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049 - Der Android

049 - Der Android

Titel: 049 - Der Android
Autoren: Claudia Kern
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gefunden.«
    Haank nickte. Er hatte Projekt U-Man anfangs keine großen Erfolgsaussichten eingeräumt, aber mittlerweile gestand er sich ein, falsch gelegen zu haben. Die Mischung aus Plysterox- Skelett, der Biomasse von Toten und den Erinnerungen von Lebenden funktionierte besser, als wohl selbst Takeo gehofft hatte.
    Projekt U-Man, die Kehrtwende der Menschheit, der Beginn einer neuen Ära - und einer neuen Spezies…
    ***
    Matt duckte sich unter der Trauerweide hindurch und bat Aruula mit einer Geste zurückzubleiben. Es erschien ihm seltsam, dass dieser Geheimgang - wenn es denn so etwas war, was Aruula gesehen hatte - in keiner Weise geschützt sein sollte. Trotz aller Diskretion war Takeo nicht so dumm, sich darauf zu verlassen.
    Sem Blick glitt über die dunklen Holzbalken und am Boden entlang, suchte nach Spuren möglicher Fallen oder Hinweisen auf verborgene Überwachungsmechanismen. Es war nichts zu sehen.
    Matt wollte gerade Aruula zu sich heran winken und die Veranda betreten, als er den kleinen grauen Strich an einem der Holzbalken bemerkte. Vorsichtig zog Matt seinen Fuß zurück und ging in die Hocke. Es war kein Strich, sondern ein haardünnes Kabel, das vom Boden über die Holzbalken lief und in der Decke endete. Wenn man wusste, worauf man zu achten hatte, war es leicht zu finden.
    Matt folgte ihm mit dem Blick und entdeckte einen dunklen Punkt oberhalb der Tür.
    Eine Kamera, dachte er. Ich habs doch geahnt.
    »Psst«, machte Aruula hinter ihm.
    Matt drehte sich um und sah, wie sie mit dem Kopf auf den Weg deutete, den er durch die Bäume nicht sehen konnte.
    »Kiri«, flüsterte sie. »Ungefähr zwei Speerwürfe entfernt. Sie kommt auf uns zu.«
    »Okay.« Gemeinsam schlichen sie an dem Haus vorbei, sorgsam darauf bedacht, immer die Bäume zwischen sich und den Wegen zu haben. Erst als Matt sicher war, dass der Bogen groß genug war, kehrten sie auf den Weg zurück - und standen vor Kiri.
    »Hi«, sagte Matt überrascht. »Wir… äh… haben dich gesucht.«
    »Ja«, bestätigte Aruula. »Wir wollten sehen, ob es dir heute besser geht.«
    Kiri verneigte sich. »Es ist sehr freundlich von euch, danach zu fragen. Gestern hatte ich große Angst, aber heute geht es mir wieder gut.«
    »Das freut mich.« Matt sah sie an und fragte sich, ob sie wohl auch wusste, wer Little Will Ramirez war und was er im Oktober 2010 getan hatte. Seine Gedanken wandten sich der seltsamen Bemerkung zu, die Takeo gemacht hatte.
    »Baseball und Hot Dogs«, murmelte er.
    »Entschuldigung, ich habe dich nicht verstanden.«
    Kiri verneigte sich erneut.
    Er lächelte. »Nicht so wichtig. Ich habe nur daran gedacht, wo es die besten Hot Dogs in New York gab.«
    »Im Yankee-Stadion.«
    Matt war sprachlos.
    ***
    »Miki«, drang Haanks Stimme aus dem Interkom. »Du solltest besser in den Monitorraum kommen.«
    Takeo fragte nicht weshalb, sondern stand ohne Hast auf und verließ sein Büro. Der Weg führte ihn zum Wohntrakt, und für einen Moment spürte er den irrationalen Impuls, in General Crows Quartier zu gehen und nachzusehen, ob seine Tochter ihr Krankenzimmer bereits verlassen hatte. Es war rund achtzig Jahre her, dass eine Frau sich das letzte Mal für ihn interessiert hatte, und das Gefühl war ebenso faszinierend wie beunruhigend.
    Takeo widerstand dem Drang, passierte Crows Quartier und bog in den nächsten Gang ein. Zwei Weltrat- Wissenschaftler kamen ihm entgegen und grüßten freundlich. Er erwiderte die Geste.
    Wie wird Aiko wohl reagieren, wenn er erfährt, dass ich Drax ausliefere?, fragte er sich. Soll ich es ihm überhaupt erzählen, wenn er heute Abend zu sich kommt?
    Er wusste es nicht, hatte sich schon lange keine Gedanken mehr machen müssen, wie sein Umfeld auf etwas reagierte, das er tat. Selbst Haank, den er als Freund betrachtete, ordnete sich letzten Endes unter und führte seine Befehle aus, wenn auch nicht immer ohne Widerworte. Aber ein Sohn war etwas völlig anderes. Wenn er falsch reagierte, verlor Aiko vielleicht den Respekt vor ihm oder kehrte enttäuscht von seinem Vater nach Amarillo zurück. Aber das wollte er nicht, auch wenn er in den letzten Stunden akzeptiert hatte, dass er unfähig war, ihm die Liebe zu geben, die ein Vater empfinden sollte. Keine Liebe, doch vielleicht gegenseitigen Respekt und Freundschaft. Und wenn er das nur mit einer Lüge erreichen konnte, war er auch dazu bereit.
    Takeo stieß die Tür des Monitorraums auf. Die Wand voller Bildschirme hätte jeden Menschen
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