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0491 - Der Blutjäger

0491 - Der Blutjäger

Titel: 0491 - Der Blutjäger
Autoren: Jason Dark
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es?«
    »Ich habe davon gehört.«
    »Willst du zuschauen?«
    Die Frage überraschte Eva. »Nein, nein.« Sie ging hastig zurück. »Das bringe ich nicht fertig.«
    »Dann warte draußen.«
    Eva Leitner schaute den Totengräber an. Er hatte die Spitze des Pflocks auf die Brust der »Leiche« gesetzt und hielt ihn mit der linken Hand fest. Die rechte Faust umklammerte bereits den Stiel eines Hammers. »Es werden wohl drei Schläge reichen. Dann bin ich durch.«
    Aus Evas Gesicht war das Blut gewichen. Sie ähnelte jetzt ihrer toten Schwester, nur daß sie eben lebte. »Ich kann nicht in diesem Raum bleiben«, sagte sie. »Ich möchte raus.«
    »Dann geh bitte.«
    Sie lief mit schlurfenden Schritten auf die Tür zu, öffnete sie, betrat den Gang und lehnte sich dort mit dem Rücken gegen die Wand.
    Eva blieb in dieser Haltung. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, die Augen halb geschlossen.
    Obwohl sie es nicht wollte, lauschte sie doch den Geräuschen.
    Selbst die Wand konnte das Echo der dumpf klingenden Schläge nicht stopfen. Eva zuckte dreimal so hart zusammen, als wäre sie selbst getroffen worden.
    Dann vernahm sie den Schrei.
    Überlaut, röhrend und gleichzeitig schrill. Er zitterte durch die Totenkammer, klang noch nach, es wurde still.
    Eva Leitner hatte das Gefühl, zusammensacken zu müssen. Sie wunderte sich darüber, daß sie es geschafft hatte, noch auf den Beinen zu bleiben.
    Zum Glück stützte die Wand sie ab. Von ihrer Stirn rann der salzige Schweiß und konnte von den Brauen kaum gestoppt werden. Sie fragte sich, ob es richtig gewesen war, daß sie die Tat zugelassen hatte. Aber die Beweise waren deutlich genug gewesen.
    Die Schritte des alten Totengräbers hörte sie nicht. Dafür vernahm sie, wie die Tür geöffnet wurde.
    Sie quietschte ein wenig in den Angeln. Franz erschien neben ihr.
    »Willst du noch einmal zurück? Dann öffne ich den Sarg wieder.«
    »Auf keinen Fall. Ich will sie so in Erinnerung behalten, wie ich sie zuletzt gesehen habe.«
    »Es ist auch besser so.« Franz drückte die Tür zu und schloß sie dann auch ab.
    Eva sah das Gesicht des Totengräbers. Er zeigte einen gequälten Ausdruck. Die Spitze des Eichenpflocks zeigte rote Schlieren. Einige Spritzer hatten sich auch auf der Brust des Overalls verteilt.
    Franz schüttelte den Kopf. »Es ist mir nicht leichtgefallen, das kannst du mir glauben, aber ich mußte es tun.«
    »Und was willst du jetzt machen?«
    »Ich bin ein alter Mann, Kind. Aber was ich tun muß, das weiß ich. Vielleicht wird es die letzte Aufgabe in meinem Leben sein. Ich muß den eigentlichen Vampir jagen.«
    »Du weißt doch nicht, wer es ist.«
    »Stimmt. Jede Nacht werde ich Wache halten und meinen Eichenpflock griffbereit haben. Wenn er kommt, bin ich gewappnet.«
    Eva Leitner hatte kaum zugehört, weil sie sich mit ihren eigenen Gedanken beschäftigte. »Ich bleibe nicht bis zur Beerdigung. Du kannst den anderen ja sagen, daß ich hier gewesen bin. Außerdem habe ich mich eingetragen. Bestelle meinen Eltern bitte Grüße und den anderen Verwandten ebenfalls.«
    »Wo willst du hin?«
    »Zurück nach London. Ich fliege von Stuttgart aus.«
    »Ist das eine Lösung, Kind?«
    Sie lächelte schmerzlich. »Nein, Franz, es ist keine Lösung. Es ist feige, ich müßte dich eigentlich unterstützen, aber ich verspreche dir, zurückzukommen. Wenn es möglich ist, schon in den nächsten Tagen.«
    Franz begriff nicht so recht. »Was willst du dann vorher noch in der Fremde?«
    »Mit einem Mann reden.«
    »Deinem Freund oder Ehemann?«
    »Nein, ich kenne ihn noch nicht. Aber ich bin sicher, daß ich ihn kennenlernen werde, und ihr auch.«
    »Soll er dir dann helfen?«
    »So ist es, Franz. Wenn es einer schafft, dann er.«
    Der Totengräber lachte spöttisch. »Wie heißt denn dieser Wunderknabe aus London?«
    »Ein Wunderknabe ist er bestimmt nicht. Aber sein Name lautet John Sinclair…«
    ***
    Auch wenn zahlreiche Laserlichtblitze den Raum zu einem grell illuminierten Kasten machten, so erkannte ich die Haarfarbe des Animiergirls, das vor mir stand, trotzdem.
    Die Kleine trug den Schnitt eines Skinheads, hatte die Borsten aber rot gefärbt und einen dünnen Metallreifen um ihre Stirn geschlungen, an dessen Seiten kleine Anhänger bis in Höhe der Ohren hingen. Es waren die zwölf Symbole der Tierkreiszeichen, und sie klimperten bei jeder Bewegung.
    Auch sonst war das Mädchen außergewöhnlich gekleidet. Es trug schwarze Nylonstrümpfe mit einer dicken Naht
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