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0479 - Die Nacht der bösen Angela

0479 - Die Nacht der bösen Angela

Titel: 0479 - Die Nacht der bösen Angela
Autoren: Jason Dark
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dünne Oberfläche, die einbrach wie tauendes Eis.
    Er spürte noch den Ruck, fiel in die Tiefe und schrie auf, denn er hatte sich überschlagen und konnte erkennen, was im Boden der Fallgrube steckte.
    Pfähle!
    Mindestens ein halbes Dutzend. Geschnitzt aus bestem Eichenholz und mit den Spitzen nach oben zeigend.
    Sie haben es also gewußt, dachte er. Die verdammten Dörfler waren schlauer, als er angenommen hatte.
    Dann schlug er auf.
    Es erwischten ihn nicht alle Pflöcke, aber die drei reichten auch. Sie bohrten sich an verschiedenen Stellen durch seinen Körper. Zweimal spürte er keinen Schmerz, doch der dritte Pfahl drang in sein Herz.
    Da wollte es ihn zerreißen!
    Er brüllte schaurig auf, so daß die Echos der Schreie durch die Fallgrube wetterten. Es war sein Tod, das Ende eines Blutsaugers, und seine letzten Gedanken galten Angela.
    Sie hatte er noch ins Spiel gebracht, und davon wußten die Dörfler nichts, die ihre Verstecke verlassen hatten, am Rand der Fallgrube standen und zuschauten, wie der Körper des Blutsaugers allmählich braun wurde und verfaulte.
    Der Pfarrer schlug ein Kreuzzeichen. »Dieser unselige Fluch ist dank eurer Mithilfe gelöscht worden.«
    Die anderen nickten.
    Doch sie und der Pfarrer sollten sich irren, auch wenn sie den Neubeginn nicht mehr erlebten, weil kein normaler Mensch zweihundert Jahre alt wird…
    ***
    Warme und kalte Luft trafen auf einander, so daß gewaltige Kräfte frei wurden, die sich auch entluden. Es kam zu einem Gewitter.
    Nicht nur das. Ein regelrechtes Unwetter tobte über dem Land und hüllte es in ein Wechselspiel aus Blitz, Donner, Regen, Hagel und sogar Schnee.
    Die Gewalten schienen aus der tiefsten Hölle zu kommen. Sturmböen rüttelten an den Bäumen, rissen Zweige und Äste ab, als wären es tote Arme, schleuderten sie von sich und wühlten sich auch bis in das Gebiet hinein, wo der Sumpf lag und auf Opfer lauerte.
    Der Wind peitschte das Gras, drückte die Spitzen der Oberfläche zu, wo sie eintauchten und von den Wellen des Sumpfwassers überrollt wurden. Die Blitze jagten ebenfalls in das Wasser oder fanden ihren gezackten Weg in die knorrigen Gebilde der Büsche.
    Im Innern des Sumpfs tat sich etwas.
    Blitz und Donner waren wie ein Ruf, der diejenige Person erreichte, die der Schlamm über lange Jahre festgehalten hatte.
    Die Botschaft kam an…
    In der Tiefe des Sumpfes öffneten sich lange Arme, um diejenige freizulassen, die durch das Gewitter geweckt worden war. Kräfte verschoben sich, packten die Gestalt, drehten sie, richteten sie auf und schoben sie der Oberfläche entgegen, die sie sehr schnell durchbrach.
    Zuerst erschienen zwei gespreizte Hände, an denen Schlamm und Wasser herabrann. Die Arme folgten, der Kopf mit den verklebten Haaren und ein wachsbleiches Totengesicht.
    Bis zu den Hüften tauchte die Gestalt auf, begleitet von dunstigen Schaden, die der orkanartige Wind sofort wieder zerriß. Er peitschte auch die Haare hoch, ohne die einzelnen Strähnen jedoch lösen zu können. So wirbelte das schwarze Vlies um den Kopf der Frau mit dem bleichen Gesicht, die ihre Arme zur Seite hin ausstreckte, als wollte sie sich nach dem langen Schlaf zunächst einmal recken.
    Sie stemmte sich gegen den Wind, öffnete plötzlich die Augen und starrte in den Himmel, wo die Gewalten tobten und der Sturm die Wolken hetzte.
    Wieder war Vollmond.
    Und den sah die Gestalt!
    Eingroßes, rundes, gelbes Auge glotzte auf sie nieder, und sie spürte die gleiche Kraft wie damals in der Zeit, an die sie sich nicht mehr erinnern konnte.
    Der Mond war ihr Freund!
    So weit wie möglich drückte sie den Oberkörper zurück und starrte die Scheibe an. Groß und rund waren ihre Augen, der Mund stand offen, die beiden Vampirzähne rechts und links blitzten, und aus ihrem Rachen drang ein tierisch anzuhörender Schrei.
    Er hallte in den Donner hinein, wurde von ihm verschluckt, übertönt, aber er war gleichzeitig ein Startsignal für Angela.
    Die Welt hatte sie wieder, und das würden die Menschen zu spüren bekommen.
    Sie schüttelte sich, als hätte jemand Wasser über ihren Körper gegossen. Dann setzte sie sich in Bewegung. Zuerst sehr schwerfällig, weil sie den Sumpf durchwaten mußte, dann hatte sie sich an den Widerstand des Wassers und den aufgewühlten Schlamm gewöhnt und lief dorthin, wo sich der Grashügel aus dem Sumpf erhob.
    Wie damals…
    Als sie ihn sah, kehrten die Erinnerungen zurück. Sie dachte an den Vampir, der ihr das Blut ausgesaugt
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