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0490 - Feuerschädel

0490 - Feuerschädel

Titel: 0490 - Feuerschädel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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praktisch allen Religionen weltweit gab, mit Ausnahme des Christentums und des Islam, wo lediglich das Weiterleben im Paradies, beziehungsweise in der Hölle, gepredigt wurde. An alle anderen Dinge -wie beispielsweise Spuk oder auch die alte Macht der Druiden - mochte die nüchtern denkende Patricia nicht glauben. Das waren Kamingeschichten, die man sich bei einem Glas Whisky und einem Pfeifchen erzählte, aber mit der Realität hatte so etwas ihrer Ansicht nach nichts zu tun.
    All right, dieser Franzose hielt sich für einen Dämonenjäger - sollte er doch. Andere, durchaus ernstzunehmende Wissenschaftler glaubten an das Ungeheuer von Loch Ness. Die Eltern des namenlosen Gnoms mußten schadhafte Gene haben, die für die Schwarzfärbung seiner Haut verantwortlich waren; vielleicht durch die von den auf Nagasaki und Hiroshima abgeworfenen Atombomben verursacht. Don Cristofero war einfach nur verrückt. Es gab ja auch Leute, die sich einbildeten, Napoleon oder Julius Cäsar zu sein.
    Man mußte also nicht hinter jedem, mit etwas Nachdenken leicht erklärlichen Quatsch, gleich Zauberei vermuten!
    Ihr Fuß verfehlte die nächste Treppenstufe, sie strauchelte, schoß vorwärts und schaffte es gerade noch, sich reaktionsschnell mit beiden Händen am Geländer festzuklammern. Sie kauerte auf den Knien, sah mit jagendem Puls nach unten und wußte, daß sie um ein Haar einer Katastrophe entgangen war. Die Treppen in Llewellyn-Castle waren zwar nicht besonders steil, aber lang, weil die Stockwerke in den Fünfmeterbereich gingen. Mein Kind schoß es Patricia durch den Kopf. Sie zwang sich zum tiefen, regelmäßigen Durchatmen und wurde allmählich wieder ruhiger, so daß sie sich aufrichten konnte.
    Ein Sturz die Treppe hinab hätte sie ihr Kind verlieren lassen können!
    Sekundenlang wurde ihr bewußt, daß das möglicherweise das Ende für die Erbfolge bedeutet hätte. Eine erneute Schwangerschaft wäre zu spät gekommen; zudem hätte ihr Körper dabei sicher nicht mehr mitgespielt.
    Patricia schüttelte den Kopf. Sie verstand sich selbst nicht. Sie war absolut schwindelfrei und trittsicher wie eine Bergziege, sie mußte kurz über ihren Vergleich lachen. Erneut setzte sie einen Fuß auf die nächste Stufe, sah dabei genau hin - und begriff nicht, warum sie abermals einen Fehltritt machte!
    Diesmal aber konnte sie sich schneller festhalten.
    Ich muß hier raus! schoß es ihr durch den Kopf. Ich muß nach draußen! Im Castle ist es für mich zu gefährlich! Ich stürze ja schon auf völlig harmlosen Treppen, und das darf ich einfach nicht riskieren!
    Daß ihr diese Gedanken von außen eingepflanzt wurden, begriff sie nicht einmal ansatzweise.
    Vorsichtiger als je zuvor tastete sie sich die restlichen Treppenstufen hinunter, erreichte das Parterre und dachte nicht im Traum daran, nach Bryont zu rufen, um ihn von ihrer Absicht in Kenntnis zu setzen. Llewellyn-Castle zu verlassen. Bryont war ja sowieso in eine tiefschürfende Diskussion mit diesem verrückten Spanier oder Franzosen verwickelt, welcher Nationalität auch immer Cristofero wirklich angehören mochte. Die beiden verstanden sich scheinbar immer besser, weil sie auf einen gemeinsamen Feind schimpfen konnten. Und das, obgleich Bryont doch Mitglied des Oberhauses der britischen Regierung war!
    Patricia trat auf den Hof hinaus.
    Hier konnte sie immer noch nicht richtig frei atmen. Aber vor ihren Augen stand der perlmuttweiße Mercedes, und als Patricia ihn erreichte, sah sie, daß der Zündschlüssel steckte, wie es hier in Llewellyn-Castle und auch unten in Cluanie und in anderen Orten in der Nachbarschaft üblich war, weil hier niemand Autos stahl.
    Im Gegenteil - es kam durchaus vor, daß jemand das Auto seines Nachbarn benutzte, ohne ihn vorher um Erlaubnis zu fragen - wenn beispielsweise ein dringender Notfall vorlag und der Besitzer des Wagens gerade nicht in der Nähe war, um gefragt werden zu können. Hier in den Highlands gehörte so etwas zur Nachbarschaftshilfe, die selbst vor Sir Bryonts Rolls-Royce nicht haltmachte, wenn es wirklich mal keine andere Möglichkeit gab. Und Bryont hatte auch nie etwas dagegen. Warum sollte also sein Freund Zamorra etwas dagegen haben, daß Patricia sich seinen Wagen vorübergehend äuslieh?
    Zudem fühlte sie sich darin ebenso geschützt wie im Castle. Wenn diese M-Abwehr, die ja auch Zamorra benutzte, wirklich funktionierte, dann hatte Zamorra doch ganz bestimmt auch sein Auto damit geschützt. Und wenn das alles Humbug war,
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