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0483 - Das Girl, das zuviel wußte

0483 - Das Girl, das zuviel wußte

Titel: 0483 - Das Girl, das zuviel wußte
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antwortete nicht. Aber ich sah, daß seine Backenmuskeln arbeiteten. Er schlief nicht. Er hatte genau gehört, was ich sagte. Leise fuhr ich fort: »Wenn Sie es sich also überlegen sollten, rufen Sie beim FBI an!«
    Ich schloß die Tür hinter mir und ging hinunter zu meinem Wagen.
    Es gab noch die andere Möglichkeit. Nämlich, daß Martens der Mörder von Richie Hecksher war. Dann würde er versuchen, Ruth vor uns zu finden. Ich ließ mich mit der Zentrale verbinden und gab den Auftrag, einen Streifenwagen herzuschicken, der das Haus im Auge behalten sollte.
    Ich wartete, bis die Kollegen kamen, und fuhr dann weiter.
    ***
    Das Haus der Carsons lag dicht am Central Park. Es war eine alte weiße Villa, von einem dichten parkähnlichen Garten umgeben. Wie es schien, war gerade eine Art Party im Gang.
    Fast alle Fenster waren hell erleuchtet, vor der Auffahrt stand eine Reihe großer Wagen, die über die Brieftaschen der Besitzer keinen Zweifel ließen. Ich schob meinen Jaguar zwischen einen Studebaker und einen langgestreckten Sunbeam.
    Der Sportwagen war bestens gepflegt, und als ich ausstieg, ließ ich meine Hand wohlgefällig über die Motorhaube gleiten. Der Lack fühlte sich an wie warme weiche Seide.
    Ich ging die flachen weißen Stufen zur Haustür hinauf und betätigte den Tigerkopf, der als Klopfer diente.
    Die Tür wurde von einem grauhaarigen Butler geöffnet, der mich diskret nach meinen Wünschen fragte, als er mit einem Blick den Preis meines Anzuges abgeschätzt hatte. Ich zeigte ihm meinen Ausweis und sagte:
    »Holen Sie bitte Mr. Carson und seinen Sohn!«
    Noch bevor der Butler antworten konnte, tauchte hinter ihm Clinton auf.
    »Es ist schon gut«, sagte er zu dem Butler. Dann bat er mich in eine Eingangshalle und ging vor mir her zu einem kleinen Zimmer, in dem trotz der sommerlichen Wärme ein Kaminfeuer flackerte. Rundherum an den Wänden standen Bücher in hohen Regalen, und sie sahen auch so aus, als würden sie gelesen.
    Clint blieb etwas verlegen vor mir stehen. Er trug einen dunkelblauen Smoking, von dessen Stoff der Meter mehr gekostet hatte als mein ganzer Anzug. Aber trotz des blütenweißen Hemdes und der eleganten Krawatte wirkte der Anzug nicht an Clinton. Vielleicht war seine Figur zu untersetzt, vielleicht taugte der Schneider nichts, jedenfalls sah Clinton nicht viel anders aus als am Tage in seinem genauso schlecht sitzenden Straßenanzug.
    Er schien das zu spüren, denn er fuhr sich mehrmals verlegen durch die dünnen Haare und grinste mich dann an: »Heute ist ein scheußlicher Tag. Erst die Geschichte in der Firma, und jetzt noch ein Haufen vornehmer Gäste. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber ich fühle mich nicht wohl in dem Haufen!« Ich grinste verständnisvoll zurück. Clinton ging zu einem kleinen Wandschrank und wandte sicn zu mir um: »Was möchten Sie gern trinken? Whisky?«
    »Ja, gern, danke.«
    »Ich gebe Ihnen alles, dann können Sie selbst die Mischung bestimmen, ich bin kein guter Mixer.« Er reichte mir Glas, Whiskyflasche und Soda und sah zu, wie ich mir den Drink selbst fertigmachte.
    »Wir suchen Ruth Ripley«, sagte ich im beiläufigen Unterhaltungston. Clint runzelte die Stirn.
    »Sie suchen sie, weshalb? Jetzt in der Nacht?«
    »Haben Sie sie nach Hause gebracht?«
    »Ja. Ich bat sie, mit herzukommen, aber sie lehnte ab. Mein Gott, ich kann das verstehen. Vermutlich wollte ich nur nicht so allein mit all den vornehmen Leuten hier sein!« Er lachte.
    »Berichten Sie bitte genau!« forderte ich ihn auf. Sein Gesicht rötete sich leicht. Es wirkte seltsam fremd über dem zu engen Hemdkragen.
    »Wir waren alle zusammen noch in der Bar. Dort haben wir über den Fall geredet. Ist ja klar; und dann wollte Ruth heim, und ich setzte sie vor ihrem Haus ab. Weiter weiß ich nichts!«
    »Sie gingen nicht mit nach oben?«
    »Nein, ich fuhr gleich her. Meine Eltern warteten schon auf mich!«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo Miß Ripley sein könnte, wenn sie nicht in ihrem Apartment ist?« fragte ich. Clints Gesicht verhärtete sich.
    »Nein«, flüsterte er kaum ’hörbar. »Wir sind heimlich verlobt. Ich dachte, alles zwischen uns wäre in Ordnung. Aber heute, als ich sie einlud, da war sie so anders, so sonderbar. Ich weiß nicht, ob sie einen anderen Mann… ich meine, da ist zum Beispiel dieser Martens… nein, ich weiß nichts!« Er setzte sich auf die Lehne eines Sessels und ließ den Kopf hängen.
    Auf der anderen Seite öffnete sich die Tür und Carson trat
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