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0479 - Die Nacht der bösen Angela

0479 - Die Nacht der bösen Angela

Titel: 0479 - Die Nacht der bösen Angela
Autoren: Jason Dark
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worden?«
    »Ja.«
    Ich kniff ein Auge zu. »Eigentlich nicht möglich - oder was meinst du dazu?«
    »So sieht es zu Beginn aus. Denkt man länger darüber nach, sieht die Sache anders aus.«
    »Und wie bitte?«
    »Kann sie nicht zurückgekehrt sein?«
    »Aus dem Sumpf?«
    »Weshalb nicht, John? Du hast doch auch schon mit lebenden Moorleichen zu tun gehabt.«
    »Das allerdings.«
    »Ich gehe davon aus, daß diese Angela, aus welchen Gründen auch immer, zurückkehrte.«
    »Und gesehen worden ist.«
    »Genau.«
    »Dann werden wir sie suchen.« Ich blickte auf meine Uhr. »Am besten ist es, wenn wir morgen früh zeitig losfahren. Wie weit müssen wir noch reisen?«
    »Hättest du eine frühere Maschine bekommen, wären wir schon da. Ich sage mal, daß wir gegen neun Uhr losfahren. Es sind nur rund fünfzig Kilometer. Der Ort heißt Tullmer. Ein kleines Kaff, mehr nicht. Es liegt am Rand der Vogesen. Landschaftlich sehr schön.«
    »Auch schneefrei?«
    »Das Dorf möglicherweise. Für die Berge kann ich natürlich nicht garantieren.«
    Ich stand auf. »Okay, Abbé, bis morgen dann. Ich hoffe, gut schlafen zu können.«
    »Ja, das ist wichtig. Vielleicht müssen wir uns die nächsten Nächte auf der Suche nach der bösen Angela um die Ohren schlagen. Du weißt ja, da kann sehr schnell etwas eskalieren.«
    »Und wie.«
    Der Abbé nickte mir zu. »Gute Nacht, John. Träum was Schönes. Vielleicht sogar von der bösen Angela.«
    Ich war schon an der Tür und drehte mich noch einmal um. »Also da wüßte ich etwas Besseres.«
    »Und was?«
    »Lieber von der schwarzen Glenda träumen als von der bösen Angela.«
    »Auch von der blonden Jane?«
    »Ja, dagegen hätte ich auch nichts«, erwiderte ich lachend und betrat den Flur.
    Er war nicht lang, dafür sehr eng. Auf die Wände hatte man Rauhputz geschlagen. Zwischen den einzelnen Zimmertüren hatten Bilder ihre Plätze gefunden, und rechts befand sich das Bad. Daneben die schmale Toilettentür.
    Ich betrat mein Zimmer. Es war ebenso eng wie das des Abbé. Vor dem Fenster blieb ich stehen.
    Mein Blick glitt über den nächtlichen Himmel, der nicht so dunkel war, weil ein Vollmond seinen fahlen Schein abgab und die Weite des Firmaments so erhellte, daß sie einen Grauschimmer angenommen hatte. Die Farbe gefiel mir nicht. Sie war irgendwie anders, fahler. Das Grau wirkte auf mich wie eine dünne Wand, hinter der sich irgend etwas verbarg, das sich bald zeigen würde.
    Erst jetzt hatte ich den richtigen Vergleich gefunden. Dieser Nachthimmel roch nach Unheil.
    Ich gehöre zwar nicht zu den übersensiblen Menschen mit zielgenauen Vorausahnungen, aber das Gefühl der Bedrückung stellte sich schon bei mir ein. Ich konnte mich nicht dagegen wehren, aber dieser Fall, den ich bisher nur in der Theorie kannte, schien eine erschreckende Düsternis zu beinhalten.
    Mit diesen Gedanken streifte ich meine Kleidung ab und legte mich in das weiche Bett.
    Trotz der Bedrückung fielen mir die Augen zu. Schlaf war immer noch das beste Mittel, um sich fit zu halten…
    ***
    Auch in Tullmer war es Nacht geworden. Eigentlich eine Winternacht wie viele andere auch. Und doch war sie anders. Die meisten Menschen gingen bei Anbruch der Dunkelheit in ihre Häuser und schlossen sich regelrecht ein. Sie verriegelten nicht nur die Türen, auch, wenn es möglich war, ihre Fenster, denn seit einigen Tagen schlich das Unheil durch den Ort.
    Es war die böse Angela…
    Eine gefährliche, unheimliche Person. Ein Alptraum aus alter Zeit, der wahrgeworden war und nun wie ein Fluch über den Menschen des kleinen Elsaß-Dorfes lag.
    Die Menschen hatten nicht nur Angst. Sie plagte auch so etwas wie ein schlechtes Gewissen, weil sie alle mittlerweile wußten, was damals in der Nähe von Tullmer geschehen war. Man hatte eine alte Chronik gefunden, und diese war ausgerechnet in die Hände eines Reporters gelangt, der darüber in einer Zeitschrift berichtete. Sogar in einer lokal ausgestrahlten Radiosendung hatte er darüber gesprochen. Aus diesem Grunde war praktisch jeder informiert.
    Man hatte untereinander darüber gesprochen und war zu dem Ergebnis gelangt, daß Tullmer heimgesucht werden sollte. Die Menschen, denen die böse Angela begegnet war, hatten angstvoll und flüsternd von ihr gesprochen. Sie waren nach der Begegnung in wilder Panik weggerannt, froh, noch am Leben zu sein.
    Zu denen, die Bescheid wußten und eine Begegnung überstanden hatten, gehörte auch die Familie Cingar. Gérard Cingar hatte sie
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