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0483 - Das Girl, das zuviel wußte

0483 - Das Girl, das zuviel wußte

Titel: 0483 - Das Girl, das zuviel wußte
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liegen. Sie packte die Griffe und hastete über den aufgeworfenen Schotter. Er gab unter ihr nach, und sie rutschte in den ausgeschachteten Kanal hinein.
    Die Erdwände umschlossen sie gerade und glatt.
    Einen Moment lang blieb sie reglos liegen. Die Erde war weich und trocken Ruth kämpfte mit dem Verlangen, die Augen zu schließen und alles einfach auf sich zukommen zu lassen.
    Aber der Lebenswille war stärker.
    Sie hörte das leise Schrammen, mil dem seine Schuhe an der Bretterwand hochschoben, dann tauchte sein Hut auf, und Ruth wunderte sich, daß sie ihn gegen den Himmel so deutlich sehen konnte, obwohl es rundherum dunkel war. Sie schmiegte sich flach in die tiefe Kuhle hinein und senkte den Kopf, um ihm nicht ihre helle Gesichtsfläche zu zeigen.
    Er kam nicht auf die Idee, sie unten im Kanal zu suchen. Vorsichtig tastete er sich am oberen Rand der Baustelle entlang bis zum zweiten Bauzaun. Wieder hörte Ruth seine Schuhe gegen die Bretter stoßen, als er sich hochzog und, durch den langen Mantel behindert, hinüberschwang. Sie wartete das Auftreten seiner Füße auf der anderen Seite nicht mehr ab. Sie richtete sich auf, packte einen der herumliegenden Stützbalken, lehnte ihn schräg gegen die Grubenwand und arbeitete sich nach oben. Sie mußte ihre Reiselasche unten lassen, sie verlor einen Schuh und kurz darauf auch den zweiten, sie fiel unzählige Male hin und brach sich zwei Fingernägel ab, aber dann schaffte sie es. Sie stand schweratmend oben und hatte nur noch den ersten Bauzaun vor sich, um wieder in der Straße zu sein. Bei Häusern, Menschen und Telefonzellen!
    Aber diesmal wirkte der Bauzaun wie ein unüberwindliches Hindernis. Viele Male versuchte Ruth hinüberzukommen. Was sie vorhin mit einem Schwung geschafft hatte, wollte ihr jetzt nicht mehr glücken. Erschöpft glitt sie zum x-tenmal ab und blieb unglücklich am Boden hocken.
    Da sah sie das Tor.
    Ein richtiges Tor mit einem Riegel. Denn schließlich konnten die Arbeiter nicht den ganzen Tag Kletterübungen machen.
    Ruth mußte lächeln. Es war zu einfach. Sie schob den Riegel herum und stand auf der Straße.
    Aber sie suchte kein Telefon.
    Sie läutete auch nicht bei einem der Häuser und bat um Hilfe.
    Sie humpelte auf Strümpfen bis zu der Straße, in der ihr Apartmenthaus stand und setzte sich hinter das Steuer ihres Fiat. Die Straße war wie ausgestorben.
    Als sie den kleinen Mbtor anließ, heulte er laut durch die Stille. Er übertönte auch den anderen Wagen, der gleichzeitig angelassen wurde.
    Ruth hatte in ihrem Auto ein zweites Paar Schuhe, flache Slipper zum Autofahren. Sie zog sie an und richtete ihr Gesicht im Rückspiegel etwas her. Dann stellte sie den Spiegel wieder richtig ein. Aber sie bemerkte nichts Auffälliges.
    Eine ganze Reihe Wagen parkten in der Straße, aber keiner von ihnen schien besetzt.
    Ruth gab Gas und lenkte ihren kleinen Wagen hinaus auf die Straße.
    Sie dachte an die Fahrt in der,vergangenen Nacht und an ihre Reisetasche, die sie in der Baugrube gelassen hatte.
    Ruth fuhr bis zur Third Avenue durch und fühlte sich jetzt ruhig und sicher. Rund um sie leuchteten die Milliarden Lichter von Manhattan in allen Farben, die Autos fuhren an ihr vorbei oder kamen ihr entgegen, und die beiden Scheinwerfer, die die ganze Zeit hinter ihrem Wagen geblieben waren, fielen ihr nicht auf.
    Ruth hielt vor einem kleinen Hotel. Es lag etwas zurück, und sie hatte dort gewohnt, als sie vor fünf Jahren nach New York gekommen war. Der Portier musterte sie zwar etwas erstaunt, gab ihr aber ein Zimmer und brachte sie selbst nach oben.
    Ruth hatte nur einen Gedanken: Duschen und dann schlafen. Sie kam nicht auf die Idee, die Vorhänge ihres Zimmers noch einmal zurückzuziehen und auf die Straße zu schauen. Sonst wäre ihr vielleicht der Mann aufgefallen, der auf der anderen Straßenseite stand und dort zum Hotel heraufschaute.
    ***
    Während Phil und Ray Sheridan zu Jackson Lewis und Barry Lennox fuhren, hielt ich vor dem Haus an, in dem ,Steward Martens, der Kameramann, wohnen sollte. Es war eine ziemlich schäbige Mietskaserne an der East-Side, und ich wunderte mich, denn das Gehalt eines Kameramannes bei eiher Werbefilmfirma hätte ich höher eingeschätzt.
    Martens' Name stand an der Tür im fünften Stock.
    Einen Fahrstuhl gab es nicht, und die Deckenbeleuchtung war grell und zeigte die Schäbigkeit noch deutlicher. Ich fand keine Klingel und klopfte deshalb leise an die Tür von Martens. Innen hörte ich jemanden
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