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0492 - Der Zug aus der Hölle

0492 - Der Zug aus der Hölle

Titel: 0492 - Der Zug aus der Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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du groß, aber hüte dich davor, zu groß zu werden«, hatte er sinngemäß gesagt. Lange hatte Lucifuge Rofocale gerätselt, was Merlin ihm mit diesem verschlüsselten Orakelspruch wirklich hatte sagen wollen.
    Aber in der Zwischenzeit hatte Lucifuge Rofocale das’ Amulett einige Male benutzt, und nichts war geschehen, was Merlins Warnung rechtfertigte. Weder war der Erzdämon größer oder zu groß geworden, wie auch immer man das interpretieren mochte, noch war sonst etwas Spürbares geschehen. Dagegen hatte Merlin seinerseits trotz Lucifuges Warnung ein magisches Experiment durchgeführt und ein Zeitparadoxon heraufbeschwört, das um ein Haar zu einer weltvernichtenden Katastrophe geführt hätte, nur das Telepatenkind Julian Peters hatte das Schlimmste verhüten und Merlins beinahe tödlichen Fehler neutralisieren können. [5] Seitdem hatte der Erzdämon beschlossen, Merlins damalige Ermahnung zu ignorieren, zu verdrängen und zu vergessen.
    Er arbeitete mit dem Amulett und sah seinen Erfolg. Was konnte schon Schlimmes passieren?
    Ihm doch nicht! Er war älter, erfahrener und klüger als Merlin!
    ***
    Butler William fuhr seine Herrschaften im Rolls-Royce Phantom nach Inverness. Lady Patricia hat es sich nicht nehmen lassen, ihren geliebten Gemahl zumindest bis zum Bahnhof zu begleiten. Immerhin war der große Wagen ebenso magisch geschützt wie Llewellyn-Castle, und die paar hundert Meter auf dem Bahnhofsgelände waren vermutlich nicht gefährlich.
    Patricia war immer noch nicht einverstanden damit, daß Bryont nach London fuhr. Aber sie wußte, daß sie ihn nicht umstimmen konnte. Sie konnte nur hoffen, daß ihm unterwegs und in London nichts zustieß. Die Dämonischen gerieten allmählich in Torschlußpanik. Wenn sie die Erbfolge verhindern wollten, mußten sie so bald wie möglich wieder zuschlagen - oder weitere 230 Jahre warten!
    Seltsamerweise hatte Bryont nie etwas von dieser Möglichkeit erwähnt. Patricia kannte ihren Mann gut genug, um ihn nicht ausgerechnet jetzt danach zu fragen. Sie war schon froh, daß er mit ihrer Begleitung einverstanden war. Normalerweise war sie nicht die Frau, die sich einfach etwas befehlen ließ, und normalerweise war auch Byront nicht der Mann, der sich über ihren Willen einfach hinwegsetzte, nur weil sie eine Frau war - trotz aller schottischen Traditionen waren sie beide mit der Zeit gewachsen. Bei ihm wunderte sie das am meisten, wurzelten seine Ursprünge doch in einer lange zurückliegenden Zeit. Aber zwischen ihnen gab es etwas, das sie auf Gedeih und Verderb miteinander verband, und sie spürte, daß sie ihm nachgeben mußte, weil es logisch war. Nicht, weil er es aus männlicher Selbstherrlichkeit so zu sehen gewohnt war.
    Derlei Problemchen mochten andere haben und sich deshalb die Köpfe einschlagen. Nicht so bei Lord und Lady Llewellyn.
    Sie standen am Bahnsteig. Butler William hielt sich nur wenige Meter abseits; er trug ein paar magische Mittelchen bei sich, die er einzusetzen hatte, falls während ihres Aufenthalts im Bahnhof etwas geschah. Aber die Luft war rein…
    »Wann kommst du zurück?« fragte Patricia leise. »Ich möchte nicht zu lange ohne dich sein.«
    »Mit zwei Wochen wirst du rechnen müssen. Ich versuche genug Druck auszuüben, damit die Diskussionen, Beschlüsse und Abstimmungen ein wenig beschleunigt werden.«
    »Wie lange wirst du unterwegs sein?«
    »Bestimmt den ganzen Tag«, sagte er. »Inverness, Pitlochry, Perth, Sterling, Glasgow, dort umsteigen und über Lockerbie nach Carlisle, Leeds, Sheffield, über Matlock nach Derby und Leicester, Kettering, Bedford und Luton nach London… es ist schon eine hübsche Strecke«, las er von seiner Fahrplanzusammenstellung ab. »Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird. Die Anschlußzüge sind hier zwar notiert, aber vielleicht streiken auch die Eisenbahner mal wieder, notfalls aus Solidarität zu irgendwelchen anderen Streikenden, oder die Züge fahren des Wetters wegen mit Verspätung… nun, sobald ich in London bin, rufe ich dich an, all right? Und du weißt ja auch, in welchem Hotel ich zu finden sein werde.«
    Er küßte sie hingebungsvoll. Und er verfluchte sein Schicksal. Ausgerechnet die Frau, die er wirklich liebte und die trotz des Wissens um die Erbfolge aufrichtig zu ihm stand, mußte er bald verlassen… es war ungerecht. In gewisser Hinsicht besaß er die Unsterblichkeit, aber er fragte sich, ob jene erste Inkarnation, auf die diese Unsterblichkeit zurückzuführen war, sich einst
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