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0479 - Die Nacht der bösen Angela

0479 - Die Nacht der bösen Angela

Titel: 0479 - Die Nacht der bösen Angela
Autoren: Jason Dark
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streichelte er ihre Schultern, und Angela erschauderte. Dabei lächelte sie und wünschte sich, daß er die Berührung weiterführte und auch über andere Stellen ihres Körpers strich.
    Es lag noch nicht lange zurück, da war in ihrem Körper ein neues Gefühl erwacht. Ein Prickeln und Brausen, manchmal ein Jubeln, wenn sie die jungen Männer beobachtet hatte. Sie fühlte sich immer stärker zum anderen Geschlecht hingezogen, nur durfte sie das nicht offen zeigen. Ihre Zieheltern wären entsetzt gewesen.
    Aber der Drang hatte sich dermaßen verstärkt, daß sie mit Romain Bloch mitgegangen war, ohne zu überlegen und auch ohne es ihren Zieheltern zu sagen.
    Nun standen sie sich im dunklen Wald gegenüber. Der Boden gab die Sonnenwärme des Tages ab, während sich in Baumhöhe feuchte Schleier bildeten, die sich im Geäst verteilten.
    Angela schaute nur in das Gesicht des Mannes. Sie kannte ihn erst seit wenigen Tagen, und er war ihr nicht fremd. So vertraut eigentlich wie kein anderer Mensch.
    War das Liebe?
    »Es ist nicht mehr weit«, sagte er mit seiner dunklen Stimme, die einen weichen Klang angenommen hatte. »Wir werden das Pferd hier grasen lassen und gehen.«
    »Gehen?« wiederholte sie leise. »Wohin wollt Ihr mich führen?«
    »Dorthin, wo wir den Bund schließen werden.«
    »In eine Kirche?«
    Er ließ sie plötzlich los, und sein Mund verzerrte sich. Drohend rückten die Enden der Augenbrauen auf einander zu, so daß sie sich fast über der Nasenwurzel trafen.
    Angela erschrak. »Bitte, entschuldigt, wenn ich etwas Falsches gesagt habe. Ich wußte nicht, daß Ihr… daß Ihr…«
    »Was wußtest du nicht?«
    »Daß Ihr die Kirche nicht mögt. Aber wenn wir einen Bund schließen wollen, dann…«
    »Es ist kein Bund, so wie du ihn dir vorstellst, meine Liebe. Unser Ziel ist ein anderes. Es sind die Gräber meiner Ahnen.« Die letzten Worte hatte er dunkel klingend ausgesprochen und ihnen etwas von dieser Unheimlichkeit gegeben, die das Gebiet der Gräber umflorte.
    Angela hatte verstanden. Es gab Dinge, vor denen sie sich besonders fürchtete. Das waren die alten Friedhöfe, die versteckt liegenden Leichenacker. Grabsteine hatten für sie etwas Unheimliches an sich. Sie erinnerten an Blut und Tod. Sie hatte gesehen, wie Männer in wilden Kämpfen fielen und deren Blut in der Erde versickerte.
    Romain lächelte. »Was fürchtest du dich? Ich sehe es deinem Gesicht an, daß du Angst hast, aber die Toten werden dir nichts tun. Sie liegen in der Erde und warten. Und ihre Seelen werden sich erheben, um den Bund zu besiegeln, den wir schließen werden. Du und ich, wir beide sind etwas Besonderes. Wir sind dazu ausersehen, in einer fernen Zeit für denjenigen zu sorgen, dem wir dienen.«
    »Ich verstehe Euch nicht…« Angela hob ihre schmalen Schultern und hörte das beruhigend klingende Lachen des Mannes.
    »Du brauchst nichts zu verstehen. Du mußt nur das tun, was ich dir sage. Willst du es?«
    »Ja, ich möchte.«
    »Dann ist es gut. Wir werden keine Schwierigkeiten bekommen, das kann ich dir versprechen. Wenn der Bund einmal geschlossen worden ist, kann ihn niemand mehr trennen. Du darfst es dir als eine Ehre anrechnen, daß du für eine dieser großen Aufgaben ausgewählt worden bist. Nicht jede Person wäre in Frage gekommen, aber du bist geboren worden, um Geschichte zuschreiben. Irgendwann einmal werden die Menschen Angst vor dir haben, aber darüber wollen wir jetzt nicht reden. Du mußt mir nur vertrauen. Willst du das?«
    »Ja, ich möchte.«
    Romain Bloch legte seinen Arm um die Schultern des Mädchens und drückte es an sich. Er sah noch einmal zu seinem Pferd hinüber, das friedlich graste. Die letzten Meter mußten sie ohne das Tier zurücklegen, denn der Wald wuchs wieder dichter zusammen.
    Sie blieben beisammen, als sie sich ihren Weg durch das Unterholz bahnten. Angela preßte sich eng gegen den Körper des Mannes. Manchmal flog ein Schauer über ihren Rücken, wobei ihr dann eiskalt wurde, bis sie sich wieder an den Druck seiner Hand gewöhnte, der ihr eine so große Sicherheit gab.
    Mit diesem Mann wäre sie überallhin gegangen, selbst in die weiteste Fremde.
    Sie waren über eine Stunde geritten. So weit hatte sich Angela noch nie von ihrem Haus entfernt.
    Und sie wunderte sich darüber, daß der Boden weicher wurde, die hohen Bäume verschwanden und sich auch die Form des Unterholzes veränderte. Es war nicht mehr so knorrig und bestand auch nicht aus einem Wirrwarr von Ästen. Farne und
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