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0491 - Ein Toter läuft um sein Leben

0491 - Ein Toter läuft um sein Leben

Titel: 0491 - Ein Toter läuft um sein Leben
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dir!«
    »Stehenbleiben!« bellte Bradford.
    Farris stieß sich plötzlich ab. Er hechtete auf Bradford zu. Der schoß, gleich dreimal hintereinander.
    Farris wurde in der Luft getroffen. Es war, als würde sein Körper von Stromstößen getroffen. Er stieß einen gurgelnden Laut aus und brach zusammen.
    Noch ehe er den Boden erreicht hatte, war ich bei Bradford. Die Aktionen überschnitten sich gleichsam. Ich praktizierte den gleichen Schlag wie bei Farris und kam zum gewünschten Erfolg. Die Waffe landete krachend an der Fußbodenleiste.
    Bradford wandte sich mir zu. Er versuchte, mich mit einem Tiefschlag von den Beinen zu holen, aber ich wich geschickt beiseite und konterte sofort mit einer harten Rechten. Bradford stolperte zurück. Er machte eine rasche Drehung und warf sich auf den Boden, um die Pistole zu erreichen. Ich war mit einem Sprung bei ihm und trat auf sein Handgelenk. Gleichzeitig kickte ich mit dem freien Fuß die Waffe aus Bradfords Griffnähe.
    Stöhnend kam er auf die Beine. Er massierte sich das schmerzende Handgelenk. Ich schaute mich nach einem Telefon um, ohne Bradford eine erneute Angriffschance zu geben. Aber in dem Zimmer stand kein Telefon. Ich wußte nicht, wie schwer es Farris erwischt hatte. Jedenfalls mußten auf schnellstem Weg eine Ambulanz und ein Arzt her.
    »Wer, zum Teufel, sind Sie?« fragte Bradford keuchend. Er schielte nach der zweiten Pistole.
    »Jerry Cotton ist mein Name«, stellte ich mich vor. Noch ehe ich hinzufügen konnte, daß ich vom FBI kam, verengten sich Bradfords Augen zu glitzernden Schlitzen. Er kannte meinen Namen und begriff, was auf ihn zukam.
    »Sie haben mitgehört, was hier gesprochen wurde?« fragte er heiser.
    »So ziemlich jedes Wort«, nickte ich. »Treten Sie bis an die Wand zurück, los!«
    Er zögerte nur eine Sekunde, dann gehorchte er. Ich ging um den Tisch herum und bückte mich nach der Pistole. Es war gut, daß ich Bradford dabei nicht aus den Augen ließ, denn in diesem Moment startete er den erwarteten zweiten Angriff. Er mußte einfach alles auf eine Karte setzen. Er wußte, was ihm bei einer Verhaftung blühte.
    »Stop!« sagte ich scharf und richtete die Pistole auf ihn. Er blieb stehen, nur zwei Schritte von mir entfernt. Ich spürte die Spannung, die ihn bis in die äußersten Nervenenden gefangen hielt.
    »Drehen Sie sich um!« befahl ich. »Verschränken Sie die Arme hinter dem Nacken! Gehen Sie zur Tür. Öffnen Sie sie. Knipsen Sie das Licht in der Diele an!«
    Er rührte sich nicht vom Fleck. Er hob nicht einmal die Hände. Dafür riß er plötzlich das Bein hoch, um mir die Pistole aus der Hand zu treten.
    Ich fing seinen Fuß mit der freien Hand ab und gab ihm einen scharfen knappen Dreh. Bradford stieß einen schrillen, aus Schmerz und Wut gemischten Schrei aus. Dann ging er erneut zu Boden. »Sie brechen einem ja die Knochen«, stöhnte er beinahe weinerlich.
    »Keine Angst, es wird Ihnen nichts passieren«, versicherte ich ihm grimmig. »Wir brauchen Sie gesund und munter für die Verhandlung. Auf stehen, los!«
    Er gehorchte. Diesmal verschränkte er sogar die Hände im Nacken. Gehorsam trottete er in die Diele. Das Telefon hing an der Dielenwand, ich befahl Bradford, sich mit dem Gesicht zur Garderobe zu stellen, dann wählte ich die Nummer des zuständigen Polizeireviers.
    ***
    »Das soll ich hier abgeben!« sagte der etwa zehnjährige Junge. Er wandte sein sommersprossiges Gesicht erwartungsvoll Lucille Raggard zu. Lucilles Hand zitterte. Sie erkannte sofort Tom Blights Handschrift. »Wer hat dir das gegeben?«
    »Ein Mann.«
    »Wo?«
    »In de'r Court Street, Miß!«
    Lucille begriff plötzlich, daß der Junge auf ein Trinkgeld hoffte. Sie eilte in die Küche und holte fünfundzwanzig Cent. Sie gab dem Jungen das Geld und ging dann ins Wohnzimmer. Sie mußte sich setzen. In ihren Knien machte sich ein plötzliches Schwächegefühl breit.
    Tom hatte geschrieben. Er lebte also noch!
    Im nächsten Moment durchzuckte sie ein eisiger Schreck. War es nicht wahrscheinlich, daß Tom von den Gangstern gezwungen worden war, den Brief zu schreiben?
    Lucille drehte den Brief hin und her. Sie brauchte volle drei Minuten, ehe sie den Mut fand, das Kuvert aufzureißen.
    Es war nur eine Karte mit wenigen Zeilen darin.
    »Ich erwarte dich in Jeffreys ' Teestube, Clinton Street 133. Komme bitte sofort! Achte darauf, daß dir niemand folgt! ln Liebe, Dein Tom.«
    Das war alles. Keine Erklärung, keine Begründung. War das eine Falle?
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