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049 - Der Android

049 - Der Android

Titel: 049 - Der Android
Autoren: Claudia Kern
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fehlt.«
    Harris runzelte die Stirn, bemerkte dann aber wohl das leere Futon, denn seine Augen weiteten sich. »O Scheiße… Garrett. Sir, ich schwöre, er war eben noch hier. Er hat geschlafen, und ich dachte, es sei okay, wenn ich mich für eine Minute hinlege und…« Er straffte sich. »Sir, es war meine Schuld. Ich bin bereit, die Konsequenzen zu tragen.«
    Die Wut, die sich in Crow aufgestaut hatte, verrauchte so schnell, wie sie gekommen war. Nach einem Moment der Schwäche zeigte Harris jetzt ein Verhalten, das einem Offizier angemessen war.
    »Wir alle«, antwortete er, »werden die Konsequenzen tragen, sollte Takeo Garrett vor uns finden. Wie Sie gestern schon sagten, hat er dann den Beweis, der ihn zum Handeln zwingt, wenn er vor uns nicht das Gesicht verlieren will. Kommen Sie.«
    Ohne ein weiteres Wort stürmte Crow aus dem Raum, wohl wissend, dass jetzt alles wieder offen war.
    ***
    »Dieses Taratz-Gerul-Spiel werden wir nicht lange durchhalten«, sagte Aruula atemlos, während sie hinter einer Tür in Deckung ging. Zum wie- derholten Mal waren sie Wachposten nur deshalb entgangen, weil sie im richtigen Moment eine offene Tür und einen leeren Raum dahinter gefunden hatten. So viel Glück konnte nicht anhalten, auch wenn sie die Götter auf ihrer Seite hatten.
    Maddrax antwortete nicht. Aruula drehte den Kopf und sah, dass er zu einer zweiten Tür gegangen war und durch einen Sehschlitz blickte.
    »Was ist dort?«, fragte sie.
    »Ich glaube nicht, dass du das wirklich wissen willst.« Seine Stimme klang rau. Aruula trat neben ihn und stellte sich auf die Zehenspitzen, aber sein Körper blockierte die Sicht.
    »Gibt es da ein Weg nach draußen?« Maddrax öffnete die Tür, ließ sie langsam aufschwingen. »Vielleicht…« Aruula stockte der Atem. Vor ihr breitete sich eine Halle aus, die im Halbdunkel lag. Auf dem Boden standen Wannen aus Metall in langen Reihen. Schläuche führten aus Maschinen, deren Pochen wie der überlaute Herzschlag eines Menschen klang, in die Wannen und wieder hinaus. Andere Schläuche hingen' von der Decke, zogen sich hin bis zu einer gläsernen Wand, hinter der eine sirupartige Flüssigkeit brodelte, als würde sie kochen. Aruula sah eine menschliche Hand darin auftauchen, dann ein Ohr, und würgte trocken.
    »Das ist also Takeos Geheimnis«, hörte sie Maddrax sagen, der neben einer der Wannen stand. Er sah blass aus.
    Aruula zwang sich dazu, ebenfalls in die Wanne zu blicken. Ein dunkles menschliches Skelett schwamm darin, über das Wellen von Sirup hinweg glitten. Fingernagelgroße Insekten schwammen in der Flüssigkeit. Während Aruula sie beobachtete, fand sich eine Gruppe von ihnen in einer leeren Augenhöhle zusammen, bis es darin wimmelte wie in einem Flohnest. Mehrmals schwappte die Flüssigkeit über sie hinweg, dann starrte Aruula plötzlich ein menschliches Auge entgegen.
    Sie sprang zurück, unterdrückte nur mühsam einen Aufschrei. »Wudan… was ist das?«
    Maddrax legte seinen Arm um sie, zog sie von der Wanne fort und in den Gang hinein. »Takeo konstruiert keine Androiden«, sagte er währenddessen, »er erschafft neue Menschen. Ein künstliches Skelett, das von winzigen Robotern mit organischer Masse überzogen wird. Ein Gehirn voll mit gestohlenen Erinnerungen und Erfahrungen… er passt jeden neuen Menschen perfekt an seine Aufgabe an. Denk nur an Kiri, sie…«
    Er brach ab, blieb so unerwartet stehen, dass Aruula beinahe gestolpert wäre. »Die Biomasse… Weißt du noch, wie wir uns auf dem Weg nach Riverside gefragt haben, weshalb die Mafia in Las Vegas um Körperteile spielen lässt? Ich glaube, jetzt haben wir unsere Antwort.«
    »Takeo«, sagte Aruula. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, als sie an das Leid dachte, dass der Gudfadda über die Menschen der Stadt gebracht hatte - und das alles nur, um Takeo mit Körperteilen zu versorgen.
    Der Driller lag wie hingezaubert in Maddrax' Hand. Sie spürte, wie er vor Wut und Entsetzen zitterte.
    »Das muss ein Ende haben. Hier und jetzt…«
    Er richtete die Waffe auf die gläserne Wand, dann auf eine der Wannen, in der eine junge Frau mit langen dunklen Haaren lag. Ihr nackter Körper war perfekt geformt und fast fertig. Nur die Füße fehlten noch. Sie lächelte, wie ein Mensch, den die Götter mit einem schönen Traum belohnen..
    Maddrax' Zeigefinger krümmte sich um den Abzug. Er hielt den Driller so fest umklammert, dass die Knöchel seiner Hand weiß hervortraten. Sein Ge- sicht war verzerrt,
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