Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen

0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen

Titel: 0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen
Autoren:
Vom Netzwerk:
losgehen.
    ***
    Ein Anruf bei Mr. Laurel hatte genügt, um die Adresse und den vollen Namen von Jane herauszubekommen. Sie hieß Jane Milford, wohnte nicht weit vom North River in der Nähe des Holland Tunnels, und war ledig. Seit zwei Monaten arbeitete sie als Sekretärin im Supermarkt, meistens aber nur vormittags.
    Ich vertauschte das Jackett mit einer kugelsicheren'Nylonweste, die ziemlich dick auftrug. Darüber hängte ich den Regenmantel. Den Revolver steckte ich in die Schulterhalfter, in die eine Manteltasche packte ich eine starke Taschenlampe, in die andere zwei Tränengaspatronen. Außerdem trug ich ein flaches batteriebetriebenes Walkie-talkie um den Hals. Damit konnte Phil in sicherer Entfernung alles mithören und notfalls rechtzeitig eingreifen, wenn etwas schiefging.
    »Ich an deiner Stelle würde mir einen Stahlhelm aufsetzen«, schlug Phil vor, als ich fertig kostümiert war.
    »Der Kopf ist ein edler Körperteil«, belehrte ich ihn und drückte ihm das zweite Walkie-talkie in die Hand. »Du hältst dich mindestens 100 Schritt entfernt, möglichst nahe am Wagen.«
    Fünf Minuten vor acht Uhr setzte mich Phil an der Ecke der 59th Street und Fifth Avenue ab. Ich überquerte die Fahrbahn mit hochgeschlagenem Mantelkragen, herabhängender Hutkrempe und in den Taschen vergrabenen Händen. Phil sollte inzwischen in Richtung Columbus Circle weiterfahren, den Wagen irgendwo parken und sich von der entgegengesetzten Seite dem Wollman Memorial nähern.
    Der Nieselregen schluckte das spärliche Licht der vereinzelt im Park stehenden Laternen fast völlig. Nur der helle Kiesweg war ein einigermaßen sicherer Wegweiser. Etwa 100 Schritt vom Denkmal entfernt verließ ich den knirschenden Kies und schlug mich in die Büsche. Jetzt kam ich nur noch langsam vorwärts, da ich keine Lampe benutzen wollte und alle Hindernisse ertasten mußte. Nasse Zweige peitschten mir ab und zu ins Gesicht. Der Untergrund war aufgeweicht und morastig.
    Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, und ich starrte bald auf den Fuß des Denkmals. Unterhalb der Inschrift sah ich einen dunklen Schatten, der plötzlich durch ein angerissenes Streichholz erleuchtet wurde. Es war ein Mädchen, das da, in einen dunklen Nylonmantel gehüllt, saß. Um den Kopf trug sie ein Tuch gebunden, das das halbe Gesicht verdeckte.
    »Hallo, Jane?« rief ich gedämpft und trat langsam ins Freie. Sie drehte etwas den Kopf und blickte in meine Richtung.
    »Mr. Cotton?« fragte sie zurück und sog an ihrer Zigarette. Ich sah für einen kurzen Augenblick ihr Gesicht. Es war die rothaarige Schönheit von heute vormittag.
    »Okay, Sie wollten mich sprechen«, sagte ich und trat dicht an sie heran. »Hier bin ich.« -Sie blieb sitzen und inhalierte den Rauch tief ein. Das Walkie-talkie hatte ich vorher eingeschaltet, so daß Phil mithören konnte.
    »Sind Sie allein?« fragte ich. Sie lachte tief und sah mich an.
    »Haben Sie Angst?« fragte sie zurück. »Nein, aber Vorsicht ist besser als ein Staatsbegräbnis«, brummte ich. »Also, was haben Sie auf dem Herzen?«
    »Ich weiß, weshalb Sie heute morgen im Geschäft waren«, sagte sie leise. »Ich möchte Sie warnen.«
    »Warnen? Wovor? Was wissen Sie über den geplanten Überfall?«
    Sie zuckte mit den Schultern und warf die Zigarette fort. »Ich weiß keine Einzelheiten, aber ich habe einen sehr schweren Verdacht. Wenn Sie mir dabei helfen wollen…« Unvermittelt brach sie ab.
    Auch ich hatte das leise Klicken gehört und wirbelte auf dem Absatz herum, mit raschem Griff den Smith and Wesson aus der Halfter reißend. Im selben Augenblick peitschte schon ein Schuß auf, und ich fühlte einen harten Schlag auf der Brust, der mir den Atem nahm. Der Mündungsblitz war undeutlich zu sehen, und ich riß den Abzugshebel durch. Viermal schoß ich in diese Richtung, während ich mich schützend vor Jane stellte.
    »Hinlegen«, befahl ich ihr, als ein zweiter Schuß knallte, der von einer Stelle etwa zehn Schritt weiter westlich abgegeben wurde. Jane schien meinen Rat augenblicklich zu befolgen, denn sie glitt wie eine Schlange zu Boden und blieb bewegungslos liegen. Ich gab noch zwei Schüsse ab. Dann wechselte ich mit einem Handgriff das Magazin und holte eine der Tränengasbomben aus der Tasche.
    »Nachtigall«, brummte ich in das Walkie-talkie-Gerät. Es war das Codewort für Phil und bedeutete, daß er seine Gasmaske bereithalten sollte, falls er schon dicht am Auftreffpunkt war. Mit Schwung warf ich die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher