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0495 - Die Schlucht der Echsen

0495 - Die Schlucht der Echsen

Titel: 0495 - Die Schlucht der Echsen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gegeben, wie er es anstellen konnte. Für sie leichtverdientes Geld: ein Viertel der Beute! Dafür konnte man schon mal jemandem ein wenig Hilfestellung geben, statt sich selbst die Finger schmutzig zu machen. Es hatte ja auch alles wunderschön geklappt, und dann war ihm der Gedanke gekommen, daß ein sattes Viertel dieses großen Kuchens doch mehr Bezahlung war, als der Tip wert gewesen war.
    Also wollte er mit allem verschwinden. Aber dazu war es nicht gekommen. Sie fingen ihn ab. Sie glaubten ihm kein Wort seiner wilden Geschichte. Und sie wußten bereits, wie hoch die Beute war, die er gemacht hatte er selbst hatte sie bisher noch nicht einmal zählen können!
    Und jetzt war dieser verdammte Kälteeinbruch gekommen, und die Absperrung. Er konnte nicht mehr so leicht an das Geld herankommen. Unmittelbar vor seiner Nase hatten sie die Straßen zugemacht, und auf den Feldern patrouillierten Soldaten. Unter normalen Umständen hätte es da kein Durchkommen gegeben.
    Aber er wollte überleben!
    Deshalb war sein Messer jetzt blutig, und er trug den Karabiner eines Soldaten, von dem er nicht wußte, ob der Mann bereits tot war oder nicht. Besser er als ich, dachte Rizzo in wütender Verzweiflung und huschte durch die Abenddämmerung. Er hatte jetzt nicht mehr viel Zeit. Eine halbe Stunde, dann kam die Ablösung für den Soldaten, dessen Gewehr Rizzo jetzt trug, und seinen Kameraden, der nie mehr vom harten Boden aufstehen würde. Ein Mord, vielleicht zwei - Rizzo kam es jetzt nicht mehr darauf an. Er wollte nur noch weiterleben, irgendwie. Selbst wenn sie ihn erwischten und ins Gefängnis sperrten, war das besser, als tot zu sein - denn so schlimm die italienischen Gefängnisse auch sein mochten: man hatte immerhin im Winter ein Dach über dem Kopf und vielleicht einmal die Chance, wieder ausbrechen zu können.
    Rizzo erreichte die Stelle, an der er das Geld vergraben hatte. Er glaubte, seinen Augen nicht trauen zu dürfen. Da lag doch jemand.
    Ein Mensch?
    Er trug so etwas wie einen hellgrauen Overall. Die Farbe konnte aber täuschen in der frühen Abenddämmerung. Die Gestalt war ganz von Reif überzogen. Der Mann mußte schon viele Stunden hier liegen, möglicherweise bereits seit gestern.
    Rizzo zitterte vor Kälte. Er kauerte sich neben den Mann, der bestimmt schon längst tot war; erfroren in der erbarmungslosen Frostluft, die eiskalt in die Atemwege biß. Vorsichtig drehte er ihn herum.
    Er erstarrte.
    Was war das denn? Trug der Tote eine Faschingsmaske?
    Ein Reptilkopf starrte ihm entgegen. Der Schädel eines Krokodils? Nein, eher etwas kürzer. Ein Salamander vielleicht, ein Leguan. Hochstehende Augenwülste wie bei einem Frosch oder einer Kröte. Spitze, scharfe Zähne im leicht geöffneten Maul. Eine feine Schuppenhaut…
    Rizzo faßte zu, tastete diesen Kopf ab. Er merkte sehr schnell, daß das keine Maske war. Dieser Kopf war echt! Die Hände auch, die schuppenbedeckt waren und Krallen statt der Fingernägel besaßen. Rizzo begriff überhaupt nichts mehr. Wenn das hier kein Traum war, was war es dann? So ein Wesen konnte es doch gar nicht geben!
    Sie drehen hier einen Film! durchfuhr es ihn. Einen dieser verrückten Science-Fiction- oder Horrorfilme, und deshalb haben sie auch alles abgesperrt! Er sah dieses bizarre, absolut fremdartige Wesen vor sich und hielt es für eine Puppe.
    Gehetzt sah er sich um. Wo waren die Kameraleute? Hatten sie ihn möglicherweise sogar schon im Bild? Er wollte sich aufrichten und konnte es nicht. Sein Handschuh war an dem Kopf der Puppe festgefroren, und durch das Leder kroch die Kälte. Rizzo hatte das Gefühl, als würde ihm durch diese Berührung die ganze Wärme aus dem Körper gezogen, als fließe alles durch seinen Arm und seine Finger hinüber in diese Puppe…
    Er versuchte die Hand aus dem Handschuh zu ziehen. Aber das ging nicht so schnell, wie er es eigentlich wollte. Etwas schloß sich um den Gewehrlauf, zerrte daran. Entsetzt sah Rizzo die schuppige Echsenhand, die das Gewehr umfaßte - und mit unheimlicher Kraft den Lauf verbog! Etwas glühte auf, ein heißer Hauch traf den mörderischen Dieb. Die Augen der unheimlichen Kreatur öffneten sich und starrten ihn mit loderndem Feuer an. Etwas blitzte auf, und dann kam die Schwärze der Nacht.
    Giovanni Rizzo brauchte sich vor der Mafia nie mehr zu fürchten.
    ***
    Im Regenbogendom in Ted Ewigks Keller hielt der Reporter Zamorra am Arm fest, bevor er zum Ausgangstunnel schreiten konnte, um in den eigentlichen Keller
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