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0489 - Sie luden mich zum Morden ein

0489 - Sie luden mich zum Morden ein

Titel: 0489 - Sie luden mich zum Morden ein
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den Augen lassen. Unter gar keinen Umständen durfte ich ihn verlieren.
    Es war jetzt genau zwanzig Minuten vor sieben. Ein Wolkenbruch prasselte auf den Asphalt.
    Der Verkehr wurde von Sekunde zu Sekunde langsamer. Die Scheinwerfer spiegelten sich auf dem nassen Pflaster und auf den mit Milliarden von Tropfen überschütteten Lackflächen der Wagen. Ich mußte genau aufpassen, daß mir der Mann mit den roten Bürstenhaaren nicht entkam. Bisher hatte ich nur das breite cremeweiße Heck zu beobachten brauchen. Jetzt war alles ein Farbsalat hinter einem Wasserfilm.
    Die Scheibenwischer schafften kaum noch das Wasser von der Frontscheibe weg.
    Ich mußte näher an den anderen Wagen heran. Es war ein waghalsiges Manöver. Einige Autofahrer bekundeten ihr Mißfallen über mein Fahren durch lautes Hupen. Aber ich schaffte es. Zwischen dem weißen Straßenkreuzer und mir befand sich nur noch ein alter Buick mit einer Taxinummer.
    Die Heckleuchten des Wagens, hinter dem ich her war, leuchteten unverkennbar. Es waren breite Leuchtbalken. Es blendete mich wie ein heller Scheinwerfer, als an dem cremeweißen Wagen die linke Blinkleuchte zu zucken begann.
    Ich blickte mich schnell um. Vergebens. Weder ein anderes Taxi noch ein Streifenwagen der Polizei waren in der Nähe. Ich hätte was drum gegeben, wenn ich jetzt einen Nachbarn mit einer Sprechfunkeinrichtung getroffen hätte. Der Gangster, der sich offenbar unbeobachtet glaubte, hatte sich ganz links zum Abbiegen eingeordnet. Offensichtlich wollte er zur Manhattan Bridge, also hinaus aus Manhattan.
    Das erschwerte meine Aufgabe. Noch einmal versuchte ich, das Funkgerät in Betrieb zu setzen. Vergeblich.
    Jetzt sah es auch nicht danach aus, als ob mir Zeit zu neuen Maßnahmen bliebe. Die Autoschlange setzte sich in Bewegung. Der cremefarbige Wagen bog nach links ab. Er fuhr tatsächlich zur Manhattan Bridge. Dabei blieb er auf der äußersten linken Fahrspur unserer Fahrbahnseite.
    Die Blitze zuckten über den Himmel. Die Donfier grollten, und gegen meine Frontscheibe prasselten ganze Wasserfluten. Der Verkehr wurde immer dünner, denn das Unwetter war so stark, daß viele Fahrer ihre Wagen ohne Rücksicht auf Parkverbote an den Straßenrand fuhren.
    Der Gangster mit den roten Haaren gehörte nicht zu den vorsichtigen Fahrern, die das Nachlassen des Unwetters abwarteten. Im Gegenteil. Er nutzte den schwächer werdenden Verkehr aus, um sein Tempo zu beschleunigen. Mir blieb keine Wahl. Ich mußte ihm folgen, ich durfte ihn einfach nicht verlieren.
    Ein schneller Blick auf das Tachometer. 30 Meilen, trotz der wasserüberschwemmten Fahrbahn, trotz des wie aus Eimern herunterprasselnden Regens und der schlechten Sicht.
    Aber der cremeweiße Wagen fuhr nicht langsamer. Ich mußte ihm auf den Fersen bleiben. Zehn Sekunden konnten alles entscheiden — zehn Sekunden Vorsprung, die er gewinnen konnte.
    Immer noch fuhren wir auf der Fahrspur linksaußen.
    Vor mir über der Fahrbahn tauchte eines der Richtungsschilder aus dem Wasservorhang auf.
    Ich brauchte nicht hinzuschauen. Wir waren auf der Fahrspur nach Long Island. Ein schneller Blick auf die Kraftstoffuhr. Dreiviertel voll. Wenigstens ein Trost. Mit der Menge Sprit konnte ich ihm im Zweifelsfall bis nach Orient Point auf der äußersten Spitze der langen Insel folgen.
    Wir brausten quer durch Brooklyn. Der Regen fiel vom Himmel. Die Straßen waren fast leer. Das Unwetter tobte. Ich hielt den engen Abstand zu dem cremefarbigen Wagen. Der Mann, den ich verfolgte, konnte nach hinten bestimmt nichts sehen. Das Wasser floß, vom Fahrtwind gepeitscht, in Strömen über seine Heckscheibe. Auch ich sah nur schemenhaft seine Silhouette.
    Er konnte mich nicht beobachten. Er konnte keine Ahnung haben, daß er verfolgt wurde. Und er war ahnungslos, daß ich sein Gespräch gehört hatte.
    Das war der einzige Vorteil, den ich ihm gegenüber hatte. Wenig genug.
    Seine Bremslichter blitzten kurz auf. Er bog in den weiten Kreisel des Grand Army Plaza ein. Kurz hinter der Einmündung der Prospect Park West zog er nach rechts hinüber.
    Ich folgte ihm, als sei ich mit einem Abschleppseil an sein Heck gekettet. Jetzt war es mir auch klar, wohin er wollte. Eastern Parkway.
    Hinaus aus New York.
    Für Phil und alle anderen, die mich vielleicht noch suchten, war ich jetzt schon kleiner als die berühmte Stecknadel im Heuhaufen.
    »Gute Nacht, Jerry«, sagte ich mir.
    Es war eine Minute nach sieben. Und stockdunkel. Der Mann vor mir mußte verteufelt
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