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0487 - Griff aus dem Nichts

0487 - Griff aus dem Nichts

Titel: 0487 - Griff aus dem Nichts
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Du kannst dir also, wenn du ihn und seinen zweibeinigen Satelliten aufgepickt hast, mit der Heimkehr ruhig Zeit lassen. Meinetwegen zeig ihm das Nachtleben von Lyon oder sonstwas. Ich jedenfalls gedenke jeden Sekundenbruchteil zu genießen, der mir noch verbleibt, ehe ihr hier aufkreuzt.. Vielleicht fällt dir ja unterwegs ein, wo du die beiden sonst noch hinschicken könntest.«
    »Nici…«
    Sie drehte ihm abrupt den Rücken zu. Zamorra seufzte; da war nichts zu machen. Er mußte allein fahren. Seufzend ging er zur Tür.
    Da kam Nicole hinter ihm her und schmiegte sich halb an ihn.
    »Ruf rechtzeitig an, ehe ihr hier eintrefft, damit ich noch Zeit habe, mir etwas anzuziehen«, sagte sie. »Ich möchte nicht, daß der gute Don jäh erblindet.«
    Zamorra lachte leise und gab ihr einen Küß. »Wir werden schon eine Möglichkeit finden, die beiden so zu beschäftigen, daß sie keinen Unfug anstellen können«, sagte er.
    »Dein Wort in Merlins Ohr«, erwiderte sie wenig überzeugt.
    ***
    Sie waren vorsichtig. Sie warteten ab, bis der Besucher gegangen war. Dann gingen sie ans Werk. Es war jetzt nicht mehr damit zu rechnen, daß der Besucher zurückkehrte; sie hatten ihn als Garnisonsoffizier erkannt; der würde jetzt zusehen, daß er sein Quartier erreichte, um noch ein wenig Schlaf zu finden nach der sicher anstrengenden Nacht.
    Einer der Kuttenträger huschte vors Fenster. Blitzschnell breitete er die Arme aus; die Ärmelöffnungen berührten rechts und links das Glas der Scheibe. Nur eine Sekunde später war es nicht mehr existent.
    Im Zimmer brannten noch die beiden Öllampen und beleuchteten das Mädchen, das ruhig und scheinbar nachdenklich auf dem Bett lag. Der Kuttenträger, der im Baum saß, hob das Blasrohr an die Lippen; sein Ziel war deutlich genug zu erkennen. Etwas zischte durch die Luft; das Mädchen, das noch nicht einmal registriert hatte, daß die Fensterscheibe in einem lautlosen Vorgang entmaterialisiert worden war, zuckte zusammen und tastete nach dem winzigen Giftbolzen, der sich zentimetertief in ihr Fleisch gebohrt hatte; aber sie schrie nicht einmal auf, sondern wurde sofort müde und schlief ein. Das Betäubungsgift wirkte unglaublich schnell. Es wurde nicht vom Blut im Körper verteilt, sondern von der Angst. Und die war schneller als jeder Gedanke.
    Zwei andere Kuttenträger turnten durch das Fenster ins Zimmer. Sie faßten nach dem Opfer und trugen es ins Freie, um damit so schnell wie möglich zu verschwinden. Dann war ihr Auftrag, ein neues Opfer für Robor zu beschaffen, erfüllt…
    ***
    Also fuhr Zamorra allein nach Lyon. Er konnte Nicole sehr gut verstehen. Ihm paßte es auch nicht, daß Don Cristofero und sein pechschwarzer Begleiter wieder hier waren. Aber er wußte auch, daß er den beiden in gewisser Hinsicht verpflichtet war. Nicht nur, weil der Gnom Zamorra mit seiner ausnahmsweise einmal nicht mißglückten Magie das Leben gerettet hatte, in jener anderen Dimension, in welcher die »Königin der Nacht« herrschte. [1]
    Nein, Don Cristofero war auch gewissermaßen einer von Zamorras Ahnherren - und Château Montagne hatte einmal ihm gehört.
    Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego, wie sein vollständiger Namensbandwurm lautete, entstammte der spanischen Linie von Zamorras Verwandtschaft. 1625 geboren, ging er als Spanier dank der seinerzeitigen Bündnisse in Frankreich am Hofe des legendären Sonnenkönigs ein und aus. Er war Anhänger der Schriften René Descartes’, und er war an allen wissenschaftlichen Errungenschaften interessiert. An Magie daher erst recht, weil die sich allen Versuchen, sie mittels der Wissenschaften erklären zu wollen, hartnäckig widersetzte. Seine Verblüffung war groß gewesen, als er feststellte, daß es in seiner Zukunft, also Zamorras Gegenwart, nicht anders aussah - immerhin fast 320 Jahre nach seiner Zeitversetzung!
    Die Schuld an diesem Zeitsprung trug der Gnom.
    Einen Namen hatte er nicht, der verwachsene Zwerg mit der pechschwarzen Haut. Don Cristofero Fuego hatte ihn unter seine Obhut genommen. Andere hätten ihn als Jahrmarktsensation präsentiert; Cristofero tat dies nicht. Er besaß zwar alle anerzogenen negativen Eigenschaften feudalistisch geprägten Hochadels, aber er würde sich niemals dazu herablassen, sich am unverschuldeten Unglück anderer zu weiden und das auch rfoch geldbringend zur Schau zu stellen. Dergleichen widerte ihn an; also hatte or dem Gnom ein Zuhause zu geben versucht. Natürlich ließ er ihn ständig spüren,
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