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0495 - Die Schlucht der Echsen

0495 - Die Schlucht der Echsen

Titel: 0495 - Die Schlucht der Echsen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich der Entropiewert, das »Maß der Unordnung«, ständig. Die Echsenwelt zerfiel mehr und mehr in Chaos. Sie war geschrumpft. Sie besaß keine sonderliche große Ausdehnung mehr, und pausenlose Veränderungen waren an der Tagesordnung, es gab kaum noch etwas, das absoluten Bestand hatte. Selbst Naturgesetze fielen dem Chaos anheim! Es war abzusehen, daß die Echsenwelt nur noch ein paar Jahrhunderttausende existieren würde. Rings um die Schrumpf-Erde breitete sich das Chaos aus. Die Ränder verströmten sich ins Nichts. Die Temperaturen sanken. In den letzten hundert Jahren allein waren die Durchschnittswerte um eineinhalb Grad gefallen. Unter den Sauroiden war die Priesterschaft der Kälte entstanden; eine Sekte, die sich mit diesem Phänomen auf halbwissenschaftlicher Basis befaßte und behauptete, gegen die schleichende, aber stetige Erhöhung der Entropie ankämpfen zu können. Gerade damit vermochte die Priesterschaft ihre Anhänger zu fesseln, die Wärme brauchten und suchten. Wenn die Temperaturen weiter sanken, weiter im Chaos des Nichts verströmten, würde irgendwann das Leben erlöschen. Und zwar, noch bevor der Rest der Welt sich ebenfalls im Chaos auflöste.
    Es fehlte einfach das stabilisierende Element der Wahrscheinlichkeit. Das immerhin hatten Forscher schon vor Jahrtausenden erkannt, als sie zum ersten Mal andere Existenzebenen entdeckten, die eine ähnliche Entwicklung aufwiesen, aber in sich wesentlich stabiler waren. Dann aber waren die Kontakte abgerissen, als die Welt der Sauroiden sich immer weiter von den anderen Wahrscheinlichkeiten entfernte. Jemand hatte die Behauptung aufgestellt, es dürfe ihre Welt überhaupt nicht geben.
    Jeder Sauroide, der über diese Erscheinungen nachdachte, mußte zu der Erkenntnis kommen, daß das Weitende erst in Jahrhunderttausenden kommen würde - und bis dahin lebte keiner mehr von ihnen. Trotzdem war da die Angst vor der Auflösung, vor dem Erlöschen der ganzen Rasse. Und die Priesterschaft der Kälte unter ihrem Oberhaupt Orrac Gatnor von den Sümpfen verstand es hervorragend, gerade diese Angst weiter zu nähren und dabei zu versprechen, mit den eigenen Methoden der Forschung einen Weg zu finden, die Entropie abzusenken und den Prozeß der Auflösung umzukehren. Zugleich aber wurde behauptet, daß niemand sonst außer der Priesterschaft dazu in der Lage sei, weil nur die Priesterschaft sich so intensiv mit dem allmählichen Wärmeverlust und dem Aussteigen der Entropie befasse.
    Unter Orrac Gatnors Leitung hatte es sogar erste Erfolge gegeben. Daß er dazu mörderische und lebensverachtende Methoden anwandte, wußten nur wenige. Aber mehrmals war es ihm bereits gelungen, mit seinen Priestern in gewaltigen Beschwörungen, in denen unerhörte Mengen an magischer Energie freigesetzt wurden, Tore in die Welt der Menschen zu schaffen und für einen Austausch zu sorgen. Professor Zamorra, seine Gefährtin Nicole Duval, die Silbermond-Druidin Teri Rheken und auch der Reporter Ted Ewigk waren inzwischen mehrmals in der Echsenwelt gewesen, wobei Ted Ewigk es bei seinem zweiten Besuch alleine durch die Macht seines Dhyarra-Kristalls 13. Ordnung geschafft hatte, ein kurzfristig bestehendes Tor in die Echsenwelt zu öffnen! Doch schon bei seinem ersten Besuch hatte Ted versprochen, die Macht der DYNASTIE DER EWIGEN einzusetzen, um der Echsenwelt im Prozeß der Stabilisierung zu helfen und damit wiedergut -zumachen, was vor Jahrmillionen verbrochen worden war. [2] Das war bis jetzt ein Versprechen geblieben. Eines, das Ted nicht mehr einlösen konnte, denn er war schon längst nicht mehr der ERHABENE der Dynastie. Auch die Priesterschaft der Kälte, die Zamorra und seinen Freunden so viel Ärger bereitet hatte, hatte nach dem Tod Orrac Gatnors sichtlich an Einfluß verloren.
    »Die Echsenwelt«, murmelte Zamorra und dachte an den Landbrocken, der damals von der Echsenwelt auf die Erde versetzt worden war, um sich dort allerdings alsbald aufzulösen. »Es würde zusammenpassen. Das Auftauchen von Erd- und Wasserbrocken, und auch die Kälte. Sieht so aus, als wären wir damit einen Schritt weitergekommen. Warum habe ich eigentlich selbst nicht daran gedacht?«
    »Weil es zu lange zurückliegt und wir schon lange keinen Kontakt mehr zur Echsenwelt hatten«, erwiderte Ted Ewigk trocken. »Aus den Augen, aus dem Sinn - wobei in der Echsenwelt unsere letzte Begegnung wesentlich weniger lange zurückliegen dürfte als für uns. Immerhin hat’s drüben einen enorm
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