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0497 - Die Fledermenschen

0497 - Die Fledermenschen

Titel: 0497 - Die Fledermenschen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verständigt, so daß der Somerer wußte, worum es ging. Zamorra wünschte, Nicole wäre mitgekommen. Aber sie hatte sich strikt geweigert. »Entweder Fuego oder ich!« Auf Don Cristofero hatte Zamorra aber ebensowenig wie auf den Gnom verzichten wollen, weil die beiden nicht nur teilweise ortskundig, sondern wohl auch einigen bekannt waren.
    Aber im Höhlensystem fanden sie Patricia nicht. Dafür fanden sie viele Tote und nur sehr wenige Überlebende, die ihnen verrieten, die fremde Göttin sei von den fliegenden Teufeln verschleppt worden. Es war nicht schwer, das mit Hilfe der Zeichensprache zu verdeutlichen, nachdem erst einmal eine Verständigungsbasis geschaffen war. Der Somerer Halo hatte dabei seine große Stunde.
    »Also steckt sie tatsächlich schon in diesem Felsenturm«, keuchte Lord Saris verzweifelt. »Wir müssen dorthin, bevor es für Patricia zu spät ist!« Aber dann sah er die Dunkelheit und die riesige Entfernung. Es war so gut wie unmöglich. Als Druiden hätten sie es vielleicht per zeitlosem Sprung geschafft. Aber sie waren nur Menschen.
    Saris wandte sich stumm ab und ging zu den Regenbogenblüten zurück. Sie begannen sich zu schließen, weil es dunkel geworden war. Aber schon ein schwacher Lichtschimmer reichte aus, und sie würden sich wieder öffnen; der Gnom entfachte ein kleines Lagerfeuer in unmittelbarer Nähe der Pflanzen. Brennbares Material gab es genug.
    Der Geflügelte lag immer noch gefesselt da, wo sie ihn zurückgelassen hatten.
    Saris löste seine Fesseln. Er kauerte sich neben den Fledermenschen. »Was hast du vor?« fragte Zamorra. Aber der Lord antwortete nicht. Er umschloß den Kopf des Geflügelten mit beiden Händen. Irgendwie spürte Zamorra, daß zwischen den beiden so unterschiedlichen Wesen eine Verbindung zustande kam. Ein Austausch von Informationen? Etwas floß aus dem Fledermenschen in den Lord.
    Saris erhob sich langsam wieder. Der Geflügelte war noch apathischer geworden.
    »Es kann sein, daß ich in ein paar Minuten nicht mehr bei Sinnen bin, Zamorra«, sagte Saris leise. »Was ich jetzt tue, kann nur ich tun, und auch nicht mehr sehr oft. Es fordert vielleicht mehr Kraft, als ich besitze. Vielleicht wirst du mir Kraft leihen müssen. Ich bin nicht mehr so stark wie noch vor einem Jahr. Ich werde alt.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich werde die alte Macht der Saris’ benutzen. Ich hatte gehofft, es nie mehr tun zu müssen, aber ich sehe keine andere Möglichkeit mehr. Ich kann nicht mehr reden, sonst verfliegt es. Ich habe… ich habe sein Muster gespeichert. Zamorra… bleib, was du immer warst: mein Freund. Egal, was jetzt geschieht.«
    Zamorra nickte. Er fragte sich mit wachsendem Schrecken, was der Lord wohl plante.
    Saris schloß die Augen und hob die Hände.
    Von einem Moment zum anderen war etwas unglaublich Starkes um sie alle herum, das rasend schnell fortflog. Saris-Magie, uralt aus der Zeit des Anfangs, griff nach dem Wolkenhorst der Geflügelten auf ihrer Felsspitze. Dunkle Sturmwolken bildeten sich, zogen innerhalb weniger Minuten heran, verdichteten sich am Nachthimmel. Wetterleuchten zuckte über die Berge.
    Saris zitterte.
    Zamorra trat hinter ihn, umschloß mit seinen Händen Stirn und Schläfen seines Freundes. Das Amulett leuchtete schwach. Kraft floß aus ihm, um Lord Saris ap Llewellyn zu stärken. Jetzt konnte Zamorra durch die Verbindung fühlen, was der Lord tat.
    Er hatte das Denkmuster des Fledermenschen kopiert, und auf dieser Welle griff er mit ungestümer magischer Kraft nach dem primitiven Gehirn eines einzelnen, ihm unbekannten Geflügelten im Wolkenhorst. Überrumpelte ihn. Brach blitzschnell seinen Willen, machte ihn zu seinem Sklaven. Pflanzte ihm das Bild Patricias ein. Befahl ihm, sie zu suchen und zu holen.
    Zamorra spürte, wie das Amulett immer mehr Kraft in den alten Körper des Lords pumpte. Er hatte sich überschätzt. Ohne Zamorras Unterstützung hätte er vermutlich längst das Bewußtsein verloren; vielleicht wäre er sogar gestorben. Vor ein paar Jahren hätte er diese magische Anstrengung vielleicht verkraftet, jetzt aber hatte sein Geist sich längst auf den Übertritt in einen neuen Körper vorbereitet und konnte allein die nötige Kraft nicht mehr entfesseln.
    Ein Fledermensch, dessen Wille gebrochen worden war, jagte mit schnellem Schwingenschlag durch die Nacht. Er trug einen menschlichen Körper in seinen Armen. Er hatte diesen Körper gerade noch rechtzeitig aufnehmen können. Und über dem Wolkenhorst
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