Saris den Fledermenschen getötet hatte!
    Blitze zuckten um den weit entfernten Wolkenhorst. Sonnenhell flammte es auf. Feuer in den Wolken! Der Unterschlupf der Fledermenschen brannte, verging in Explosionen und wildem, verzehrenden Feuer.
    »Nein«, keuchte Zamorra, aber es war zu spät, den Racheschlag des Saris zu verhindern.
    Der Lord brach in seinen Armen zusammen.
    Der Spuk in den Wolken ebbte ab.
    Aber Zamorra war sicher, daß es den Wolkenhorst dieser Gruppe von Fledermenschen nicht mehr gab. Das vom Himmel fallende Feuer hatte alles vernichtet.
    Wortlos trug Zamorra seinen Freund zu den Blumen und versetzte sich mit ihm zurück nach Spooky-Castle.
    Don Cristofero folgte ihm mit Lady Patricia. Als letzter kam der Gnom, der das kleine Feuer brennend und unbeaufsichtigt zurückließ, das der mehrblütigen Blume Licht spendete.
    Das Feuer kroch über den Boden, fand trockene Gräser und erreichte die Regenbogenblume. Als Somerer aus der nahen Höhle die Flammen entdeckten, war es bereits zu spät: Die Götterblume war längst zu Asche zerfallen.
    ***
    Lord Saris hatte mehr Schaden davongetragen als Lady Patricia. Sie war im buchstäblich letzten Moment gerettet worden, als sie sich bereits im Dom der Verwandlung zwischen den dreizehn Geflügelten befunden hatte. Da war der von Sir Bryont beeinflußte Fledermensch wie ein Wirbelsturm zwischen sie gefahren.
    Patricia war unbeschadet davongekommen. Auch dem Kind schien nichts zugestoßen zu sein. Patricia fühlte sich wohl, und eine vorsichtshalber durchgeführte Untersuchung im Krankenhaus von Inverness bestätigte diesen Eindruck. Sie war noch einmal davongekommen. Mit ihrer »Sicherheitsverwahrung« konnte sie sich aber auch künftig nicht so recht abfinden.
    Wer die Regenbogenblumen in Spooky-Castle angepflanzt oder gesät hatte, blieb vorerst ungeklärt. Zamorra war sicher, daß sich auch dieses Rätsel eines Tages lösen würde. Cristofero und der Gnom blieben vorerst in der Ruine, die in den nächsten Tagen etwas wohnlicher gemacht wurde, und harrten des legendären Sir Henry, der sich aber mit seinem Spuk arg zurückhielt - »aus gutem Grund«, wie Nicole vermerkte. »Ein anständiges Gespenst wird seine Talente nicht an ein arrogantes Großmaul wie diesen Cristofero verschwenden.«
    Lord Saris war äußerst hinfällig geworden. Sein magischer Angriff hatte ihn fast den Rest seiner verbliebenen Kräfte gekostet. »Jetzt hast du eine kleine Kostprobe von der Saris-Magie bekommen«, murmelte er, als Zamorra an seinem Bett saß, das er für die nächsten zwei Wochen nicht würde verlassen können. »Aber wie ich vorher schon sagte - ich kann es nicht oft tun. Vielleicht einmal in fünf oder zehn Jahren. Doch es mußte sein.«
    »Es war billige Rache, Bryont«, sagte Zamorra. »Rache für Patricias Entführung, vielleicht auch Rache für das Morden an den Neu-Somerern? Bryont, ist das deiner würdig?«
    Saris hustete. Es dauerte fast eine Minute, bis sein geschwächter Körper sich wieder beruhigt hatte. »Vielleicht habe ich auch die Evolution nur ein wenig beschleunigt«, krächzte er heiser. »Vielleicht habe ich ein paar tausend Neu-Somerern, die noch nicht parataub sind, das Leben gerettet. Vielleicht gibt es aber über die ganze bunte Fremdwelt verteilt noch ein paar Millionen Alt-Somerer. Dann spielt das, was geschehen ist, kaum eine Rolle. Zamorra, hast du vergessen, daß sie selbst sich keine Gedanken über den Wert des Lebens machen?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Das gibt keinem von uns das Recht, uns auf das gleiche Niveau hinabzubegeben. Ich wollte, ich hätte früher erkannt, was du beabsichtigst.«
    »Deshalb habe ich es dir vorher nicht gesagt«, erwiderte der Lord leise. »Zamorra, ich bin nur ein Mensch.«
    »Ich weiß. Trotzdem fühle ich mich gar nicht wohl bei dieser Sache. Es hätte genügt, Patricia zu retten.«
    Saris nickte und hustete wieder. Zamorra reichte ihm ein Glas Wasser, und der Lord befeuchtete seine Zunge und den Gaumen. »Das Wichtigste
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher