Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
049 - Der Android

049 - Der Android

Titel: 049 - Der Android
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Kunststoff des Andro- iden rötlich. Haank sah über die weite Parklandschaft hinweg zu den Bergen, die Heihachi überqueren musste.
    »Nein«, sagte er. »Du hast alles richtig gemacht, aber wir haben für einen LoBot wie dich keine Verwendung mehr.«
    Es schmerzte ihn, das zu sagen, auch wenn es die Wahrheit war. Die »sieben Samurai« hatten die Mauern nieder- gerissen, die unterirdische Anlage gebaut und die Siedlung angelegt. Jetzt waren sie überflüssig und jagten den Menschen nur unnötig Angst ein. Außer Takeo und seinen Kampfrobotern durfte sich kein Android mehr an der Oberfläche bewegen; eine Regelung, die eigentlich sogar für Haank galt.
    »Aber wieso darf Kanbei bleiben?«, fragte Heihachi.
    »Weil er zu stark beschädigt ist. Er würde den Weg niemals schaffen.«
    Haank hatte diese Lüge schon so oft verwendet, dass sie ihm glatt über die Lippen kam. Er hielt es für sinnlos, den Androiden zu erklären, dass Takeo ihn nur aus nostalgischen Gründen behielt. Ebenso sagte er ihnen nichts von der Vernichtung, vor der er sie rettete, denn sein Befehl lautete, jeden einzelnen LoBot einzuschmelzen.
    Dos habe ich damals nicht getan, dachte er, und ich werde es auch heute nicht tun.
    Stattdessen schickte er sie fort, ohne dass Takeo etwas ahnte. Auf einer Landkarte hatte er damals einen Ort gefunden, der mehr als dreihundert Kilometer nördlich von El'ay lag, einsam und weit von allen Siedlungen entfernt. Diese Koordinaten program- mierte er jedem LoBot ein und hoffte, dass sie es schafften, dort anzukommen. Was dann mit ihnen passierte, wusste er nicht.
    »Eines Tages werde ich dich besuchen, Heihachi«, sagte er. »Dann reden wir über alte Zeiten, aber jetzt musst du gehen.«
    »Ja, Herr.«
    Der LoBot trat langsam auf den Weg hinaus. Seine Schritte waren schleppend und er blieb immer wieder stehen und drehte sich zu Haank um, als hoffe er, alles sei nur ein schlechter Scherz.
    Die Sonne stand bereits über den Bergen, als er endlich am Horizont verschwand.
    Haank senkte den Kopf und ging durch eines der Häuser zurück in die unterirdische Anlage. Er vermisste die LoBots, so wie man einen Hund ver- misst, der einen stets zur Jagd begleitet hat. Auch jetzt glaubte er sie in den Gängen zu hören, aber es waren nur die Kampfroboter, die stolz und dumm an ihm vorbei patrouillierten. Haank mochte sie nicht.
    Er bog um eine Ecke und öffnete eine der Stahltüren, die zu den Lagerstätten führte. Takeo sah auf und trat von einem Metalltisch zurück, auf dem drei abgeschlagene menschliche Hände lagen. Daneben stand ein dampfender Behälter mit flüssigem Stickstoff, der von außen verkratzt und voller Dreck war. Die lange Reise aus Las Vegas hatte Spuren hinterlassen.
    »Hast du die neue Lieferung des Gudfaddas schon gesehen?«, fragte Takeo.
    Haank schüttelte den Kopf. »Nein. Ist sie besser als die letzte?«
    »Minimal. Die Hände sind voller Schwielen, die Haut ist stark beschädigt, und er hat es wieder nicht geschafft, die Knochen am Gelenk zu amputieren. Sechzig Prozent Aus- schuss.« Er griff nach einer Knochensäge. »Wenn die Lieferanten sich ausgeruht haben, sollen sie in mein Büro kommen. Ich werde dem Gudfad- da noch einmal meine Anweisungen zukommen lassen.«
    In den letzten Jahren hatte Takeos Perfektionismus merkwürdige Züge angenommen. Obwohl die menschlichen Bauteile - wie er die Gliedmaßen gerne nannte - zu einer einzigen großen Biomasse verschmolzen wurden, bestand er auf unbeschädigtem Material. Haank hatte den Überblick über die Menge an Augen, Ohren, Händen und Füßen verloren, die er vernichtet hatte, weil sie Takeos Ansprüchen nicht genügten, aber es mussten Hunderte sein.
    Weder er noch Takeo wussten dabei, aus welcher Quelle die Körperteile kamen. Die Lieferanten des Gudfaddas behaupteten, sie stammten von Toten, aber richtig glauben konnte Haank das nicht.
    Aber woher sollen sie das Material sonst bekommen?, dachte er. Sie werden wohl kaum mit Äxten und Messern durch die Straßen ziehen und Menschen amputieren.
    Takeo stellte solche Fragen nicht, zumindest nicht in Haanks Gegenwärt. Ihm schien die Herkunft egal zu sein, solange die Qualität stimmte.
    »Gibt es Auffälligkeiten bei den Prototypen?«, fragte Takeo. Er hatte die Lautstärke seiner Stimme erhöht, um den Lärm der Knochensäge auszugleichen.
    »Nein, sie passen sich sehr gut an. Niemand ahnt etwas.«
    »Gut. Die B-Reihe wird heute Abend neue Erinnerungen bekommen. Ich habe einige interessante
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher