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049 - Trommeln des Todes

049 - Trommeln des Todes

Titel: 049 - Trommeln des Todes
Autoren: B.R. Bruss
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daß wir auf unserer Reise den Arzt brauchten.
    Ich gebe zu, daß ich James Higgins nicht leiden kann, obwohl er einen hervorragenden Ruf als Arzt und auch als Biologe genießt. Außerdem scheint er über ausgezeichnete Kenntnisse auf dem Gebiet der Psychoanalyse zu verfügen. Er ist ein dürrer, rothaariger Mann von kleinem Wuchs und mit hervorspringenden Backenknochen. Seine grauen Augen blicken kalt und hart. Immer wirkt er spöttisch, fast sarkastisch.
    Ich jedenfalls finde ihn merkwürdig. An seiner Stelle hätte ich für Peter Hugh ein paar mitfühlende, freundschaftliche Worte gehabt. Dr. Higgins jedoch hätte auch eine Puppe verbinden können, so teilnahmslos zeigte er sich. Die einzigen Worte, die er hervorbrachte, waren „Kein Bruch“, als er die Wunde untersuchte, und „Fertig“, als er den Verband angelegt hatte. Daraufhin kehrte er sofort in sein Zelt zurück.
    „Was für ein liebenswürdiger Mensch, dieser Doktor“, entfuhr es mir.
    „So ist er immer“, bemerkte Theo gelassen. „Das ist eine Frage des Temperamentes.“
    Möglich. Wenn man aber in einer so engen Gemeinschaft lebt wie wir, kann man sich doch wenigstens bemühen, seine angeborene mürrische Eigenart nicht so offen zu zeigen.
    Higgins teilt’ sein Zelt mit Albert O’Wilm, dem Mineralogen. Ich beneide O’Wilm nicht um seinen Schlafgefährten, aber die beiden scheinen sich gut zu verstehen.
     

     

17. November.
    Unsere Suche war auch in den beiden letzten Tagen ergebnislos.
    Peter Hugh liegt neben mir, während ich diese Zeilen schreibe. Er ist etwas weniger ausgelassen als gewöhnlich. Im Augenblick ist er eingenickt. Vorhin erzählte er mir von seiner Familie. Er hat zwei niedliche Mädchen von 5 und 7 Jahren. Peter meinte:
    „Es wäre nicht gut, sich mutterseelenallein in diese Wüste zu wagen, auch nicht mit einem gut ausgerüsteten Auto. Es genügt nur so ein kleiner Unfall, wie er mir zugestoßen ist, und man ist verloren.“
    Es stimmt, wir sind nur winzige Punkte in dieser riesigen Einöde.
    Aber bei diesem Gedanken spüre ich fast ein angenehmes Gruseln. Ich brauche immer ein wenig Gefahr in meinem Leben.
     

     
    19. November.
    Ein peinlicher Zwischenfall ereignete sich gestern Abend. Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll.
    Während des Essens erschien mir Dr. Higgins irgendwie nervös, obwohl er nicht mehr und nicht weniger redete als gewöhnlich. Ich bemerkte, wie er zu John Belfry einige spitze Bemerkungen machte und fragte mich, ob sein Spott freundschaftlich oder bösartig gemeint war.
    Theo Malcolm hatte mit seinem angeborenen Takt versucht, das Gesprächsthema zu wechseln. Ich gewann den Eindruck, daß Jane Wilfrid, die Verlobte John Belfrys, sehr verärgert war. Sie warf dem Doktor einige wütende Blicke zu. John jedoch hatte für das Ganze nur ein Schulterzucken übrig.
    Aber das war noch nicht alles.
    Wir hatten unsere Mahlzeit beendet und trennten uns, um in unsere Zelte zurückzukehren, als plötzlich ein heftiger Streit zwischen den beiden Männern ausbrach. Sie standen noch vor dem großen Gemeinschaftszelt, in dem wir gegessen hatten. Ich weiß nicht, worüber sie stritten. Ich war schon etwa zwanzig Schritte entfernt, als der plötzliche laute Wortwechsel mich umdrehen ließ.
    Ich wollte zu ihnen, um schlichtend einzugreifen. Aber ich hatte kaum ein paar Meter zurückgelegt, als die beiden Männer handgreiflich wurden. Ich weiß nicht, wer anfing. Von meinem Platz aus hatte ich den Eindruck, daß Higgins und Belfry sich zur gleichen Zeit aufeinanderstürzten. Higgins, der etwa 35 Jahre alt ist, hat offensichtlich Muskeln wie aus Stahl, trotz seines schmächtigen Aussehens. Belfry dagegen ist jünger, stämmiger, wendiger.
    Diese unbegreifliche Schlägerei zwischen zwei gebildeten Menschen, die sich so von Haß und Wut überwältigen ließen, wäre schlimm ausgegangen, wenn nicht Theobald Malcolm sich zwischen die Kämpfenden geworfen hätte. Mit seiner herkulischen Stärke brachte er die Männer auseinander. Der Doktor fiel erschöpft gegen das Zelt, und Belfry wurde von George Gael und Peter van Broeck gestützt.
    Jetzt war Malcolm in Wut geraten.
    „So geht es nicht!“ schrie er. „Ich werde nicht einen einzigen Moment solche Unbeherrschtheiten in unserer Gruppe dulden. Wenn noch einmal so etwas vorkommt, dann machen wir hier Schluß und kehren zurück, das schwöre ich euch. Ihr wißt Bescheid. Geht in eure Zelte und verlaßt sie nicht vor morgen früh!“
    Natürlich gehorchten
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