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048 - Cinemania

048 - Cinemania

Titel: 048 - Cinemania
Autoren: Bernd Frenz
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beanspruchte. Im Vergleich zu Aruulas Bihänder war sie nur ein Zahnstocher, ließ sich dafür aber wesentlich einfacher führen.
    Matts Fechtkünste waren vergleichsweise bescheiden. Pieroo, der Häuptling eines Barbarenstammes hatte ihm während der Überfahrt nach Meeraka die Grundbegriffe beigebracht, die er mit Aruula bei abendlichen Stockkämpfen verfeinerte. Was dem US-Piloten jedoch im Umgang mit der Klinge fehlte, war echte Zweikampfpraxis.
    Die drei dunkelhäutigen Gestalten, die ihnen gegenüberstanden, waren allerdings auch keine Meister der Kampfkunst. Die übertrieben lässige Art, mit der sie ihre Speere hielten, mochte ein paar ängstliche Kaufleute beeindrucken, ließ jedoch auf mangelnde Technik schließen.
    Es waren Mechicos. Das war nicht nur an der farbenfrohen Kleidung und dem protzigen Silberschmuck zu erkennen, darauf ließen vor allem die drei gesattelten Riesenlibellen neben der Sternwarte schließen. Schon zu Matts Zeiten hatten in Los Angeles mehr Latinos als Weiße und Schwarze gelebt. Vermutlich sah die ethnische Struktur heute nicht viel anders aus, denn das einstige Mexiko lag nur drei Tagesmärsche entfernt.
    Die Bellitreiter hatten sie wohl aus der Luft erspäht und waren lautlos am Observatorium gelandet. Ein Pärchen, das den Sonnenaufgang genoss, hielten sie für leichte Beute.
    Matt nahm Grundstellung ein und richtete sein Schwert so aus, dass es auf Körpermitte vor ihm empor ragte. Dabei zog er ein Gesicht, als ob er schon unzähligen Gegnern den Leib aufgeschlitzt hätte. Eine grimmige Miene half manchmal einen Kampf zu vermeiden.
    Das Gelächter der Bellitreiter verebbte.
    In ihren braunen Augen blitzte die Erkenntnis, dass sie sich verschätzt hatten. Trotzdem zeigten sie nicht die geringste Spur von Furcht.
    Es waren derbe Burschen, deren spontane Aktionen ihnen nicht die Zeit ließen, über den eigenen Tod nachzudenken.
    Ihr Wortführer war ein Schmachthaken, der sein rotes Kopftuch bis zu den Augenbrauen herabgezogen hatte. Die Art, wie es geknotet war, erinnerte an ein Gangmitglied des 21. Jahrhunderts, sein weit geschnittenes Hemd und die enge Lederhose dagegen an einen Karibikpiraten. Der Speer in seiner Linken richtete sich unvermittelt auf Matt.
    »Vorsicht, Pale«, drohte er. »Wer die Mechicos auf ihrem Gebiet bedroht, ist des Todes!«
    Matt ließ seine Schwertspitze einige Zentimeter sinken, obwohl er damit die Verteidigungsposition schwächte. »Immer mit der Ruhe«, versuchte er die Situation zu entspannen. »Wir sind fremd hier und wussten nicht, dass wir uns auf eurem Gebiet aufhalten.« Die Lippen des Mechicos spalteten sich zu einem höhnischen Grinsen, denn er hielt die versöhnlichen Worte für ein Zeichen der Schwäche. Statt zu vermitteln, hatte Matt genau das Gegenteil erreicht. Sein Gegner fühlte sich wieder überlegen. Mit gierigem Blick sah er zu Aruula hinüber.
    »Schnappt euch die Kleine«, befahl er seinen Gefährten. »Aber lebend! Sie soll unserem Stamm erklären, warum sie mit einem Meerakaner herumhängt!«
    »Richtig, Perdido«, antwortete eine überraschend hohe Stimme. »Die Sista ist eine Schande für jede echte Mechica! Als wenn es bei uns nicht genügend gute Männer gäbe.«
    Matt kniff die Augenlider zusammen, um den Sprecher genauer zu betrachten. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Er eine Sie war. Etwas flachbrüstiger als Aruula, aber ebenso Braun gebrannt. Das war wohl der Grund, warum sie die Barbarin für eine Angehörige ihres Volkes hielt.
    Die Mechica war ebenfalls mit Kopftuch, weitem Hemd und Wildlederhose bekleidet. Zusammen mit dem Dritten im Bunde nahm sie ihren Speer in beide Hände und stürmte auf Aruula zu.
    »Wartet!«, fuhr Matt dazwischen. »Es gibt keinen Grund zu kämpfen!« Seine Worte stießen auf taube Ohren. Es war zu spät, um die Sache friedlich zu bereinigen.
    Aruula hatte das längst begriffen. Statt auf die Angreifer zu warten, sprang sie vor und ließ die Klinge kreisen. Sie bewegte sich so schnell und routiniert, dass sie ihre Gegner zu schwerfälligen Anfängern degradierte. Krachend splitterte der Speer der Frau in Stücke. Den Rückschwung nutzend, wirbelte Aruula herum und hämmerte ihren Schwertgriff unter das Kinn des Mechicos.
    Matt kam nicht dazu, die Technik seiner Gefährtin zu bewundern, denn er musste sich seiner eigenen Haut wehren. Perdido schleuderte den Speer nach ihm. Die Attacke erfolgte zu schnell, um bewusst zu handeln. Matts reagierte reflexartig. Sein Oberkörper pendelte zur
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