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0496 - Das Knochenhaus

0496 - Das Knochenhaus

Titel: 0496 - Das Knochenhaus
Autoren: Jason Dark
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überzeugt, daß er nicht mehr lebte. Auf leisen Sohlen verließ ich den Wohnwagen und trat hinaus in die Nacht. Das Gefährt stand auf einem Campingplatz, der kaum belegt war, denn das Wetter spielte den meisten Campern einen Streich. Sie hatten keine Lust, die Regentage über im Wagen zu versauern.
    Sehr nachdenklich ging ich durch die schmalen Reihen. Hinter einigen Scheiben brannte Licht. Sie zeichneten sich wie ausgeschnitten vor der breiten Front der Wohnwagen ab.
    Der Wind brachte einen sommerlichen Geruch von feuchtem Gras und frischen Blumen mit. Nicht allzuweit entfernt wälzte sich der breite Strom der Themse durch sein Bett.
    Ich passierte einen geschlossenen Kiosk und erreichte den Parkplatz, wo auch mein Rover stand.
    Ein Mann fiel mir auf. Er rauchte eine Zigarette und starrte mich an.
    »Ihr Wagen?« fragte er, als ich den Schlüssel aus der Tasche holte.
    »Ja.«
    »Sie sind nicht von hier - oder?«
    »Nein.«
    »Einen Besuch gemacht?«
    »So ist es.«
    Der Mann stieß einen schrillen Pfiff aus. Im Dunkeln hörte ich das schnelle Tappen der Pfoten.
    Dann kam ein deutscher Schäferhund hechelnd angerannt. »Moment noch«, sagte der Mann, als ich einsteigen wollte. »Wir sind Fremden gegenüber sehr mißtrauisch. Können Sie mir sagen, wen Sie besucht haben?«
    »Was soll das?«
    »Es geht um Diebe, die sich oft herumschleichen und in die Wagen einbrechen.«
    Er bekam meinen Ausweis zu sehen und war zufrieden. »Nichts für ungut, Sir, aber das wußte ich nicht.«
    »Beim nächsten Mal kennen Sie mich ja.«
    »Ich sah sie bei den Zigeunern. Haben Sie die beiden besucht?«
    »Ja - und?«
    »Nur so.«
    Ich zögerte mit dem Start. »Sie kennen die Mayottes nicht zufällig ein wenig näher?«
    »Kaum. Sie sind ja nicht lange hier. Aber sie fallen eben auf, weil sie sich nicht am Wochenend-Leben hier beteiligen. Bleiben nur für sich, das ist nicht gut für die Gemeinschaft. So entstehen dann halt Gerüchte.«
    »Welcher Art?«
    »Kann ich Ihnen nicht sagen. Sie kennen ja die Vorurteile gegen Zigeuner.«
    »Ja, die kenne ich. Danke.« Ich startete den Motor und fuhr endlich an. Die Reifen schleuderten noch Regenwasser aus Pfützenmulden in die Höhe.
    Um diese Zeit wäre es normalerweise noch nicht richtig finster gewesen, aber in diesem verregneten Juni war einfach alles anders. Da hatte sich die Sonne noch weniger blicken lassen als im November. Es war ein Wetter zum Weglaufen. Nur - wohin sollte man fahren oder fliegen? Vielleicht nach Spanien, dort schien bestimmt die Sonne. Leider hatte ich momentan dort keinen Fall zu lösen und auch nicht in Südfrankreich, wo sich mein Freund Abbé Bloch aufhielt und als Erblindeter den Würfel des Heils von mir bekommen hatte, um sich wenigstens etwas schützen zu können.
    Ja, in der letzten Zeit war einiges geschehen. Den Mächten der Finsternis wäre es fast gelungen, Jane Collins wieder zu sich zu holen. Auf dem Hexen-Polterabend hatte sie wieder eine der Hexen werden sollen, die dem Teufel dienten. Suko und ich hatten sie herausgehauen, nur war sie trotzdem mit einem schlimmen Fluch oder einem schrecklichen Erbe bestraft worden.
    Nur in der Nacht zeigte Jane ihr normales, hübsches Gesicht. Tagsüber jedoch lief sie mit dem Gesicht einer uralten Greisin herum, wobei die Haut aussah, als wäre sie aus alter Baumrinde zusammengesetzt worden.
    Jane litt unsagbar unter dieser Veränderung. Sie traute sich am Tage nicht mehr aus dem Haus. Wir alle, Lady Sarah, bei der Jane wohnte, eingeschlossen, suchten verzweifelt nach einer Möglichkeit, sie von diesem Fluch zu befreien.
    Ich rollte durch ein relativ ruhiges London. Bei diesem feuchtkalten Wetter waren nicht viele Autofahrer unterwegs. Die Menschen hockten in ihren Wohnungen, fluchten über den Regen und sehnten sich nach Sonne, denn die trüben Tage machten auch aggressiv.
    Wer in dieser Zeit keine Erkältung hatte, der war einfach nicht gesund. So sagten es manche Scherzbolde.
    Ich dachte natürlich über den Besuch bei. Maya Mayotte nach, auch darüber, wie es dazu gekommen war. Ihr Bruder Eric hatte mich angerufen und um ein Treffen gebeten. Er hatte mir von einer Gefahr erzählt, die man unbedingt stoppen müsse. Allein hätte er die Chance nicht gehabt, er brauchte Hilfe, die ich ihm gewähren sollte.
    Nun ja, ich war zu ihm gefahren, hatte nur die Schwester angetroffen und wußte auch nicht viel mehr als zuvor. Nur, daß es sich um ein unheimliches Haus handelte.
    Solche Häuser gab es in England zuhauf.
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