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049 - Trommeln des Todes

049 - Trommeln des Todes

Titel: 049 - Trommeln des Todes
Autoren: B.R. Bruss
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Schlaf, ohne mich zu rühren, gelegen hätte. Aber immer wieder wären die Worte „Trommeln“ und „Nebel“ von mir wiederholt worden – und ein Wort, das wie „arani“ klang. Denen, die meinen Schlaf bewachten, war dies vollkommen unverständlich und zusammenhanglos erschienen.
    Als ich erwacht war, brachte man mir zu essen.
    Lucy hatte sich indes in ihrem Bett aufgesetzt. Als sie bemerkte, daß ich nicht mehr schlief, stürzte sie auf mich zu und schlang ihre Arme um mich.
    „Jim, o Jim!“ schluchzte sie. „Ich bin so froh. Wir sind gerettet!“
    Ich drückte sie fest an mich. Wie war ihr Gesicht abgemagert! Ihre Augen wirkten darin groß und schwarz. Sie hatten einen unruhigen Ausdruck, so als ob sie immer noch Grauenhaftes zu sehen schienen.
    Aber Lucy lebte, und das war für mich die Hauptsache.
    „Essen Sie langsam“, ermahnte mich Dr. Bink.
    Aber ich schlang mein Essen hinunter. Die anderen beobachteten mich dabei schweigend.
    „Und wie fühlen Sie sich jetzt?“ erkundigte sich Clisson.
    „Gut“, erwiderte ich, „jedenfalls viel besser. Ich will versuchen, ein paar Schritte zu gehen.“
    Sie halfen mir beim Aufstehen. Mir schwindelte ein wenig. Doch diese kleine Schwäche war schnell vorbei. In meinem Alter erholt man sich zum Glück schnell wieder, selbst nach einem völligen Zusammenbruch.
    Draußen wurde es langsam hell. Noch war es angenehm kühl.
    Clisson fragte mich, ob ich in der Lage sei, ihm in sein Büro zu folgen.
    „Ja, natürlich. Gehen wir“, entgegnete ich.
    Wir brauchten nur ein paar Schritte bis zur Baracke zu gehen. Dort setzte ich mich sofort wieder in den Sessel, denn meine Beine waren noch recht schwach und zittrig.
    Dave Clisson musterte mich eine Weile stumm. Sein etwas grobes Gesicht erschien mir unendlich traurig. Schließlich sagte er: „Nun, mein lieber Jim Forrestal, wollen Sie mir jetzt erzählen, was passiert ist?“
    Ich brauchte ein paar Sekunden, um meine Gedanken zu ordnen. Dabei wurde mir bewußt, daß ich nicht darüber sprechen konnte, daß es über meine Kräfte gehen würde, noch einmal das Wiederaufleben zu lassen, was ich in diesen letzten Wochen an Grauenvollem durchgemacht hatte. Ich sagte es Clisson.
    Statt dessen zog ich aus meiner Tasche ein verschmutztes Notizbuch, dessen Seiten an den Rändern eingerissen waren. Ich reichte es ihm.
    „Lesen Sie das. Es sind Notizen, die ich mir seit dem Tag unserer Abreise von hier gemacht habe. Sie sagen mehr aus, als ich es jetzt hier in Worten tun könnte.“
    Clisson nahm das Heft mit müder Geste entgegen.
     

     
    Tagebuch des Jim Forrestal
    7. November.
    Gestern im Morgengrauen verließen wir das Hauptquartier.
    Der „Chef“ David Clisson bedauerte es sehr, uns nicht begleiten zu können. Er sollte das Kommando über unsere Expedition übernehmen. Er hätte es auch getan, wäre ihm nicht dieser dumme Unfall vor vier Tagen passiert. Ein gebrochener Knöchel, ein verstauchtes Handgelenk und zahlreiche Quetschungen.
    Wir haben ihn gern, unseren alten Dave. Er ist für uns mehr als ein Chef, fast ein Vater.
    Jedem drückte er die Hand, und für jeden von uns fand er ein paar nette Worte. Dann umarmte er Jane Wilfrid. Die blonde sympathische Jane war seit drei Jahren seine Adoptivtochter, seit dem Tod ihres Vaters, dem Physiker Charles Wilfrid.
    Schließlich brachen wir auf, zehn Männer und fünf Frauen, alle in ausgezeichneter Verfassung und in bester Stimmung.
    Natürlich betrachten wir diese Aufgabe nicht als reines Vergnügen. Es ist nicht sehr lustig, in die endlose Wüste Australiens vorzudringen. Das kann Wochen dauern, vielleicht sogar Monate. Aber weder die Trostlosigkeit der Wüstenlandschaft und ihre bedrückende Eintönigkeit können uns etwas anhaben, noch die Unannehmlichkeiten des Klimas. Wir kommen uns vor wie Schüler, die in die Ferien fahren.
    Das beste Beispiel von Unbeschwertheit gibt uns übrigens Malcolm, der Chef unserer Mannschaft.
    Ich habe Malcolm gern. Er ist einer meiner ältesten Freunde. Wir haben zusammen in Melbourne studiert. Durch ihn habe ich auch vor zwei Jahren David Clisson kennengelernt. Ihm verdanke ich meine Anstellung bei Clisson, ebenso wie die Forschungsreise, an der ich letztes Jahr schon teilnehmen durfte. Theobald Malcolm, Theo, wie er genannt wird, ist der ehrlichste und liebenswürdigste Mensch, den ich kenne.
    Unsere sechs Raupenschlepper ließen uns während der ersten beiden Stationen unserer Reise nicht im Stich. Diese Fahrzeuge wurden mit der
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