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0490 - Feuerschädel

0490 - Feuerschädel

Titel: 0490 - Feuerschädel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Mercedes schraubte sich den kurvenreichen Weg zum Friedhof hinauf. In den letzten Minuten war es merklich kühler geworden; ein neuerlicher Wetterwechsel fand statt, und es begann wieder zu schneien. Die ersten Flocken tanzten bereits im Novemberwind.
    »Sie kommt geradewegs aus dem Caer«, sagte Mhôrven brüchig.
    Stygia stutzte. »Wie ist das möglich? Deine Kraft ist nicht so groß, die weißmagische Abschirmung zu durchschlagen, auch wenn wir Williams Blut verwendeten - was doch vordringlich den Zweck hatte, Zamorra im Dorf zu binden. Er muß sich um Williams Überleben kümmern, er wird nicht einmal ahnen, was hier geschieht.«
    Rhu Mhôrven hustete. Es klang, als habe sich der uralte Druide erkältet.
    »Die Abschirmung ist löcherig«, sagte er und erlaubte sich sekundenlang ein unzufriedenes Grinsen. »Ich habe einige der magischen Zeichen, die das Schirmfeld erzeugen, weggelöscht oder abgeändert. Der Laird hat’s scheinbar bislang nicht gemerkt.«
    »Aber wie ist dir das gelungen?« entfuhr es Stygia. »Deine Hände hätten dabei verbrennen müssen.«
    Mhôrven hustete wieder. »Vielleicht«, sagte er heiser, »ist die dunkle Seite meiner Macht nicht stark genug ausgeprägt! Sicher, es war nicht leicht, aber ich habe diesen Versuch überlebt.«
    Stygia preßte die Lippen zusammen. Sie fragte sich, was für einen Diener Asmodis da rekrutiert hatte. Mhôrven mußte schamlos untertrieben haben. In ihm konnte es kaum Schwarze Magie geben, wenn er die Abschirmung um Llewellyn-Castle von außen hatte öffnen können!
    Und trotzdem hatte er diese Falle gestellt!
    Der Mercedes stoppte; der Motor verstummte.
    Plötzlich krümmte sich Mhôrven zusammen.
    »Roy Thurso!« stöhnte er auf. »Warum kannst du mich nicht in Ruhe lassen? Habe ich dich nicht mehrfach gewarnt? Weiche von mir! Du kannst ja nichts mehr ändern…«
    Er preßte beide Hände gegen seinen Schädel. »Geh weg!« kreischte er schrill. »Geh weg, schnell! Laß mich in Ruhe, dann lasse auch ich dich in Ruhe! Sonst muß ich dich töten!«
    »Nein!« entfuhr es Stygia. »Vergeude deine Kraft nicht an einen Narren!«
    Doch zu spät erkannte die Dämonin, daß sie nichts mehr tun konnte.
    ***
    Der Schotte trat auf die Bremse und krümmte sich über dem Lenkrad zusammen. Der Suzuki bockte; der Motor wurde abgewürgt. Der Fahrer keuchte. Und in diesem Moment konnte Zamorra seine Gedanken lesen. Aber waren das wirklich Thursos Gedanken, die da so grell auftraten?
    Roy Thurso! Warum kannst du mich nicht in Ruhe lassen?… Sonst muß ich dich töten!
    »Er kann es nicht«, keuchte Thurso. »Damit tötet er sich doch selbst!«
    Im nächsten Moment verlor Thurso die Besinnung. Sein Unterbewußtsein schützte ihn vor der mentalen Selbstzerstörung.
    Erschrocken starrte Zamorra den Mann an, der neben ihm übers Lenkrad gebeugt bewußtlos geworden war. Er rüttelte ihn. »Roy!« schrie er ihn an. »Roy, wachen Sie auf!«
    »Verzeiht, Herr deMontagne«, meldete der Gnom sich von der engen Rückbank. »Aber ich fürchte, er kann nicht erwachen. Es wäre nicht gut für ihn. Und Ihr könnt doch nicht wollen, daß Roy Thurso stirbt, nur weil Ihr ihn unbedingt aufwecken wollt!«
    »Was weißt du, mein Freund?« stieß Zamorra vor. »Und hört doch bitte endlich auf, mich Herr zu nennen! Ich bin nicht mehr wert als du, Namenloser!«
    »Wir müssen weiter - Zamorra!« sagte der Gnom. »Schnell!«
    Zamorra nickte. Er stieß die linke Tür auf, stieg aus und zerrte den Bewußtlosen zu sich auf den Beifahrersitz herüber. Dann knallte er die Tür zu, wieselte um das Fahrzeug herum und kletterte von der anderen Seite auf den Fahrersitz, um sich abermals darüber zu ärgern, daß Thurso in seinem Spaßmobil auch für den Fahrersitz keinen Sicherheitsgurt hatte. Er brachte den kleinen Geländewagen wieder in Gang und jagte ihn die Straße hinauf. Es war kein offizieller Weg, sondern ein holpriger Pfad durchs Gelände, den normalerweise allenfalls Wildtiere benutzten oder die Leute von der Forstbehörde.
    Sein Amulett glühte auf!
    Schwarze Magie war in der Nähe!
    Zeig mir den Weg jagte Zamorra seinen Gedankenbefehl in die handtellergroße Silberscheibe, die Merlin einst als Krönung von insgesamt sieben Experimenten geschaffen hatte. Zamorra besaß das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana, das letzte und einzige Exemplar, mit dem Merlin seinerzeit endlich zufrieden gewesen war.
    Und Merlins Stern zeigte ihm den Weg!
    Noch eine halbe Meile weiter hinauf, dann
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