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0491 - Die Wolfshexe

0491 - Die Wolfshexe

Titel: 0491 - Die Wolfshexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gestalten.
    »Verdammt«, murmelte Khaighez. »Das sind ja tatsächlich Wölfe! Das gibt’s doch gar nicht!«
    Die beiden uniformierten Beamten, die sie begleiteten, entsicherten langsam und fast geräuschlos ihre Waffen.
    »Der mit dem Stab ist der meneur des loups «, raunte Plouder. »Ihn habe ich in meinen Träumen gesehen. Die beiden anderen sind Mathieu und Mireille Larchant!«
    Zamorra spürte die Erwärmung des leicht vibrierenden Amuletts. Es zeigte eine starke schwarzmagische Kraftquelle an. Das mußte dieser Wolfsrudelführer sein!
    »Der Rudelführer macht den Larchants Vorwürfe«, flüsterte Nicole, die ihre telepathischen Fähigkeiten einsetzte. Selbst über die Entfernung von mehr als einem halben Kilometer funktionierte das - solange Nicole jemanden unmittelbar sehen konnte, konnte sie, wenn sie wollte und sich entsprechend anstrengte, auch dessen Gedanken erfassen. »Ich sehe es nicht in dem meneur, sondern in den Gedanken der beiden Larchants«, fügte sie hinzu. »Der meneur ist abgeschirmt, da komme ich nicht durch. Er scheint ein Dämon zu sein.«
    »Ist er«, bestätigte Zamorra.
    »Hören Sie auf, in Mireilles Gedanken zu lesen!« fauchte Plouder. »Die gehen Sie gar nichts an!«
    »Jetzt geht’s auch noch um Gedankenlesen?« ächzte Khaighez. »Sind wir hier auf dem Jahrmarkt, oder was? Ich werde noch wahnsinnig…«
    »Immer diese leeren Versprechungen«, brummte Zamorra sarkastisch.
    Nicole versetzte ihm einen Rippenstoß. »Witze machen kannst du, wenn das hier vorbei ist«, sagte sie.
    Im gleichen Moment verwandelte sich Mathieu Larchant. Nicole stöhnte auf. Als Larchant zum Wolf wurde, jagte das Amulett ihm einen magischen Strahl entgegen. Gleichzeitig feuerte Plouder sein Gewehr ab. Die Silberkugeln trafen den Werwolf und schleuderten ihn herum. Das magische Feuer des Amuletts brannte. Im gleichen Moment verschwand der Herr der Wölfe mit seinem Rudel.
    Mathieu Larchant lag reglos am Boden. Mireille stand fassungslos daneben.
    »Ich träume«, murmelte Khaighez. »Es muß einfach ein Traum sein. Ich glaube das einfach nicht.«
    »Mußte das sein?« fragte Zamorra leise, und nur das Amulett »erkannte«, daß ihm diese Frage galt. Ich versuchte ihn zu betäuben. Aber der Geheilte schoß mit tödlicher Waffe.
    »Der Geheilte?« fragte Zamorra leise. »Was soll das heißen?«
    Doch das Amulett antwortete nicht mehr.
    »Was reden Sie da?« fragte Plouder. Er lud routiniert sein Gewehr nach, steckte die leeren Patronenhülsen ein. Khaighez beobachtete es argwöhnisch. »Wie ein Profikiller«, stellte er fest. »Keine Spuren hinterlassen. Man könnte aus den Hülsen auf die benutzte Waffe schließen.«
    Plouder sah ihn finster an. »Ich habe einen Wolf erlegt, Mann«, sagte er.
    »Sicher«, seufzte Khaighez.
    Zamorra erhob sich und schritt langsam den Hügel hinab. Die anderen folgten ihm. Mireille Larchant stand immer noch unbeweglich da wie ein Standbild. Sie blieb stumm, auch als sie Plouder erkannte, und widerstandslos ließ sie sich in die Wohnung ihres Vaters bringen.
    Der Leichnam blieb solange Wolf, bis Zamorras Amulett ihm Menschengestalt zurückgab.
    ***
    »Es ist sehr, sehr lange her«, sagte Mireille Larchant leise. »Mein Vater -war ein Werwolf, aber ich wußte es nicht. Mutter starb früh; ich kenne ihre Todesursache nicht und habe auch nie nachgeforscht. Aber ich glaube nicht, daß mein Vater etwas mit ihrem Tod zu tun hatte. Vor der Familie hatte er immer großen Respekt. Sonst hätte er sicher längst auch mich zur Werwölfin gemacht. Es ist jetzt etwa… hundertdreißig, hundertfünfunddreißig Jahre her. Damals war ich ein kleines Mädchen. Vater und ich wohnten in einem Haus in der Normandie. Ein kleines Dorf, große Armut, wenig zu essen. Es gab nicht mehr viele Männer, die die Höfe bewirtschaften konnten. Viele waren Jahre zuvor nach Mexiko gegangen, um dort zu kämpfen. Andere waren nach Kanada ausgesiedelt, oder nach Louisiana und die anderen warmen Länder. Aber Vater hatte nie den Mut dazu gefunden. Später begriff ich, daß er die lange Überfahrt scheute. Es wäre in der Enge des Schiffes aufgefallen, daß ein Werwolf seine Opfer riß. Eines Nachts hörten wir die Wölfe. Sie heulten, so wie in diesen Nächten auch, und das Heulen kam immer näher. Eines Abends klopfte jemand an unsere Tür. Ein großer, magerer Mann mit einem grauen Mantel, obgleich es für uns selbst kaum reichte. Aber als er ging, bedankte er sich und sagte, er wolle uns reich beschenken.
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